Lindauer Zeitung

Die Superhelde­n machen was durch

„X-Men: The New Mutants“ist eine Mischung aus vielen Motiven und ein Horrortrip

- Von Rüdiger Suchsland

lles neu bei●den „X-Men“, eine der ältesten und erfolgreic­hsten Superhelde­nreihe: Nachdem die Marke an Disney verkauft wurde, gibt es jetzt ein jugendlich­es Spin-Off mit unbekannte­n Gesichtern und einer Handlung, die sich von den bisherigen Filmen gelöst hat.

„Breakfast Club“meets „Girl, Interrupte­d“meets Superhelde­n-Genre – so kann man diesen ersten Versuch eines Neustarts zusammenfa­ssen und hat mit diesem Kuddelmudd­el aus Motiven schon gleich das Hauptprobl­em benannt: Man will es allen recht machen, landet im Ergebnis aber im Niemandsla­nd.

Der Film beginnt abrupt: Daniele (Blu Hunt) eine junge Cheyenne-Indianerin, die ohne es zu ahnen, eine Mutantin ist, wird von ihrem Vater (Adam Beach) im Reservat aus einem Traum geweckt. Eine unerklärli­che, unaufhalts­ame Macht jagt sie. Sie erwacht angekettet an ein Bett in einem Krankenhau­s auf. Schnell lernt sie ihre Leidensgen­ossen in dieser Einrichtun­g für junge Mutanten kennen: die schüchtern­e bigotte Schottin Rahne (Maisie Williams), den traumatisi­erten Südstaatle­r Sam (Charlie Heaton), den brasiliani­schen Schnösel Bobby (Henry Zaga) und die impulsive Russin Illyana (Anya Taylor-Joy).

Die folgende Handlung spielt mit ominösen inneren Kräften und benutzt den Begriff der Adoleszenz als Metapher für Veränderun­gen, die man nicht kontrollie­ren , und für Verhaltens­weisen, die man nicht erklären kann. Dennoch gibt es einen echten Versuch, in unterhalte­nder Form Sensibilit­ät für Themen wie Missbrauch, psychische Gesundheit,

ASelbstzwe­ifel und andere Herausford­erungen zu vermitteln. Das war schon immer eine Stärke der „XMen“: Sie handeln von Außenseite­rn, vom Anderssein und Fremdheit.

Die fünf Teenies leiden darunter, dass die Manifestat­ionen ihrer Superkräft­e ungewollt Menschenle­ben gekostet haben. Rund um die Uhr werden sie überwacht und analysiert. In Josh Boones Film wandert das ursprüngli­ch gesellscha­ftliche

Drama der von Bryan Singer konzipiert­en Reihe – eine Allegorie auf Menschen, die von der Gesellscha­ft nicht akzeptiert und diskrimini­ert werden – ins Innere der Charaktere: Junge Menschen müssen lernen, sich zu beherrsche­n und Regeln zu akzeptiere­n.

Im Detail litt das ganze Projekt unter den ökonomisch­en Verwerfung­en, die durch den Verkauf des 20th-Century-Fox-Studios an Disney ausgelöst wurden. So wurde dieser 2017 in Neuengland gedrehte Film, verändert und umgeschnit­ten, und erst mal auf Eis gelegt. Dem unentschie­denen und seelenlose­n Ergebnis merkt man diese Vorgeschic­hte leider an.

The New Mutants. Regie: Josh Boone. Mit Maisie Williams, Anya Taylor-Joy, Charlie Heaton, Alice Braga. USA 2020, 94 Minuten, FSK ab 16.

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FOTO: CLAIRE FOLGER/DISNEY/DPA Sie haben’s nicht leicht, die neuen Mutanten (von links): Maisie Williams als Rahne Sinclair/Wolfsbane, Henry Zaga als Roberto da Costa/Sunspot, Blu Hunt als Danielle Moonstar/Mirage, Charlie Heaton als Sam Guthrie/Cannonball und Anya Taylor-Joy als Illyana Rasputin/Magik.

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