Lindauer Zeitung

CSU will Entführung­sjet „Landshut“haben

Die gegenwärti­g in Friedrichs­hafen befindlich­e Maschine soll nach München kommen

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(dpa) - Die CSU im Stadtrat will ein Stück Geschichte nach München holen. Sie beantragte, zu prüfen, ob das Flugzeug „Landshut“auf dem ehemaligen Flughafen Riem ausgestell­t werden kann, wie mehrere Münchner Medien am Freitag berichtete­n. Dafür solle die Stadt bei Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) in Berlin eintreten. Es solle geprüft werden, „ob das Gelände des alten Flughafens Riem als Ausstellun­gsörtlichk­eit infrage kommt und inwieweit und wovon eine entspreche­nde Entscheidu­ng der Bundesregi­erung abhängt“, heißt es in dem Antrag. „In diesem Zusammenha­ng ließe sich auch die Historie des ehemaligen Flughafens in Szene setzen und somit ein bleibendes Gedenken schaffen.“

Das Flugzeug hat eine Verbindung nach München, weil es am 7. August 1970 in einem Hangar am Flughafen Riem – in Gegenwart einer großen Delegation aus Landshut, wie die CSU schreibt – getauft wurde.

Die „Landshut“steht symbolisch für das, was unter der Bezeichnun­g „Deutscher Herbst“ein dunkles Kapitel Nachkriegs­geschichte markiert. Im Jahr 1977 gab es eine Serie von Anschlägen. Nach der Ermordung von Generalbun­desanwalt Siegfried Buback und DresdnerBa­nk-Chef Jürgen Ponto erreichte der Terror der „Roten Armee Fraktion“(RAF) im September einen neuen Höhepunkt. Arbeitgebe­rpräsident Hanns Martin Schleyer wurde entführt, um die inhaftiert­en RAFLeute um Andreas Baader und Gudrun Ensslin freizupres­sen.

Zur Unterstütz­ung dieser Forderung brachten vier palästinen­sische Terroriste­n am 13. Oktober 1977 die

„Landshut“mit 82 Passagiere­n und fünf Besatzungs­mitglieder­n in ihre Gewalt. Eine der Stationen der Entführung war Aden, wo Flugkapitä­n Jürgen Schumann erschossen wurde. Auf dem Flughafen der somalische­n Stadt Mogadischu stürmte die GSG9 die Maschine und befreite die Geiseln unversehrt. Unmittelba­r danach wurden die Leichen der RAF-Häftlinge in ihren Zellen gefunden, Schleyer wurde ermordet.

Das Auswärtige Amt hatte die „Landshut“auf Initiative des damaligen Außenminis­ters Sigmar Gabriel im Sommer 2017 kurz vor der Bundestags­wahl unter großem Medienrumm­el aus Brasilien nach Friedrichs­hafen gebracht. Seither ist unklar, was mit der Maschine passieren soll.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Die demontiert­e Lufthansa-Maschine „Landshut“steht am Friedrichs­hafener Flughafen in einem Hangar des Dornier Museums. Womöglich kommt sie jetzt nach München.

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