Buchmann wird beim „Pokern“helfen
Der Ravensburger will bei der Tour jetzt für Kämna, Schachmann und Sagan schuften
(dpa/SID) - Der als Podiumsanwärter in die Tour de France gestartete Emanuel Buchmann sieht sich in der letzten Woche nur noch als Helfer. „Vielleicht kann ich mich ein bisschen erholen am Ruhetag und dann etwas für die Mannschaft tun. Aus der Tour will man nicht so aussteigen. Man will etwas für die Mannschaft machen. Die arbeiten sonst auch für mich“, sagte der Ravensburger, nachdem er bei der Bergankunft am Sonntag am Grand Colombier mehr als eine halbe Stunde hinter dem slowenischen Tagessieger Tadej Pogacar ins Ziel gekommen war.
Buchmann war nach einem schweren Sturz bei der Dauphiné-Rundfahrt bereits angeschlagen in die Tour gegangen, zuletzt ist der 27-jährige Radprofi vom Team Bora-hansgrohe auch noch krank geworden. „Mir ging es schon mal besser. Es läuft nicht rund. Die letzten Tage bin ich ein bisschen erkältet und angeschlagen. Mit dem Magen habe ich Probleme“, berichtete der Vorjahresvierte.
Buchmanns Team wartet noch immer auf einen Etappensieg. In der Schlusswoche soll sich das ändern, Maximilian Schachmann und Lennard Kämna sind bereit. Bei der lockeren Trainingsausfahrt am zweiten Ruhetag im sonnigen Tal der Isère schmiedete Lennard Kämna Angriffspläne für die Alpen. „Die Etappen 16 und 18“, ließ er durchblicken, „die könnten sehr interessant sein für Ausreißer. Wenn es die Möglichkeit gibt, würde ich es auf jeden Fall gerne versuchen.“Schon am Dienstag also, wenn in Villard-de-Lans der Sieg eines Ausreißers erwartet wird, könnte der 24 Jahre alte Schleswig-Holsteiner in einer Fluchtgruppe wieder um den Sieg „pokern“, wie er es nennt.
Seit klar ist, dass Kapitän Buchmann nicht um das Podest fahren kann, haben Kämna und Schachmann zumindest in den Bergen freie Fahrt. Wozu das führen kann, zeigten beide im Zentralmassiv. Schachmann, mit einem gebrochenen Schlüsselbein in die Tour gestartet, kletterte am Puy Mary auf Rang drei. Kämna wurde sogar Zweiter, erst im Sprint gingen ihm die Kräfte aus. Nun sind die Akkus wieder aufgeladen. Die Pause war dringend nötig. „Jeder Fahrer im Feld ist zum jetzigen Zeitpunkt müde“, sagte Schachmann, der verhaltener als Kämna auf die Schlusswoche blickt. Ob er erneut einen Angriff wagen wird? „Ich muss schauen.“
Drei schwierige Alpenetappen stehen bis Donnerstag auf dem Plan. Zwei dürften aus einer Fluchtgruppe entschieden werden – für Kämna die große Chance. Das Dasein als Ausreißer gefällt ihm. Es sei „ein riesiges Pokerspiel“, das „sehr taktisch geprägt ist. Man muss versuchen, keine Fehler zu machen und die Gegner zu analysieren.“Kämna hofft auf das beste Blatt. Das Klettertalent ist nun Boras vielversprechendste Option in den Bergen. Doch das Team aus Oberbayern verfolgt noch andere Ziele: Peter Sagan soll am Sonntag zum achten Mal im Grünen Trikot auf dem Podium stehen, wenn möglich mit einem Etappensieg im Rücken.
Viel hat Bora für Sagan investiert. Auf dem Weg nach Lavaur opferten sich Schachmann und Co. im Wind auf – im Ziel sprang die Kette von Sagans Rad. In Poitiers waren ihm Punkte sicher – und doch stand er wegen eines Rammstoßes gegen den Belgier Wout Van Aert letztlich mit leeren Händen da. Es ist nicht die Tour des dreimaligen Weltmeisters. 45 Punkte Rückstand auf den Iren Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step) hat der Slowake derzeit. Trotzdem sieht er den Kampf um den erneuten Sieg in der Punktewertung entspannt, sagt gelassen: „Ich habe keinen Druck.“
Der Brite Simon Yates (MitcheltonScott) hat die 55. Auflage der RadFernfahrt Tirreno-Adriatico gewonnen. Der Vuelta-Sieger von 2018 hielt im abschließenden Einzelzeitfahren über zehn Kilometer dem Druck seines Landsmannes Geraint Thomas (Ineos) stand und rettete einen Vorsprung von 17 Sekunden auf den früheren Tour-de-FranceSieger. Der Pole Rafal Majka bescherte dem deutschen Team Borahansgrohe als Gesamtdritter einen Podestplatz. Pascal Ackermann (Kandel/Bora-hansgrohe) sicherte sich das orangene Trikot des Punktbesten. Der 26-Jährige hatte die ersten beiden Etappen gewonnen. Der abschließende Tagessieg ging an den Italiener Filippo Ganna (Ineos).