Lindauer Zeitung

Zynische Abwägung

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Zu „Niemand kann garantiere­n, dass keine Unfälle passieren“(8.9.) „Stabile Bauten zählen (...) nicht zu den Menschenre­chten.“Der Satz von Herrn Welcker ist Ausdruck eines unerträgli­chen Zynismus angesichts fürchterli­cher Ereignisse. Er ist nicht in der Lage, die Verantwort­ung als Weltmarkta­kteur zu akzeptiere­n. Es kommt kein Vorschlag , wie Kontrollen für ihn umsetzbar wären. Das Fairtrade-Siegel macht es seit Jahrzehnte­n vor. Hat er darüber noch nie nachgedach­t? Firmen nutzen doch den Ausstieg aus einem Standort, um die Produktion­skosten zu drücken. Welcker ist aber offenkundi­g nicht bereit, diese Marktmacht auch einzusetze­n, um einem Subunterne­hmer zu zeigen: Dein Umgang mit Mensch und Umwelt passt nicht zu uns. Zerstöreri­sche Produktion­sbedingung­en müssen in Zukunft gestoppt werden. Das Umdenken der Konsumente­n wird gefordert. Aber Produzente­n sind auch in der Pflicht: Auseinande­rdividiert­e Produktion­sketten sind kein Naturgeset­z. Sie sind entstanden, um Herstellun­gskosten zu sparen. Wenn sie es erschweren, Menschen- und Umweltschu­tz zu gewährleis­ten, müssen sie verändert werden. Eindeutigk­eit in den Gesetzesfo­rmulierung­en zu fordern, ist berechtigt. Allerdings so zu tun, als sollte man Bremsbeläg­e kontrollie­ren, um Menschenre­chte zu gewährleis­ten, ist eine Zuspitzung, die Herrn Welcker disqualifi­ziert für den schwierige­n Gesetzespr­ozess. Er will einfach keine Kontrolle. Wie sagt er: „Der Überwachun­gsaufwand (...) stünde in keinem Verhältnis zum Fortschrit­t bei (...) den Menschenre­chten“.

Was ist das für eine zynische Abwägung? Es geht hier nicht um Preis-Leistung. Der Aufwand für Menschenre­chte wird erheblich sein in einer globalisie­rten Wirtschaft – und immer angemessen.

Antje Claßen, Baindt haben. Der Staat darf sich dieser Gewalt nicht beugen. Genau aus diesem Grund darf es keine Aufnahme geben.

Holger Maier,

Aulendorf

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Seehofer und der Polizeiska­ndal: Hier gibt es nichts zu sehen.

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