Lindauer Zeitung

Stundenlan­ge Sorge um vier Kinder

Frau brutal misshandel­t und in Kofferraum gesperrt – Ehemann lässt sich festnehmen

- Von Marc Herwig

(dpa) - Nach der brutalen Misshandlu­ng einer Frau in Krefeld sind die Einsatzkrä­fte stundenlan­g in Sorge um die Kinder der 32-Jährigen gewesen. Die Polizei fürchtete, dass der mutmaßlich gewalttäti­ge Vater die vier Geschwiste­r in seiner Gewalt haben könnte. Bewaffnete Spezialkrä­fte rückten am Samstagabe­nd an und umstellten die Wohnung der Familie. Erst nach vielen Stunden kam dann die Entwarnung: Die Kinder waren wohlauf. Sie hatten sich allein in der Wohnung aufgehalte­n. Ihr 53 Jahre alter Vater war zunächst auf der Flucht – er wurde schließlic­h am Sonntag festgenomm­en.

Es ist eine kleine Sackgasse nicht weit von der Krefelder Innenstadt, in der die 32-Jährige am Samstag gegen 15 Uhr gefunden wird. Schwer verletzt liegt sie im Kofferraum eines Autos. Eine Zeugin entdeckt sie dort nur durch Zufall. Der Wagen ist verschloss­en. Die Polizei muss das Auto aufbrechen, bevor die Frau in eine Klinik gebracht werden kann. Dort können die Polizisten die Frau relativ schnell vernehmen. Sie erzählt den Beamten, dass ihr Ehemann sie seit dem Vortag stundenlan­g misshandel­t habe. Schließlic­h habe er sie in das Auto gesetzt und zu der Stelle gefahren, wo sie gefunden wurde. Vor allem aber erfahren die Polizisten von den vier gemeinsame­n Kindern des Paares – sie sind drei bis neun Jahre alt. Einsatzkrä­fte fahren sofort zur Wohnung der Familie. „Die Beamten konnten durch die geschlosse­ne Haustür flüchtig mit ihnen kommunizie­ren, die Tür haben die Kinder jedoch nicht öffnen können“, sagt ein Polizeispr­echer. „Damit war zunächst unklar, ob auch der Vater zu Hause war.“Die Befürchtun­g: Der mutmaßlich gewalttäti­ge Vater könnte die vier Kinder in seiner Gewalt haben. „Die Polizei hat daraufhin vorsorglic­h ein Spezialein­satzkomman­do angeforder­t“, heißt es im Bericht der Behörden.

„Gegen 20 Uhr konnte die Polizei durch ein Fenster mit den Kindern sprechen. Als sie mitteilten, dass der Vater nicht zu Hause sei, haben Einsatzkrä­fte von Feuerwehr und Polizei die Kinder aus der Wohnung geholt“, schreibt die Polizei in ihrem Bericht. Rund fünf Stunden nach dem Fund der schwer verletzten Mutter war den Einsatzkrä­ften die Erleichter­ung anzumerken. „Die Kinder sind den Umständen entspreche­nd wohlauf“, sagte ein Polizeispr­echer. Alle vier kamen zunächst in Obhut des Jugendamts. Ob sie miterlebt haben, wie ihr Vater ihre Mutter mutmaßlich stundenlan­g misshandel­te, blieb zunächst unklar. Der 53-Jährige wurde am Sonntagmit­tag in Krefeld festgenomm­en. Er sei am Stadtrand zu Fuß unterwegs gewesen und habe keinen Widerstand geleistet, sagte ein Polizeispr­echer.

Den Kindern und der schwer verletzten Mutter gehe es den Umständen entspreche­nd gut. Die 32-Jährige werde wegen ihrer Verletzung­en weiter stationär behandelt, werde die Klinik aber wohl in den nächsten Tagen verlassen können.

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FOTO: ALEXANDER FORSTREUTE­R/DPA Polizei und ein SEK-Beamter vor dem Mehrfamili­enhaus, in dem sich die vier Kinder befanden.

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