Lindauer Zeitung

Eine deutsche Femme fatale

Die Schauspiel­erin Karin Baal wird 80

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(dpa) - Diese Rolle hat ihre Karriere geprägt: Als sie noch Karin Blauermel hieß, bekam Karin Baal einen Part im Film „Die Halbstarke­n“. Die 15-Jährige aus dem Berliner Arbeitervi­ertel Wedding, ausgesucht unter 700 Bewerberin­nen, stachelt darin ihren Freund Freddy (Horst Buchholz) zu Straftaten an. Das war 1956.

Das Image der „Femme fatale“, das auf den „Halbstarke­n“gründete, ist sie lange nicht losgeworde­n. Als deutsche Antwort auf Brigitte Bardot wurde sie gefeiert. Baal drehte danach rund 100 Filme. In „Das Mädchen Rosemarie“(1958) spielt sie eine Nachtklub-Tänzerin. Als verwahrlos­tes Mädchen tritt sie in „Der Jugendrich­ter“(1959) auf, in „Die junge

Sünderin“(1960) verführt sie den Vater ihrer besten Freundin. Dann schafft sie den Durchbruch im Charakterf­ach, etwa in der Satire „Wir Kellerkind­er“(1960).

Eine Wendung bekommt ihre Karriere mit dem Neuen Deutschen Film. Für Rainer Werner Fassbinder spielt sie in „Berlin Alexanderp­latz“, „Lili Marleen“und „Lola“mit, arbeitet mit Reinhard Hauff, Margarethe von Trotta und Wim Wenders zusammen. Daneben spielt sie regelmäßig Theater und in TV-Serien. So ist sie in „Liebling Kreuzberg“, „Die Schwarzwal­dklinik“und „Praxis Bülowbogen“zu sehen.

Die Mutter von zwei Kindern erlebt immer wieder Krisen und Tiefschläg­e. Ihr dritter Mann stirbt 1993 an Krebs. Sein Tod stürzt sie für Jahre in Depression und Alkohol. 2000 heiratet sie den von Abschiebun­g bedrohten, 30 Jahre jüngeren kurdischen Schauspiel­er Cevdet Celik. Vier Jahre später zerbricht auch diese Beziehung.

„Ungezähmt. Mein Leben“heißt ihre 2012 erschienen­e Autobiogra­fie. In einem Interview sagt sie vor zehn Jahren: „Es war ein schwerer Weg, ein Tal mit viel Tränen.“Zum Geburtstag in diesem Jahr will sich Karin Baal nicht öffentlich äußern.

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FOTO: BODO MARKS/DPA Mehr als 100 Filme hat sie gedreht: Karin Baal.

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