Karneval droht weitgehende Absage
Angst vor Verletzung der Corona-Regeln bei Veranstaltungen – Aufruf zum Feiern daheim
(afp/dpa) - Die Karnevalisten in Nordrhein-Westfalen müssen in dieser Saison wegen der Corona-Pandemie weitgehend auf den traditionellen Straßen-, Sitzungsund Kneipenkarneval verzichten. „Wir haben in den vergangenen Wochen alle Möglichkeiten durchgespielt und sind leider zu dem Schluss gekommen, dass nach derzeitigem Stand nur eine klare Absage an geselligen Veranstaltungen wie Sitzungen, Bällen, Partys und Umzügen erfolgen kann“, sagte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, am Freitag nach Beratungen der Verbände mit der Landesregierung in Düsseldorf.
„Gesellige Karnevalsveranstaltungen“seien in diesem Jahr „nicht möglich“, sagte der nordrhein-westfälische Staatskanzleichef Nathanael Liminski. Er rief die Karnevalisten auf, in diesem Jahr „zu Hause im kleinen Kreis“zu feiern.
Liminski verwies auf die geltenden Corona-Schutzbestimmungen: Für den Karneval könne hier „keine Ausnahme gemacht werden“, sagte er. „Das gilt auch für den Straßenkarneval
– ein Umzug fällt unter das Verbot von Straßenfesten.“
Für die Karnevalisten stehe „Gesundheit an erster Stelle“, sagte Kuckelkorn. „Es kann kein Feiern um jeden Preis geben.“Den Karnevalisten verlange diese Saison „viel Kreativität“ab, sagte Kuckelkorn. Es gehe nun darum, den „kleinen Rahmen zu nutzen, der uns bleibt“.
Der Grund dafür, weshalb die Karnevalisten plötzlich für eine Absage sind, ist einem WDR-Bericht zufolge, dass sie einen Imageverlust befürchten, wenn der Karneval trotz
Corona doch stattfinden sollte und dann Regeln nicht eingehalten würden. Zuvor hatten die Karnevalisten wochenlang betont, dass einzelne Veranstaltungen unter Einhaltung der Corona-Regeln durchaus denkbar seien.
In den vergangenen Wochen hatten jedoch immer mehr Vereine aus dem Rheinland Karnevalszüge und Sitzungen in ihrer Zuständigkeit abgesagt. Sie hatten das mit gesundheitlichen Risiken begründet, aber auch mit nicht kalkulierbaren finanziellen Risiken. Dadurch war zuletzt ein unübersichtlicher Flickenteppich entstanden.
Eine Absage bedeutet für die Karnevalshochburgen massive wirtschaftliche Einbußen bedeuten. Einer 2019 veröffentlichten Studie zufolge liegt der geschätzte karnevalsbedingte Umsatz allein in Köln bei etwa 631 Millionen Euro. Nach der Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) sind in Köln rund 6500 Arbeitsplätze vom Karneval abhängig. Vor allem das Gastgewerbe profitiert von den Narren.