Stadtverwaltung will Reichsplatz autofrei machen
GTL-Ausschuss soll den Umbau schon für das Jahr 2022 beschließen
- Deutlich früher als bisher erwartet plant die Stadtverwaltung den Umbau des Reichsplatzes. Schon in zwei Jahren sollen dort fast keine Autos mehr parken dürfen. Das soll der GTL-Ausschuss beschließen.
Autofreie Plätze in der Altstadt sind seit Jahren ein Thema im Lindauer Stadtrat. Doch die Mehrheit der Räte hatte bisher stets versichert, dass sie erst Parkhäuser oder große Parkplätze auf dem Festland schaffen wollen, um anschließend die Einfahrt von Autos auf die Insel zu verhindern. Mehrfach haben Vertreter der Stadt so aufgeregte Anwohner und Geschäftsleute der Insel beruhigt, die vor einem weiteren Abbau von Parkplätzen auf der Insel gewarnt haben.
Diese Linie gilt in der Verwaltung unter Oberbürgermeisterin Claudia Alfons offensichtlich nicht mehr. Denn von konkreten Planungen für ein Parkhaus am neuen Reutiner Bahnhof war bisher zumindest in öffentlicher Sitzung nichts zu hören. Und was auf dem Karl-Bever-Platz passieren soll, will der Stadtrat erst nach einer gründlichen und damit zeitaufwendigen Bürgerbeteiligung entscheiden. Dennoch legt die Verwaltung bereits für den GTLWerkausschuss am kommenden Mittwoch eine Beschlussvorlage vor, die den Baubeginn für einen autofreien Reichsplatz im Herbst 2022 vorsieht.
Der Platz habe heute kaum Aufenthaltsqualität schreibt Pius
Hummler, Fachbereichsleiter Straßenbau bei der GTL, in der Sitzungsvorlage. Die parkenden Autos bestimmten das Bild des Platzes. Die Autos verhinderten zudem, dass man den Platz mehr für Märkte oder andere Veranstaltungen nutzen kann oder dass er sich als Treffpunkt oder als Ort zum verweilen eignet. „Die Straßenbeläge sind in einem sehr schlechten zustand, nicht zuletzt, weil der Untergrund für den vorhandenen Kraftfahrzeugverkehr nicht ausgelegt ist“, urteilt Hummler.
Die Verwaltung will laut Vorlage deshalb unter Beteiligung interessierter Bürger, der Anlieger und Gewerbetreibender den Platz neu planen. Hummler verweist auf die Bürgerbeteiligungen beim Isek, bei der viele Lindauer den Wunsch geäußert hätten, dass zumindest ein großer Platz auf der Insel autofrei sein solle. „Ob und wie viele Pkw-Stellplätze zukünftig auf diesem Platz verbleiben sollen, muss im Rahmen der vorbereitenden Bedarfsplanung geprüft und festgelegt werden“, schreibt Hummler. Ziel sei auf jeden Fall ein Gestaltungswettbewerb oder eine Mehrfachbeauftragung, damit verschiedene Fachbüros Pläne für den neuen Reichsplatz entwickeln.
Zu den Kosten schreibt Hummler, dass zunächst im kommenden Jahr 75 000 Euro nötig seien für Bürgerbeteiligung,
Vorplanungen und den Wettbewerb. Wie teuer später der Umbau werde, dazu könne er noch nichts sagen. Hummler rechnet aber mit Zuschüssen. Zuletzt hat der Freistaat Bayern die Neugestaltung des Alten Schulplatzes gefördert – unter der Bedingung, dass es dort keine Parkplätze mehr geben durfte. Ähnlich lautete die Forderung bei der Kostenbeteiligung für den Theresevon-Bayern-Platz.
Nach dem Grundsatzbeschluss am Mittwoch will die Verwaltung bis zum Frühjahr die Bürger beteiligen und die Bedarfsplanung erstellen. Im kommenden Sommer soll der Wettbewerb folgen, damit der Stadtrat in einem Jahr eine Planung auswählen und beschließen kann. Danach folgen Detailplanungen und Ausschreibungen, der Baubeginn ist für Herbst 2022 vorgesehen.
Die öffentliche Werkausschusssitzung der GTL am Mittwoch, 23. September, beginnt um 17 Uhr in der Inselhalle. Weitere Themen sind unter anderem die vorläufige Gestaltung des Bahhofsvorplatzes in Reutin, die dauerhafte Neugestaltung von Bahndamm und Werfthafen, der Standort des ZUP, verschiedene Maßnahmen aus dem Verkehrskonzept Klimo, der jährliche Baumzustandsbericht, Spielplatzkonzept, bessere Aufenthaltsmöglichkeiten in Parks und auf öffentlichen Plätzen sowie ein Ersatzstandort für das Umsonst & Draußen im kommenden Jahr.