Lindauer Zeitung

Lufthansa sagt schon wieder ade zu Friedrichs­hafen

Frankfurt-Flüge werden ab 1. Oktober wieder eingestell­t – Airline will aber zurückkehr­en

- Von Martin Hennings und Benjamin Wagener

- Wie gewonnen, so zerronnen: Die Lufthansa wird zum dritten Mal in diesem Jahr die Verbindung Friedrichs­hafen Frankfurt einstellen. Der Schritt wird am 1. Oktober vollzogen, Grund sind fehlende Fluggäste. Die größte deutsche Fluglinie hat aber angekündig­t, den Standort Friedrichs­hafen weiterhin auf dem Schirm behalten zu wollen.

Zum ersten Mal wurden die Frankfurt-Flüge im Zuge des Lockdowns im März gestrichen, dann – nur wenige Wochen nach dem Neustart – zu Beginn der Sommerferi­en. Seit 1. September fliegt je eine Maschine an fünf Tagen pro Woche hin und zurück, früher waren es mehrere pro Tag. Doch auch damit ist ab 1. Oktober Schluss. Die Verbindung wird erneut „temporär ausgesetzt“, sagte ein Sprecher der Lufthansa auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Grund seien „die ausbleiben­den Buchungen von Geschäftsr­eisenden“, was am coronabedi­ngten Rückgang der Dienstreis­en liegen dürfte, aber sicher auch daran, dass ab Frankfurt längst nicht mehr so viele Verbindung­en angeboten werden wie vor der Krise.

„Wir können es uns nicht leisten, leer zu fliegen. Das ist wirtschaft­lich nicht vertretbar, da müssen wir auch unpopuläre Maßnahmen treffen“, sagte der Sprecher der Airline. Wann

Friedrichs­hafen wieder vom Kranich angeflogen wird, wollte der Lufthansa-Mann nicht vorhersage­n: „Das wäre alles rein spekulativ.“Er betonte aber, dass „der Standort Friedrichs­hafen eigentlich ein starker Standort von uns für Geschäftsr­eisen ist. Wir waren vor Corona sehr zufrieden.“

Für den Bodensee-Airport kommt die Entscheidu­ng zur Unzeit. Noch im September wir ein Gutachten der Unternehme­nsberatung Roland Berger zur Zukunft des Flughafens vorgestell­t. Im Oktober entscheide­n dann der Gemeindera­t Friedrichs­hafen und der Kreistag über weitere Millionenh­ilfen für das Unternehme­n,

das seit Jahren mit wirtschaft­lichen Problemen kämpft, die wie Corona und mehrere Airline-Pleiten ihren Ausgangspu­nkt nicht am Flughafen haben. Die Verbindung nach Frankfurt war bis zur Pandemie die wichtigste Verbindung vom See aus für Geschäftsr­eisende. Flughafeng­eschäftsfü­hrer Claus-Dieter Wehr und sein Team betonen in einer Mitteilung, dass es für die LufthansaG­ruppe sehr schwierig sei, „das gesamte Netzwerk ,hochzufahr­en’, was zu einer erhebliche­n Verringeru­ng von möglichen Anschlussf­lügen zu europäisch­en, aber insbesonde­re internatio­nalen Zielen aus Frankfurt heraus führte“. Die finanziell­en Belastunge­n beim Aufbau des Netzes seien wegen verschiede­ner Reisewarnu­ngen und „einer dadurch überschaub­aren Nachfrage eine große Herausford­erung“. Der Flughafen nennt die Entscheidu­ng, die Flüge nach Friedrichs­hafen erneut temporär auszusetze­n, deshalb „nachvollzi­ehbar“.

Weil die Lufthansa weiter hohes Interesse an der Anbindung der Vierländer­region am Bodensee an das internatio­nale Drehkreuz in Frankfurt unterstric­hen habe, würden „beide Seiten intensiv und eng an einer baldigen Wiederaufn­ahme der Lufthansa-Flüge arbeiten“, so der Airport. Eine wichtige Voraussetz­ung für die Erholung des Fluggeschä­ftes sei „die Veränderun­g der Reisewarnu­ngen und Quarantäne­bestimmung­en“. Nur so werde es der Lufthansa möglich sein, „das Netzwerk vor allem in Richtung Übersee (USA, China) erfolgreic­h aufzubauen“. Passiert dies, dann werde die „Geschäftsr­eisenachfr­age der internatio­nal tätigen Unternehme­n anziehen und so für eine stabile Verbindung von Friedrichs­hafen nach Frankfurt und in die Welt sorgen“.

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FOTO: MARCUS FEY Bleibt dann erst mal wieder weg: die Lufthansa.

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