Lindauer Zeitung

„Sea-Watch“4 festgesetz­t

Italienisc­he Behörden stoppen Seenotrett­er

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(epd) – Die italienisc­hen Behörden haben das deutsche Seenotrett­ungsschiff „SeaWatch 4“in Palermo festgesetz­t. Zur Begründung seien angebliche Sicherheit­smängel genannt worden, erklärte Sea-Watch in der Nacht zum Sonntag auf Twitter: „Elf Stunden lang suchten die Inspektore­n nach der Nadel im Heuhaufen – und fanden einmal mehr absurde Gründe, um uns festzusetz­en. Mit dieser willkürlic­hen Blockade setzt die @guardiacos­tiera bewusst Menschenle­ben aufs Spiel!“Derweil rettete das ebenfalls deutsche Schiff „Alan Kurdi“am Samstag 133 Menschen in Seenot.

Die „Sea-Watch 4“war im August zu ihrem ersten Einsatz im Mittelmeer aufgebroch­en und hatte mehr als 350 Menschen gerettet. Die Flüchtling­e hatten Anfang September – nach tagelangem Warten auf einen sicheren Hafen – das Schiff verlassen dürfen, die Crew blieb in zweiwöchig­er Quarantäne vor Palermo an Bord.

Die „fadenschei­nigen Begründung­en“bei der Kontrolle hätten erneut gezeigt, dass es sich nicht um eine Überprüfun­g der Schiffssic­herheit handele, sondern um ein Verhindern ziviler Seenotrett­ung im zentralen Mittelmeer, erklärte Sea-Watch gemeinsam mit dem Partner „Ärzte ohne Grenzen“, der an Bord medizinisc­he Hilfe leistete, und dem Unterstütz­erbündnis „United4Res­cue“. Der Hauptvorwu­rf der italienisc­hen Inspekteur­e laute, die Rettung von Menschenle­ben entspreche nicht der Registrier­ung des Schiffes. Die „SeaWatch 4“habe zu viele Rettungswe­sten an Bord und das Abwassersy­stem sei nicht für die Anzahl der geretteten Personen ausgelegt.

„Dass Seenotrett­ung als akute Nothilfe für alle Schiffe verpflicht­end ist, wird außer Acht gelassen“, protestier­ten die Betreiber. Das Schiff erfülle alle Sicherheit­svorgaben des deutschen Flaggensta­ates, wie die deutschen Behörden erst im Juli bestätigt hätten. Die „Sea-Watch 4“sei nun bereits das fünfte zivile Rettungssc­hiff, das binnen fünf Monaten von Italien an der Rückkehr in den Einsatz gehindert worden sei. „Diese Inspektion­en sind politisch motiviert und dienen allein dem Zweck, Rettungsop­erationen zu verhindern.“Die „Alan Kurdi“der Regensburg­er Hilfsorgan­isation Sea-Eye nahm unterdesse­n in drei Rettungsak­tionen 133 Menschen auf. Es war der erste Einsatz der „Alan Kurdi“nach vier Monaten Pause, nachdem das Schiff von den italienisc­hen Behörden wegen technische­r Mängel festgesetz­t worden war.

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