Verluste, Absatzkrise, Corona
Lastwagenbauer MAN will 9500 Stellen streichen – Betriebsrat der VW-Tochter kündigt Widerstand an
- Mit einem radikalen Stellenkahlschlag reagiert der krisengeschüttelte Lastwagen- und Bushersteller MAN auf die Krise – vor allem aber auf mangelnde Profitabilität: Mehr als ein Viertel der Stellen sollen wegfallen, insgesamt arbeiten bei dem Traditionsunternehmen weltweit rund 36 000 Mitarbeiter. Damit verschärft die renditeschwache Nutzfahrzeugtochter des Volkswagen-Konzerns den bisher geplanten Sparkurs. „Die derzeitigen Überlegungen umfassen den Abbau von bis zu 9500 Stellen in Deutschland und Österreich sowie weltweit über alle Unternehmensbereiche hinweg“, teilten MAN und Traton am Freitag nach Vorstandssitzungen mit. Traton ist eine Holding im Volkswagen-Konzern, unter der die Nutzfahrzeuggeschäfte gebündelt sind. Zur Holding gehört unter anderem auch die profitablere Schwestermarke Scania – die aber ebenfalls Stellen abbaut.
Bisher hatte man bei MAN mit einem Abbau von 6000 Stellen gerechnet. Der nun entworfene Sparplan könnte auch zur Schließung ganzer Standorte führen. So drohe etwa dem Standort Steyr in Österreich nach Angaben des Konzerns die Schließung. Dort produzieren 2200 Beschäftigte Lastwagen. Ebenso stünden die kleineren Standorte Plauen und Wittlich in Deutschland zur Disposition. In Deutschland und Österreich arbeiten rund zwei Drittel aller MAN-Beschäftigten, vor allem in München, Nürnberg und Salzgitter. Darüber hinaus betreibt der Lastwagenbauer
auch Standorte in Polen, Österreich, Russland, Südafrika und der Türkei.
MAN Energy Solutions in Augsburg ist von den neuen Sparplänen nicht betroffen. Denn das Unternehmen teilt zwar Vergangenheit und seinen Namen mit dem MAN-Konzern, ist aber eine direkte Tochter von Volkswagen – und damit kein Teil der Traton-Holding. Das Unternehmen stellt Großdieselmotoren und Turbomaschinen für den Schiffsbau und stationäre Anwendungen her – bis hin zu kompletten Kraftwerken. Arbeitnehmervertreter und Management hatten sich in Augsburg Anfang August bereits auf ein Sparpaket geeinigt. Die Pläne sehen vor, 800 Stellen zu streichen – ohne betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. In Augsburg arbeiten rund 4000 Menschen. Bis auf Weiteres soll MAN Energy im Volkswagen-Konzern bleiben. Allerdings gilt diese Zusage nur für die kommenden vier Jahre.
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Dann werden Renditeziele überprüft und neu entschieden.
Renditeziele sind es auch, die aus Sicht des Traton- und MAN-Managements den radikalen Job-Kahlschlag nötig machen. Denn MAN gilt nicht erst seit der Corona-Krise als Problemfall bei Volkswagen. In der Krise aber hat MAN Traton tief in die roten Zahlen gerissen.
Mit der nun verschriebenen Rosskur will MAN seine Kosten um 1,8 Milliarden Euro senken. Bis 2023 soll so die operative Umsatzrendite, die zuletzt negativ war, auf acht Prozent steigen. Allerdings muss MAN dafür einen Umweg in Kauf nehmen: Denn wie meist bei solchen radikalen Sparprogrammen kostet der Stellenabbau zunächst Geld – etwa für Abfindungen. So rechnet MAN mit Kosten im mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich, also bis zu einer Milliarde Euro. Der Gesamtaufwand hänge von den Verhandlungen mit den Arbeitnehmern ab, unterstrich der neue Konzernchef Andreas Tostmann.
Sein Vorgänger Joachim Drees hatte im März angekündigt, MAN nach jahrelang schwachen Geschäften auf Vordermann zu bringen, um Geld für Investitionen frei zu machen. Allerdings scheiterten er und seine Pläne am heftigen Widerstand der Arbeitnehmer. Auch Traton-Chef Andreas Renschler musste im Sommer seinen Hut nehmen und wurde von Matthias Gründler abgelöst.
Auch die neuen Pläne, so viel steht jetzt schon fest, werden nicht einfach durchzusetzen sein. So kündigte der MAN-Betriebsrat ziemlich klar Widerstand an. „Das sind Managementkonzepte von tief unten aus der Mottenkiste“, erklärte Betriebsratschef Saki Stimoniaris. Die Belegschaft werde nicht für schwere Managementfehler büßen. Er forderte den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Zudem wolle er dem Vorstand seine eigenen Vorstellungen zur Zukunft von MAN vorlegen. Die Arbeitnehmer würden also Widerstand leisten dagegen, dass in Deutschland und Österreich „fast jeder zweite Arbeitsplatz“abgebaut werden solle.