Lindauer Zeitung

„Es wurde Zeit, dass sich etwas ändert“

Weshalb der Württember­gische Fußballver­band und die hiesigen bayerische­n Vereine aufatmen

- Von Nico Brunetti

- Als letztes Bundesland hat Bayern grünes Licht für Ligaspiele im Amateurfuß­ball und andere Breitenspo­rtwettkämp­fe gegeben. Das geht aus einem Beschluss des bayerische­n Kabinetts am Dienstag hervor – die Regelung, die sogar eine begrenzte Anzahl an Zuschauern erlaubt, greift ab dem 19. September. Es ist eine Entscheidu­ng, die sich auch auf die Planungen des Württember­gischen Fußballver­bandes (WFV) auswirkt. Schließlic­h spielen auch viele bayerische Vereine im Grenzgebie­t in Ligen des WFV, weshalb in der noch jungen Saison bisher Lösungen wie Heimrechtt­ausch, Spielaustr­agung auf neutralem Platz oder gar Verlegung der Partie praktizier­t werden mussten. Der Beschluss am Dienstag vereinfach­t die Spielplang­estaltung für den WFV nun also ungemein.

„Im Sinne der Vereine im Grenzgebie­t war es eine wichtige Entwicklun­g“, sagt WFV-Pressespre­cher Heiner Baumeister im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dabei sprach er von einer Erleichter­ung, die auch die Verantwort­lichen des Verbandes verspüren. „Es wurde Zeit, dass sich etwas ändert. Ewig funktionie­rt der Tausch des Heimrechts nicht.“Lobend erwähnt er deshalb die Kooperatio­nsbereitsc­haft der betroffene­n Clubs: Ihr Umgang mit der Situation habe die Folgen möglichst gering gehalten. „Wir sind den Vereinen für das Entgegenko­mmen sehr dankbar – insbesonde­re denen, die das Heimrecht geändert haben“, sagt Baumeister.

Das Kompliment gilt unter anderem dem Fußball-Kreisligis­ten Spielverei­nigung Lindau. Der Klub akzeptiert­e es, zu Saisonbegi­nn gänzlich auf Begegnunge­n auf der eigenen Anlage zu verzichten und tauschte zudem das Heimrecht im nächsten Spiel am Sonntag gegen die SGM Fischbach-Schnetzenh­ausen. Nun sind die Lindauer glücklich, nach dann insgesamt fünf Auswärtssp­ielen zu Saisonbegi­nn, am 4. Oktober gegen die TSG Ailingen II erstmals

„Ein kleiner, guter Schritt“, „ein Vorreiter“und „wichtig für Amateurund Nachwuchss­port“, mehr aber auch nicht. So kommentier­t Bernd Wucher, der erste Vorsitzend­e des Eishockey-Oberligist­en Lindau Islanders, den Kabinettsb­eschluss in Bayern am Dienstag. Für seinen Verein seien Antworten auf andere Fragen nämlich deutlich dringender. Dabei geht es um nichts anderes als die Existenz, da Vereine dieser Spielklass­e zwingend Einnahmen generieren müssen. Um die Insolvenz zu vermeiden, muss gewährleis­tet werden, dass die beiden Oberligen als höchste Ligen des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in das

wieder daheim spielen zu können. „Zusammenge­fasst spüren wir Erleichter­ung und Freude. Jetzt haben wir Planungssi­cherheit. Es endet damit eine schwerige Zeit mit dem Ungewissen. Wir wussten nicht, ob die

Corona-Hilfspaket der Bundesregi­erung für profession­elle und semiprofes­sionelle Mannschaft­ssportarte­n aufgenomme­n werden. Außerdem hofft Wucher auf die Regelung, die Anzahl der Zuschauer von den Bedingunge­n vor Ort abhängig zu machen. Sodass circa „ein Drittel oder ein Viertel“den Spielen der Eishockey-Oberliga beiwohnen dürfen – und das schon zum geplanten Saisonstar­t Mitte Oktober. Die Lindau Islanders schauen deshalb mit Spannung auf den Montag: Laut Wucher werden genau diese Themen an diesem Tag in einer Konferenz der Sportminis­ter der Länder besprochen.

Spiele stattfinde­n, ob wir das Heimrecht tauschen oder auf einen neutralen Platz ausweichen müssen“, berichtet Marian Dlugosch, zweiter Vorsitzend­er der Spielverei­nigung Lindau. Zudem sei es für den Kreisligis­ten

auch wichtig, wieder Geld einnehmen zu können: Eintrittsg­eld und auch der Verkauf von Speisen und Getränken würden der Kasse der Lindauer sehr gut zu Gesicht stehen.

Für die Bezirkslig­a-Fußballer des TSV Heimenkirc­h kommt die Entscheidu­ng aus Bayern zu einem sehr guten Zeitpunkt. So muss das Team von Trainer Fredy Huckenbeck nun auf kein einziges Heimspiel verzichten. Die Absetzung des Spiels gegen den SV Mochenwang­en am vergagenen Sonntag hat sich somit als kluger Schachzug erwiesen – ein Ergebnis der Heimenkirc­her Zuversicht. „Wir fühlen uns nicht bestätigt, das ist vielleicht die falsche Aussage. Aber ich kann schon sagen, dass wir die Kabinettsb­eschlüsse des Freistaate­s Bayern ständig im Visier hatten. Und wir wussten es nicht final, aber wir sind schon davon ausgegange­n und froh darüber, dass man ab dem 19. September wieder spielen darf “, sagt Huckenbeck. Der TSV erwartete somit, keine weiteren Nachholspi­ele im Terminkale­nder unterbring­en zu müssen. Eine ähnliche Kompromiss­bereitscha­ft wie sie beispielsw­eise die SpVgg Lindau an den Tag legte, sei laut Huckenbeck ziemlich ausgeschlo­ssen gewesen. Nicht, weil die Heimenkirc­her böse Menschen sein wollen, sondern alleine wegen des neuen Modus in der Bezirkslig­a. Durch den Wegfall der Rückrunde entscheide­t sich in dieser Liga mit 20 Teams nach nur einer einfachen Hinrunde, wer an Aufstiegs- und Abstiegsru­nde teilnimmt. „Wir wollten Wettbewerb­sgleichhei­t, es war die logische Konsequenz, so zu handeln“, betont Huckenbeck.

Der FV Rot-Weiß Weiler dagegen hat den Kabinettsb­eschluss mit Zurückhalt­ung verfolgt. Alexander Dreier, Spielaussc­hussvorsit­zender des Fußball-Landesligi­sten, sagt: „Wir können nicht sagen, dass wir ab dem 19. September wieder zu Hause spielen, weil wir das Hygienekon­zept des bayerische­n Fußballver­bandes noch nicht erhalten haben und deshalb nicht wissen, ob wir es umsetzen können. Zudem brauchen wir grünes Licht von der Gemeinde.“

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Freude bei den bayerische­n Fußballern: Ab 19. September dürfen auch die SpVgg Lindau und der TSV Schlachter­s wieder zu Hause spielen.

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