Weiter Streit um „Wächter des Allgäus“
Befürworter und Gegner einer Bergwelt am Grünten wollen sich bald an einen Tisch setzen
- Die Frage wird häufig gestellt: Wie geht es eigentlich mit dem Grünten weiter? Gemeint ist die geplante Seilbahn mit Sommerund Winterbetrieb samt neuer Gastronomie am Standort der jetzigen Grüntenhütte. Hinter den Kulissen werde eifrig geplant, heißt es aus der Gemeinde Rettenberg, die zu Füßen des „Wächters des Allgäus“liegt. Einzelheiten gebe man aber (noch) nicht bekannt.
Die Investorenfamilie Hagenauer schweigt. Man wolle sich „aus sämtlichen Medien so weit wie nur möglich heraushalten“, ließ Sabine Hagenauer wissen, Geschäftsführerin der Bergwelt GmbH, die auch die Alpsee-Bergwelt zwischen Immenstadt und Oberstaufen betreibt. Seit mindestens sieben Jahren wird über die Modernisierung der Grüntenlifte nachgedacht und mindestens genauso lange dauert die Diskussion über die in die Jahre gekommene Grüntenhütte. Nachdem die Investorenfamilie Hagenauer das in die Insolvenz gegangene Wintersportgebiet übernommen hatte, wuchs der Widerstand gegen die im Frühjahr 2019 vorgestellten Pläne für eine Grünten Bergwelt mit Sommerund Winterbetrieb. Der Bau einer Wald-Erlebnisbahn wurde schließlich aufgegeben – und das sollte wohl auch als Geste des guten Willens gegenüber den Gegnern des Gesamtprojekts verstanden werden.
Dennoch ist die Auseinandersetzung um die Pläne für den Grünten beispielhaft geworden für die Diskussion über die touristische Erschließung im bayerischen Alpenraum. Ähnlich wie beim Streit um einen Liftverbund am Riedberger Horn vor etwa vier Jahren seien die Fronten „sehr verhärtet“sagt Michael Läufle, Sprecher des Oberallgäuer Landratsamtes.
Zuletzt hatte die Initiative „Rettet den Grünten“69 000 Unterschriften einer Online-Petition gegen die Pläne an die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller übergeben, außerdem 4000 in der Region gesammelte Unterschriften. Die Landrätin wolle noch in diesem Herbst – vermutlich im November – beide Seiten an einen Runden Tisch zusammenbringen, sagte Landratsamtssprecher
Läufle. Baier-Müller hatte bei der Unterschriften-Übergabe gesagt, sie strebe die „bestmögliche Lösung“für den Grünten an. Doch wie die aussehen soll, genau das ist ja so umstritten. Bis zuletzt gab es dem Vernehmen nach Probleme mit Eigentümern von Grundstücken, über die eine Bergbahn mit Sommerbetrieb fahren würde.
Es existiere jetzt wohl eine Planung für eine andere Trasse, die nicht über den Grund von Projektgegnern führt, heißt es von der Bürgerinitiative. Gesehen habe er aber noch nichts, sagt Max Stark, Sprecher der Initiative.
Mit dem Genehmigungsverfahren des Projekts wäre eine Vielzahl von Behörden befasst, wobei die Gemeinde in erster Linie für die Baugenehmigung der neuen Gastronomie zuständig ist, das Landratsamt für das seilbahnrechtliche Verfahren. Die alte, ganzjährig genutzte Grüntenhütte wird inzwischen von einer Mitarbeiterin der Bergwelt GmbH bewirtschaftet.
Eingereicht sind die Pläne für den Bau der neuen Gastronomie und der Bahn mit Winter- und Sommerbetrieb noch nicht. Aber die Planungen und die Vorbereitung der entsprechenden Anträge laufen nach Angaben des Rettenberger Bürgermeisters Nikolaus Weißinger (CSU) auf Hochtouren. Der Rathauschef macht keinen Hehl aus der
Tatsache, „dass ich zu 100 Prozent zu dem Projekt stehe“. Das sehe übrigens eine „riesige Mehrheit“der Rettenberger ähnlich. Zudem gebe es diesbezüglich einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss.
Wie lange ein Genehmigungsverfahren dauern würde, ist schwer absehbar. Auf jeden Fall ist das aber eine Frage von mehreren Monaten. Allein am seilbahnrechtlichen Verfahren sind bis zu 30 Behörden beteiligt. Unklar ist, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist.
Werden die (alten) Grüntenlifte kommenden Winter wieder laufen? „Das wäre mein absoluter Wunsch“, sagt der Bürgermeister: „Ich bin sehr optimistisch.“