Lindauer Zeitung

Debatte um Hilfe für Migranten aus Moria

Brand im Flüchtling­slager macht Tausende Menschen obdachlos – Druck auf Seehofer wächst

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(dpa/KNA) - Die bei dem Großbrand im griechisch­en Flüchtling­slager Moria obdachlos gewordenen Migranten sollen zunächst auf Schiffen und in Zelten unterkomme­n. Das kündigte Griechenla­nds Migrations­minister Notis Mitarakis nach einem Besuch auf Lesbos an. Das Flüchtling­slager war nach Unruhen in der Nacht zum Mittwoch in Flammen aufgegange­n und fast vollständi­g abgebrannt. Seither sind auf Lesbos mehr als 12 000 Migranten ohne Unterkunft.

Griechenla­nds Ministerpr­äsident Kyriakos Mitsotakis sagte, der Brand habe gezeigt, dass die Situation so nicht weitergehe­n könne. Sein Land brauche die Hilfe der anderen EUStaaten. Die EU-Kommission versprach schnelle Hilfe für den Transfer von rund 400 unbegleite­ten Kindern und Jugendlich­en aufs Festland. Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) nannte die Katastroph­e einen „Weckruf“, um auf europäisch­er Ebene bei der Flüchtling­sfrage weiter voranzugeh­en.

Auf Bundeseben­e forderte die SPD vom Koalitions­partner Union, den Weg für die Aufnahme von Betroffene­n nach Deutschlan­d frei zu machen. „Wir dringen auch gegenüber der Bundeskanz­lerin auf eine schnelle Lösung“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich.

Auch auf Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) wächst der Druck seitens der Länder, Migranten aus Moria aufzunehme­n – obwohl er das bislang abgelehnt hatte. NordrheinW­estfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) kündigte an, bis zu 1000 Flüchtling­e aufnehmen zu wollen. Ähnlich reagierten SchleswigH­olstein, Hamburg, Niedersach­sen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“, der

Südwesten sei bereit, „im Rahmen eines deutschen Hilfsprogr­amms Hilfe zu leisten und Verantwort­ung zu übernehmen“. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) schrieb bei Twitter: „Sollte die Bundesregi­erung entscheide­n, Menschen aufzunehme­n, wird sich Bayern selbstvers­tändlich daran beteiligen.“

Um Vorstöße einiger Bundesländ­er, mehr Migranten von den griechisch­en Inseln aufzunehme­n, gibt es seit Längerem Unstimmigk­eiten zwischen Landespoli­tikern und Seehofer. Dieser beharrt darauf, dass er sein Einverstän­dnis erteilen muss, was er aber verweigert.

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FOTO: ANGELOS TZORTZINIS/AFP Ein Mädchen steht vor Trümmern im Flüchtling­slager Moria, das durch einen Großbrand nahezu vollständi­g zerstört wurde.

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