Erfolge ernten
Fast jeder hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie der Alltag eines Landwirts oder einer Landwirtin aussieht. Doch das ist nicht die einzige Ausbildung in der Branche. Was aber Fachkräfte Agrarservice lernen, wissen die wenigsten.
In jedem Fall gilt: Der Arbeitsalltag ist im Sommer anders als im Winter, wie Lars Averbeck sagt. „Im Frühjahr und im Sommer bin ich meist draußen unterwegs, im Winter stehe ich in der Werkstatt und kümmere mich um die Maschinen.“Mit den Maschinen sind Traktoren, Mähdrescher oder Häcksler gemeint. PS-starke Großfahrzeuge, die der 17-Jährige im Laufe seiner Ausbildung zu steuern lernt. Fachkräfte Agrarservice pflegen Pflanzen von der Saat bis zur Ernte, behalten Felder und Wiesen im Blick, dazu das Wetter und Umweltbedingungen. Zudem muss Lars Averbeck lernen, die tonnenschweren Landwirtschaftsmaschinen geschickt auf empfindlichen Böden zu manövrieren – und wie sie möglichst wirtschaftlich und umweltverträglich eingesetzt werden können. Fachkräfte für Agrarservice arbeiten meist im Auftrag von Landwirten, angestellt bei sogenannten landwirtschaftlichen Lohnunternehmen – die Dienstleistungen im ländlichen Raum übernehmen.
Der Ausbildungsberuf zählt zu den 14 „Grünen Berufen“im Agrar- und Ernährungsbereich. Lars Averbeck findet die Kombination aus grünen und technischen Elementen während seiner Ausbildung gut. Zum einen will er biologische Zusammenhänge noch besser verstehen, zum anderen begeistert er sich für Maschinen und Technik.
Der 17-Jährige hat gleich nach seinem Realschulabschluss 2019 die dreijährige duale Ausbildung am Standort Dülmen (NRW) bei der Firma Kemming, einem Fachbetrieb für Agrardienstleistungen, begonnen. Das mittelständische Unternehmen unterstützt Landwirte im Pflanzenbau von der Aussaat bis zur Ernte.
Die Aussaat, die Düngung und die Ernte von Rüben, Kartoffeln, Getreide und Mais verlangt Umsicht von allen Beschäftigten – vom Auszubildenden bis zum Vorgesetzten. Denn ihre Arbeit hat großen Einfluss auf das Ernteergebnis. Lars Averbeck gefällt aber, dass er so schon während der Ausbildung Verantwortung übernehmen kann. „Ich arbeite ja nicht allein, sondern oft im Team und ich werde natürlich gut angeleitet.“
Da geht es etwa um Fragen nach der richtigen Menge von Nährstoffen, also wie viel und welchen Dünger ein Pflanzenbestand auf einem bestimmten Acker benötigt. „Und wir schauen auch, ob Schädlinge oder
Krankheiten auftreten“, erzählt der Azubi. Fachkräfte für Agrarservice lernen grundsätzlich die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzpflanzen kennen und betreuen die Bestände im Einvernehmen mit den Kunden.
Technik der Natur ausgesetzt und die hat ihren eigenen Rhythmus.“In den Wintermonaten warten und reparieren Fachkräfte für Agrarservice die Maschinen, dann schlägt die Stunde der Schrauber. Firmeninhaber Thomas Kemming wünscht sich von den Auszubildenden neben dem Interesse an der Natur und einer Affinität zur Technik auch „eine offene Art im Umgang mit Menschen“. Für Kemming, der das Familienunternehmen in dritter Generation leitet, zählt auch der Dienstleistungsgedanke: „Neben der Arbeit auf dem Feld geht es auch darum, kompetent und freundlich mit den Kunden umzugehen.“Neben Aussaat und Ernte spielt dabei zum Beispiel der Pflanzenschutz eine große Rolle. „Auch da ist unser Know-how gefragt.“Die Theorie während der dualen Ausbildung erwerben die Fachkräfte für Agrarservice an einer von bundesweit neun Berufsschulen. Lars Averbeck muss aus Westfalen bis nach Kleve am Niederrhein fahren, um am Blockunterricht teilzunehmen. Der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zufolge sind die Zukunftsaussichten der Fachkräfte für Agrarservice sehr gut. Während der Ausbildung verdienen sie je nach Bundesland im ersten Ausbildungsjahr zwischen 580 und 750 Euro. Die Vergütung steigt bis zum dritten Jahr auf zwischen 680 und 875 Euro an. Wer nach der Ausbildung weiterlernen will, hat einige Optionen, wie Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW, betont: „Als Fortbildung bietet sich der Besuch einer Fachschule an.“Am Ende steht der Abschluss des staatlich geprüften Wirtschafters. Gleichzeitig bereiten die Fachschulen laut Rüb auf Prüfung zum Agrarservicemeister vor, die nach zwei Jahren Berufspraxis absolvierter werden kann. (dpa)