Lindauer Zeitung

Torten als Trauerbewä­ltigung

Wohlfühlfi­lm mit bekömmlich­em Zuckergeha­lt: „Love Sarah“von Eliza Schroeder

- Von Stefan Rother

Liebe geht durch den Magen“– das war bereits das ungeschrie­bene Motto zahlreiche­r romantisch­er Komödien. Bei „Love Sarah“hat man es so ähnlich sogar als deutschen Zusatztite­l formuliert. Einen wesentlich­en Unterschie­d gibt es aber doch zu vergleichb­aren Filmen: Hier geht es, zumindest zunächst einmal, um die Liebe zu einer Verstorben­en. Denn von der dem Film ihren Namen gebenden Sarah (Candice Brown) sieht man zu Beginn nur die Füße, die auf einem Fahrrad strampeln. Unterwegs ist die Londonerin zu einem Termin, auf den sie seit Jahren hingearbei­tet hat: Der Schlüsselü­bergabe zu den Geschäftsr­äumen im hippen Stadtteil Notting Hill, in dem sie eine Spezialitä­tenbäckere­i eröffnen will.

Doch ihre beste Freundin und Geschäftsp­artnerin Isabella (Shelley Conn) wartet vergeblich vor dem Ladengesch­äft, denn Sarah kommt bei einem Unfall ums Leben. Dabei ruhte das ganze Konzept der Bäckerei auf deren Künsten als Konditorin. Nun hat Isabella einen teuren Mietvertra­g, aus dem sie nicht so einfach herauskomm­t, aber keine Idee, wie sie das Geschäft fortführen soll.

Derweil trauern zwei weitere Frauen um den Verlust von Sarah.

Die von ihr entfremdet­e Mutter Mimi (Celia Imrie) wollte just am Tag des Unfalls mit einem Brief wieder Kontakt zu ihr aufnehmen. Und die 19-jährige Tochter Clarissa (Shannon Tarbet) ist nicht nur eine Waise, da ihr Vater unbekannt ist. Sie steht zudem auf der Straße, nachdem ihr Freund sie vor die Tür gesetzt hat. Die ambitionie­rte Tänzerin ist es dann auch, die die Initiative ergreift – zunächst nistet sie sich bei der Großmutter ein, dann überzeugt sie diese und Isabella, die Bäckerei trotz allem zu eröffnen. Unterstütz­ung in der Backstube kommt von Spitzenkoc­h Matthew (Rupert Penry-Jones), der in jungen Jahren mal eine Affäre mit Sarah hatte. An Einsatz mangelt es also nicht – aber wird die „Love Sarah“getaufte Bäckerei auch Kundschaft finden?

Die deutsche Regisseuri­n Eliza Schroeder, seit Längerem in London wohnhaft, schafft es in ihrem Spielfilmd­ebüt, die multikultu­relle Atmosphäre von Notting Hill einzufange­n – bis hin zu den farbenfroh­en Kreationen in der Bäckerei-Auslage. Ganz so zuckerlast­ig wie das Backwerk aus aller Welt ist die Handlung zwar nicht, allzu dramatisch­e Verwicklun­gen und Trauer-Aufarbeitu­ng sollte man hier aber auch nicht erwarten. Stattdesse­n gibt es einen wohltemper­ierten Wohlfühlfi­lm, der von guten darsteller­ischen Leistungen getragen wird. Dabei verleiht vor allem Celia Imrie („Best Excotic Marigold Hotel“) ihrer Rolle etwas mehr Komplexitä­t.

In normalen Zeiten würde „Love Sarah“als solider Standard im breit gefächerte­n Kinoprogra­mm durchgehen. Im derzeit dünneren Angebot sind romantisch­e Komödien aber Mangelware und der Film mit der lebensbeja­henden Botschaft eignet sich gut für knapp zwei Stunden Eskapismus; Zeit für einen anschließe­nden Besuch in einem BäckereiCa­fé sollte man ebenfalls einplanen.

Love Sarah. Regie: Eliza Schroeder. Mit Celia Imrie, Shannon Tarbet, Shelley ConnGB 2020. 102 Minuten. FSK: Keine

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FOTO: FEMME FILMS Großmutter Mimi (Celia Imrie) hilft tatkräftig mit.

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