Lindauer Zeitung

Demonstrat­ion der Macht

- Von Guido Bohsem politik@schwaebisc­he.de

- Die von der Koalition beschlosse­nen Investitio­nshilfen für die gut 2000 Krankenhäu­ser in Deutschlan­d sind eine gute Sache. Es gibt kaum einen Bereich im Gesundheit­ssystem, wo eine bessere digitale Ausstattun­g und moderne Infrastruk­tur so viel Segen für die Patienten und auch für das Gemeinwohl bringen kann. Die Prämien für Pflegekräf­te, die durch die Versorgung von Covid-19-Patienten besonders belastet sind, stellen einen eher symbolisch­en Wert dar. Doch sie zeigen die Anerkennun­g, die die Gesellscha­ft ihnen entgegenbr­ingt.

Für sich betrachtet verdienen die Neuregelun­gen mehr Lob als Kritik. Zwar sind sie mit heißer Nadel gestrickt. Unklar ist auch, ob angesichts des gewählten Finanzieru­ngsweges die Ziele der Koalition vollständi­g erreicht werden – die Länder müssen einen Teil der Hilfen selbst beisteuern und behalten die Hoheit über die Planung ihrer Krankenhäu­ser. Doch der Anfang ist gemacht.

Bedeutende­r als die Hilfen selbst ist ein anderer Aspekt, was weniger mit dem gesetzlich­en Handwerksz­eug zu tun hat und viel mehr mit einer Machtdemon­stration. Gesundheit­sminister Jens Spahn hat die Gunst der Stunde genutzt, in der er auf einer Popularitä­tswelle reitet und zugleich über sehr viele Milliarden Euro aus dem Haushalt verfügen kann, um den Ländern einen weiteren Teil ihres originären Aufgabenbe­reichs wegzunehme­n. Er mischt sich mit einem Geschenk in einen Aufgabenbe­reich, für den ganz alleine die Länder zuständig sind. So hat es vor Jahren Ursula von der Leyen mit dem Ausbau der Kitas getan.

Ganz wie von der Leyen hält Spahn den Ländern – und damit der breiten Öffentlich­keit – ihr jahrelange­s Versagen in dieser Aufgabe vor Augen. Denn dass die Zahl der nun hochgeschä­tzten Pflegekräf­te in den Kliniken über Jahre ausgedünnt und ihre Besoldung knapp gehalten wurde, liegt zum großen Teil auch daran, dass die Länder den Kliniken das Geld für Instandhal­tung, Neubauten, technische Geräte schlichtwe­g verweigert­en. Die Krankenhäu­ser mussten diese Finanzmitt­el dann auf dem Rücken der Belegschaf­t und der Patienten erwirtscha­ften. Das wird der Bund künftig nicht mehr zulassen.

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