Die Umstände sind zweitrangig
Trotz 7500 Hansa-Fans im Stadion reist der VfB Stuttgart als hoher Favorit zum Pokalauftakt
- Auch wenn die Öffentlichkeit aufgrund der 7500 Fans den Fokus beim Pokalspiel des VfB Stuttgart gegen Hansa am Sonntag (15.30/ Sky) vor allem auf die Ränge legen wird, hält es VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo ganz nach Alfred Preißler. Die Legende von Borussia Dortmund phrasierte einst: „Entscheidend is’ auf’m Platz“– und so will es Matarazzo trotz der Umstände mit der Übermacht an Heimfans im Ostseestadion halten. „Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man die Zuschauer im Rücken hat. Das hat aber nichts mit Corona zu tun, sondern das hat generell jede Heimmannschaft“, sagte der 42-Jährige vor der Erstrundenpartie und fügte nüchtern-trocken und etwas augenzwinkernd an, man habe zudem „schon Auswärtsspiele vor Fans gespielt“.
Dennoch kann auch Matarazzo das Drumherum nicht ganz kleinreden. Die Anzahl der Fans ist so groß wie nie seit dem Inkrafttreten der restriktiven Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie im März und auch nirgendwo in Deutschland an diesem Tag höher. Hätte das Duell in Stuttgart stattgefunden, wären ziemlich sicher maximal 500 Zuschauer erlaubt gewesen. Aber Matarazzo ist das einerlei. Der Trainer freut sich auf die derzeit ungewohnte Kulisse beim Pflichtspielstart. „Klar gibt es diese Diskussionen über eine einheitliche Regelung“, sagte er: „Aber darüber mache ich mir wenige Gedanken. Ich freue mich.“
Wie könnte er auch nicht? Geht der VfB doch anders als wahrscheinlich die gesamte kommende Bundesligasaison als haushoher Favorit in die Partie. „Wir kennen die Situation und sind die mentale Komponente gewohnt“, ist sich Matarazzo sicher, auch wenn er einen „unangenehmen Gegner“erwartet. Der, so viel dürfte am Wasen überaus bekannt sein, durchaus für eine Überraschung gut ist. Denn neben der Fan-Komponente ist die Partie aus einem weiteren
Grund eine Besonderheit. Bereits zum dritten Mal hintereinander (!) reisen die Bad Cannstatter in der ersten Pokalrunde an die Ostsee. Was die Vorbereitung allerdings nicht unbedingt einfacher macht. Auch wenn die Hanseaten wie in den vorangegangenen Duellen hinten kompakt stehen und auf schnelle Konter setzen werden, hat Matarazzo keinesfalls einfach Aufzeichnungen der zurückliegenden beiden Spiele in den Videorekorder geschmissen. „Ich habe eher die letzten Spiele der Saison von Hansa angeschaut. Sie haben einen neuen Trainer, und auch hier auf der Bank sitzt ein neuer Trainer“, sprach Matarazzo und vergaß nicht anzufügen: „Der VfB hat das in den letzten zwei Jahren erlebt, wie unangenehm es in Rostock sein kann.“
Hinzu kommt ein weiteres Manko, das Matarazzo ganz matarazzohaft bagatellisierte: die Verletzten. Denn vor allem in der Offensive hakt es bei der Brustringtruppe etwas, seit der beste Angreifer, Nicolás González, verletzt ausfällt. „Die Mannschaft nimmt natürlich wahr, dass wir viele Leute nicht zur Verfügung haben, und jede Verletzung ist ein Stück weit ärgerlich“, sagte der Trainer, der offen ließ, ob Sasa Kalajdzic oder Hamadi Al Ghaddioui im Sturmzentrum beginnt, aber sogleich hinterher schob, dass man nicht in die Vergangenheit schaue. Noch besser und noch matarazzohaftiger formulierte er: „Es gibt ohnehin keinen Ersatz für Spieler X, es gibt nur Spieler mit anderen Stärken.“
In der Defensive zeichnet sich dagegen schon mehr ab. Hier dürfte Neuzugang Waldemar Anton nach einer starken Vorbereitung gesetzt sein, im Mittelfeld starten mit hoher Wahrscheinlichkeit Daniel Didavi und der neue Kapitän Gonzalo Castro. Linksverteidiger Borna Sosa fällt aufgrund von Knieproblemen aus.
Wie die Elf schlussendlich auch aussehen mag oder noch ergänzt wird: Der Übungsleiter sieht seine Mannschaft für kommende Aufgaben gut gewappnet. Der Vorbereitung würde Matarazzo gar die Note 2 verleihen. „Wir haben gut gearbeitet, haben einige Schritte gemacht und die Mannschaft ist enger zusammengerückt, negativ sind nur die Verletzungen. Ich sehe die Spieler also gut vorbereitet auf den Saisonstart.“
Dann kann es also losgehen.