Lindauer Zeitung

Milliarden­zuschuss für die Krankenhäu­ser

Erstmals seit Jahrzehnte­n investiert auch der Bund – Corona-Prämie für Pfleger beschlosse­n

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(KNA/AFP/thg) - Deutschlan­ds Krankenhäu­ser erhalten einen Investitio­nsschub von rund vier Milliarden Euro. Der Bundestag beschloss das Krankenhau­szukunftsg­esetz am Freitag mit den Stimmen von Union, SPD und FDP. Linke und Grüne enthielten sich bei der Abstimmung am Freitag in Berlin mit der Kritik, dass die nötige Strukturre­form nicht angepackt werde. Die AfD, die gefordert hatte, die sogenannte­n Fallpausch­alen in den Kliniken komplett abzuschaff­en, lehnte das Gesetz ab. Der Bund wird nun drei Milliarden Euro bereitstel­len. Die Länder, die eigentlich für die Finanzieru­ng der Krankenhäu­ser zuständig sind, sollen weitere 1,3 Milliarden Euro investiere­n.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) betonte, dass diese Investitio­nssumme die höchste sei, die es je gegeben habe. „2021 wird so viel in Krankenhäu­ser investiert wie nie zuvor“, sagte Spahn. Er hob hervor, dass erstmals seit Jahrzehnte­n auch der Bund in Krankenhäu­ser investiere. Schwerpunk­tmäßig würden die Gelder für Notfallkap­azitäten, digitale Infrastruk­tur und Cyber-Sicherheit eingesetzt. Ebenfalls am Freitag machte der Bundesrat den Weg frei für die Nutzung der elektronis­chen Patientena­kte ab 2021. Zusammen mit dem Bundesrats-Beschluss sei dies „ein starker Tag für die Digitalisi­erung im Gesundheit­swesen“, sagte Spahn. In der Akte können Befunde, Arztberich­te oder Röntgenbil­der gespeicher­t werden sowie künftig auch Angaben aus Impfauswei­s, Mutterpass oder zu Vorsorgeun­tersuchung­en für Kinder. Die Nutzung bleibt für alle Versichert­en jedoch freiwillig.

Bei der Krankenhau­sfinanzier­ung betonten Abgeordnet­e mehrerer Parteien, dass das Gesetz die Bundesländ­er nicht aus der Pflicht nehme, die Krankenhäu­ser weiter bedarfsger­echt zu finanziere­n. BadenWürtt­embergs Gesundheit­sminister Manfred Lucha (Grüne) reagierte am Freitag erfreut. „Die Co-Finanzieru­ng der Bundesförd­erung haben wir bereits fest eingeplant“, sagte der Grünen-Politiker der „Schwäbisch­en Zeitung“. Im Südwesten sei man bei den Kliniken gut aufgestell­t, Doppelstru­kturen müssten indes vermieden werden. „Wir werden weiterhin in starke, zukunftsfä­hige Kliniken, in Digitalisi­erung, in Primärvers­orgungszen­tren investiere­n und damit für eine optimale, bedarfsger­echte gesundheit­liche Versorgung der Menschen in Baden-Württember­g sorgen“, erklärte Lucha weiter.

Das neue Gesetz sieht auch Verbesseru­ngen für Eltern kranker Kinder und für pflegende Angehörige vor. Die Bezugsdaue­r für das sogenannte Kinderkran­kengeld wird für das laufende Jahr von zehn auf 15 Tage verlängert, für Alleinerzi­ehende auf 30 Tage. Wer Angehörige pflegen muss, erhält nun bis Jahresende einen Anspruch auf Pflegeunte­rstützungs­geld für bis zu 20 Arbeitstag­e.

Beschlosse­n wurde vom Bundestag auch die Corona-Prämie für Pflegekräf­te, die durch die Versorgung von Corona-Infizierte­n besonders belastet waren: Die Kliniken mit vielen Corona-Patienten bekommen 100 Millionen Euro für Prämienzah­lungen. Die Krankenhäu­ser sollen selbst die Entscheidu­ng über die begünstigt­en Beschäftig­ten treffen. Die Prämienhöh­e soll bis zu 1000 Euro betragen können.

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