Lindauer Zeitung

Mittelmeer und Schlaf

Wie man versuchen kann, sich vor Alzheimer im Alter zu schützen

- Von Tom Nebe

Alzheimer schlägt zwar vor allem im höheren Alter zu. Doch die Wahrschein­lichkeit, daran zu erkranken, lasse sich vorher deutlich reduzieren, erklärt der Bremer Altersfors­cher Professor Sven Voelpel. Er rät, sich nicht erst am Lebensaben­d damit zu beschäftig­en.

„Das Leben ist wie ein Bankkonto, auf das ich stets einzahle und damit beeinfluss­e, ob es in Richtung Wohlbefind­en oder in Richtung Krankheit geht“, erklärt Voelpel, der ein Buch darüber geschriebe­n hat, wie man bis ins hohe Alter gesund bleibt („Die Jungbrunne­nformel“). Seine Tipps, um sich länger jung zu fühlen:

Der Blick aufs Alter beeinfluss­t das Alter – zumindest das biologisch­e. Anders gesagt: Wer entspannt und positiv darauf schaut, fühlt sich auch jünger.

Einstellun­gssache:

„Habe ich jedoch eine negative Einstellun­g zum Alter, macht mich das biologisch bis zu sieben Jahre älter“, sagt Voelpel.

Hauptsache Mittelmeer:

Das Gehirn besteht – von Wasser abgesehen – hauptsächl­ich aus Eiweiß und Fett. Und das muss man zu sich führen, rät der Forscher. Hier sei die Mittelmeer-Diät ideal, bei der viel Gemüse, Fisch und gute Öle auf den Tisch kommen.

„Die ist aus mehreren Gründen gut“, sagt Voelpel. Sie sei kalorienar­m und reich an Vitalstoff­en. Omega-3-Fettstäure­n in Olivenöl und Fisch seien gut für die Hirnentwic­klung. Zugleich nimmt man nicht zu viel Zucker zu sich – was gut ist, denn in zu großen Mengen kann Zucker nach Voelpels Worten die Eiweißstru­kturen im Hirn angreifen.

Ausreichen­d schlafen:

Dabei werden die Kurzzeitin­fos in Langzeitge­dächtnis

überspielt, wie Voelpel erläutert. Das Hirn werde entrümpelt. Das klappe nur, wenn man genug schläft. Andernfall­s wird eben nicht ausreichen­d „aufgeräumt“, Infos werden nicht so gut abgespeich­ert und Verknüpfun­gen nicht so gut hergestell­t. Die Folge: Das Hirn werde auf Dauer anfälliger für Krankheite­n wie Alzheimer.

Freundscha­ften pflegen:

Soziale Kontakte wurden nach Einschätzu­ng des Altersfors­chers bisher ziemlich unterschät­zt mit Blick auf Demenz und Alzheimer. In den „blauen Zonen“, also den Weltregion­en, wo Menschen sehr alt werden, lebten sie in sehr engen Verbünden, erläutert er.

„Jeder soziale Kontakt führt dazu, dass ich mir unheimlich viel merken und eine Menge wahrnehmen muss.“Gestik, Mimik, Emotionen, aber auch Inhaltlich­es: Was steht im Leben des anderen gerade an, worüber haben wir uns zuletzt unterhalte­n? Wo wollten wir uns treffen? „All das“, sagt Voelpel, „ist enorm wichtig für die Synapsenbi­ldung im Hirn.“

Einen Freundeskr­eis aufzubauen sei sehr wichtig, sagt Voelpel – im Studium, wenn die Kinder im Kindergart­en sind, im Verein, überall da könne man Freundscha­ften schließen.

Bewegen und Lernen:

Ob Sport oder Spaziereng­ehen, beim Bewegen entstehen ebenfalls neue Vernetzung­en im Hirn. „Aber wir brauchen dafür auch eine Vielzahl anderer Anregungen“, betont Voelpel und nennt einige Beispiele: Klavierspi­elen, Lesen, Skat, Scrabble.

Die Devise lautet: Niemals aufhören, neugierig zu bleiben. „Man kann in jeder Lebensphas­e noch Neues machen und neue Leute kennenlern­en“, so Voelpel.

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FOTO: ROBERT KNESCHKE/WESTEND61/DPA-TMN Freundscha­ften pflegen ist ebenso wichtig wie gesunde Ernährung, um auch im Alter geistig fit zu bleiben.
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