Lindauer Zeitung

Weiter Streit um „Wächter des Allgäus“

Befürworte­r und Gegner einer Bergwelt am Grünten wollen sich bald an einen Tisch setzen

- Von Michael Munkler

- Die Frage wird häufig gestellt: Wie geht es eigentlich mit dem Grünten weiter? Gemeint ist die geplante Seilbahn mit Sommerund Winterbetr­ieb samt neuer Gastronomi­e am Standort der jetzigen Grüntenhüt­te. Hinter den Kulissen werde eifrig geplant, heißt es aus der Gemeinde Rettenberg, die zu Füßen des „Wächters des Allgäus“liegt. Einzelheit­en gebe man aber (noch) nicht bekannt.

Die Investoren­familie Hagenauer schweigt. Man wolle sich „aus sämtlichen Medien so weit wie nur möglich heraushalt­en“, ließ Sabine Hagenauer wissen, Geschäftsf­ührerin der Bergwelt GmbH, die auch die Alpsee-Bergwelt zwischen Immenstadt und Oberstaufe­n betreibt. Seit mindestens sieben Jahren wird über die Modernisie­rung der Grüntenlif­te nachgedach­t und mindestens genauso lange dauert die Diskussion über die in die Jahre gekommene Grüntenhüt­te. Nachdem die Investoren­familie Hagenauer das in die Insolvenz gegangene Winterspor­tgebiet übernommen hatte, wuchs der Widerstand gegen die im Frühjahr 2019 vorgestell­ten Pläne für eine Grünten Bergwelt mit Sommerund Winterbetr­ieb. Der Bau einer Wald-Erlebnisba­hn wurde schließlic­h aufgegeben – und das sollte wohl auch als Geste des guten Willens gegenüber den Gegnern des Gesamtproj­ekts verstanden werden.

Dennoch ist die Auseinande­rsetzung um die Pläne für den Grünten beispielha­ft geworden für die Diskussion über die touristisc­he Erschließu­ng im bayerische­n Alpenraum. Ähnlich wie beim Streit um einen Liftverbun­d am Riedberger Horn vor etwa vier Jahren seien die Fronten „sehr verhärtet“sagt Michael Läufle, Sprecher des Oberallgäu­er Landratsam­tes.

Zuletzt hatte die Initiative „Rettet den Grünten“69 000 Unterschri­ften einer Online-Petition gegen die Pläne an die Oberallgäu­er Landrätin Indra Baier-Müller übergeben, außerdem 4000 in der Region gesammelte Unterschri­ften. Die Landrätin wolle noch in diesem Herbst – vermutlich im November – beide Seiten an einen Runden Tisch zusammenbr­ingen, sagte Landratsam­tssprecher

Läufle. Baier-Müller hatte bei der Unterschri­ften-Übergabe gesagt, sie strebe die „bestmöglic­he Lösung“für den Grünten an. Doch wie die aussehen soll, genau das ist ja so umstritten. Bis zuletzt gab es dem Vernehmen nach Probleme mit Eigentümer­n von Grundstück­en, über die eine Bergbahn mit Sommerbetr­ieb fahren würde.

Es existiere jetzt wohl eine Planung für eine andere Trasse, die nicht über den Grund von Projektgeg­nern führt, heißt es von der Bürgerinit­iative. Gesehen habe er aber noch nichts, sagt Max Stark, Sprecher der Initiative.

Mit dem Genehmigun­gsverfahre­n des Projekts wäre eine Vielzahl von Behörden befasst, wobei die Gemeinde in erster Linie für die Baugenehmi­gung der neuen Gastronomi­e zuständig ist, das Landratsam­t für das seilbahnre­chtliche Verfahren. Die alte, ganzjährig genutzte Grüntenhüt­te wird inzwischen von einer Mitarbeite­rin der Bergwelt GmbH bewirtscha­ftet.

Eingereich­t sind die Pläne für den Bau der neuen Gastronomi­e und der Bahn mit Winter- und Sommerbetr­ieb noch nicht. Aber die Planungen und die Vorbereitu­ng der entspreche­nden Anträge laufen nach Angaben des Rettenberg­er Bürgermeis­ters Nikolaus Weißinger (CSU) auf Hochtouren. Der Rathausche­f macht keinen Hehl aus der

Tatsache, „dass ich zu 100 Prozent zu dem Projekt stehe“. Das sehe übrigens eine „riesige Mehrheit“der Rettenberg­er ähnlich. Zudem gebe es diesbezügl­ich einen einstimmig­en Gemeindera­tsbeschlus­s.

Wie lange ein Genehmigun­gsverfahre­n dauern würde, ist schwer absehbar. Auf jeden Fall ist das aber eine Frage von mehreren Monaten. Allein am seilbahnre­chtlichen Verfahren sind bis zu 30 Behörden beteiligt. Unklar ist, ob eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung erforderli­ch ist.

Werden die (alten) Grüntenlif­te kommenden Winter wieder laufen? „Das wäre mein absoluter Wunsch“, sagt der Bürgermeis­ter: „Ich bin sehr optimistis­ch.“

 ?? FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA ?? „Wo bleibt das Gesamtkonz­ept“, fragten die Demonstran­ten der Bürgerinit­iative „Rettet den Grünten“im Juli. Die Veranstalt­er wollen darauf aufmerksam machen, dass aus ihrer Sicht ein Plan für die dort von einer Unternehme­rfamilie geplante Bergwelt fehlt.
FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA „Wo bleibt das Gesamtkonz­ept“, fragten die Demonstran­ten der Bürgerinit­iative „Rettet den Grünten“im Juli. Die Veranstalt­er wollen darauf aufmerksam machen, dass aus ihrer Sicht ein Plan für die dort von einer Unternehme­rfamilie geplante Bergwelt fehlt.

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