Wenn Herr Trump das Sparschwein füllt
Beim Geld hört die Freundschaft auf – aber manchmal fängt sie beim Geld erst richtig an. Etwa in Oberösterreich, wo eine Reihe von Menschen im Briefkasten einen Scheck über 1200 US-Dollar fand, unterschrieben von einem gewissen Donald J. Trump, seines Zeichens amerikanischer Präsidentendarsteller und unermüdlicher Kämpfer für die Rechte des kleinen Mannes. Wächter von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit.
Jedenfalls hat sich die Stimmung in Oberösterreich, was die Beliebtheit Trumps angeht, schlagartig gedreht. Denn wer 1200 Dollar, umgerechnet rund 1000 Euro, an Leute verschenkt, die er gar nicht so richtig kennt, der kann kein schlechter Mensch sein. Ein wenig verschüchtert wandten sich einige der Beschenkten an die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Die bestätigte die Echtheit der Schecks – und löste sie ein, dagegen sei absolut nichts einzuwenden.
Wenn es um die Annahme von Geld geht, ist der Mensch für seine moralische Elastizität bekannt. Auch der kapitalistische Kalenderspruch „wer zahlt, schafft an“gehört in diese
Kategorie. Warum ausschließlich Oberösterreich – und nicht etwa Vorarlberg oder Wien – bleibt ein Rätsel. Ursprung ist eine Datenpanne bei den US-Behörden, die Geld auch an rund eine Million bereits aus dem irdischen Leben Geschiedener verschickten. Die fröhlichen Oberösterreicher stört das freilich wenig. Sich bei dem Herrn im Weißen Haus zu revanchieren, wird aber schwierig. Denn noch ist Oberösterreich kein US-amerikanischer Bundesstaat und damit nicht wahlberechtigt. (nyf)