Lufthansa sagt schon wieder ade zu Friedrichshafen
Frankfurt-Flüge werden ab 1. Oktober wieder eingestellt – Airline will aber zurückkehren
- Wie gewonnen, so zerronnen: Die Lufthansa wird zum dritten Mal in diesem Jahr die Verbindung Friedrichshafen Frankfurt einstellen. Der Schritt wird am 1. Oktober vollzogen, Grund sind fehlende Fluggäste. Die größte deutsche Fluglinie hat aber angekündigt, den Standort Friedrichshafen weiterhin auf dem Schirm behalten zu wollen.
Zum ersten Mal wurden die Frankfurt-Flüge im Zuge des Lockdowns im März gestrichen, dann – nur wenige Wochen nach dem Neustart – zu Beginn der Sommerferien. Seit 1. September fliegt je eine Maschine an fünf Tagen pro Woche hin und zurück, früher waren es mehrere pro Tag. Doch auch damit ist ab 1. Oktober Schluss. Die Verbindung wird erneut „temporär ausgesetzt“, sagte ein Sprecher der Lufthansa auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Grund seien „die ausbleibenden Buchungen von Geschäftsreisenden“, was am coronabedingten Rückgang der Dienstreisen liegen dürfte, aber sicher auch daran, dass ab Frankfurt längst nicht mehr so viele Verbindungen angeboten werden wie vor der Krise.
„Wir können es uns nicht leisten, leer zu fliegen. Das ist wirtschaftlich nicht vertretbar, da müssen wir auch unpopuläre Maßnahmen treffen“, sagte der Sprecher der Airline. Wann
Friedrichshafen wieder vom Kranich angeflogen wird, wollte der Lufthansa-Mann nicht vorhersagen: „Das wäre alles rein spekulativ.“Er betonte aber, dass „der Standort Friedrichshafen eigentlich ein starker Standort von uns für Geschäftsreisen ist. Wir waren vor Corona sehr zufrieden.“
Für den Bodensee-Airport kommt die Entscheidung zur Unzeit. Noch im September wir ein Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger zur Zukunft des Flughafens vorgestellt. Im Oktober entscheiden dann der Gemeinderat Friedrichshafen und der Kreistag über weitere Millionenhilfen für das Unternehmen,
das seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen kämpft, die wie Corona und mehrere Airline-Pleiten ihren Ausgangspunkt nicht am Flughafen haben. Die Verbindung nach Frankfurt war bis zur Pandemie die wichtigste Verbindung vom See aus für Geschäftsreisende. Flughafengeschäftsführer Claus-Dieter Wehr und sein Team betonen in einer Mitteilung, dass es für die LufthansaGruppe sehr schwierig sei, „das gesamte Netzwerk ,hochzufahren’, was zu einer erheblichen Verringerung von möglichen Anschlussflügen zu europäischen, aber insbesondere internationalen Zielen aus Frankfurt heraus führte“. Die finanziellen Belastungen beim Aufbau des Netzes seien wegen verschiedener Reisewarnungen und „einer dadurch überschaubaren Nachfrage eine große Herausforderung“. Der Flughafen nennt die Entscheidung, die Flüge nach Friedrichshafen erneut temporär auszusetzen, deshalb „nachvollziehbar“.
Weil die Lufthansa weiter hohes Interesse an der Anbindung der Vierländerregion am Bodensee an das internationale Drehkreuz in Frankfurt unterstrichen habe, würden „beide Seiten intensiv und eng an einer baldigen Wiederaufnahme der Lufthansa-Flüge arbeiten“, so der Airport. Eine wichtige Voraussetzung für die Erholung des Fluggeschäftes sei „die Veränderung der Reisewarnungen und Quarantänebestimmungen“. Nur so werde es der Lufthansa möglich sein, „das Netzwerk vor allem in Richtung Übersee (USA, China) erfolgreich aufzubauen“. Passiert dies, dann werde die „Geschäftsreisenachfrage der international tätigen Unternehmen anziehen und so für eine stabile Verbindung von Friedrichshafen nach Frankfurt und in die Welt sorgen“.