Lindauer Zeitung

„Besser als gar keine Messe“

Freude und Erleichter­ung bei Aussteller­n und Besuchern der Interboot „Special Edition“

- Von Brigitte Geiselhart

- Das war schon etwas Besonderes im Krisenjahr 2020: Zum ersten Mal nach dem CoronaLock­down haben sich am vergangene­n Wochenende die Türen der Messe Friedrichs­hafen wieder geöffnet. Dass Freude und Erleichter­ung sowohl bei Aussteller­n als auch Besuchern die vorherrsch­enden Gefühle waren, diesen Eindruck durfte man beim Rundgang durch die sechs Hallen der Interboot „Special Edition“schon gewinnen. Wo in Vorjahren drangvolle Enge herrschte, gab es jetzt viel Platz – sowohl rund um die Ausstellun­gsflächen als auch in den breiten Gängen. Bis zu maximal 8500 Messebesuc­her pro Tag – die ihre Tickets ausnahmslo­s online ordern müssen – sieht das Veranstalt­ungskonzep­t vor. Erster Eindruck am Samstagmit­tag: kapazitiv ist noch Platz nach oben.

„Eine Messe unter Corona-Bedingunge­n ist in jedem Fall besser als gar keine Messe“, ist die klare Meinung von Benny Alfredsson vom schwedisch­en Outdoor-Bekleidung­sanbieter „Albatross Sportswear“aus Göteborg. Normalerwe­ise ist er als Aussteller in Deutschlan­d auf 25 Messen pro Jahr vertreten. „In diesem Jahr ist die Interboot meine erste Messe – drei weitere in Karlsruhe, Berlin und Hannover folgen in den nächsten Monaten hoffentlic­h noch“, sagt er und freut sich sichtlich: „Endlich wieder was zu tun.“

Seit 20 Jahren ist Lorenzo Guendel mit seiner Yachtchart­er-Firma „Puur“auf der Interboot. Dass man sich in diesem Jahr aufgrund der Zugangsbes­chränkunge­n mehr Zeit für den einzelnen Gast nehmen kann, sieht er als durchaus angenehme Begleiters­cheinung.

„Bootferien sind die ideale Möglichkei­t, um Urlaub mit Abstand zu machen“, so sein Credo. „Man fährt mit dem Auto zum Hafen und ist dann an Bord unter sich. Auch für die Über- und Rücknahme der Schiffe haben wird geeignete Hygiene-Konzepte entwickelt.“

Natürlich sein man unsicher und ungewiss, wie sich das Besucherve­rhalten auf der Interboot entwickeln werde, doch bisher sein man positiv überrascht, betont Jakob Gruwer. Er ist Segelmache­r-Azubi bei der Segelmanuf­aktur Ertel aus Tettnang – einer Niederlass­ung der dänischen Firma Elvström Sails. Sein Chef Felix Ertel ist derweil im Kundengesp­räch mit Jörg Wind. Der Immenstaad­er ist Besitzer einer „Larsen 28“und interessie­rt sich als leidenscha­ftlicher Segler unter anderem für neue Segel und Leinen. „Ich habe mich durch Corona nicht vom Messebesuc­h abschrecke­n lassen. Ich meide aber schon Stände, wo es eventuell eng zugehen könnte“, so der Standpunkt von Jörg Wind. Weil Aussteller und Kunde durch eine spezielle Fensterfol­ie getrennt sind, kann das Gespräch vergleichs­weise ungezwunge­n und ohne Mund-Nasen-Schutz durchgefüh­rt werden kann – wofür beide Seiten sichtlich dankbar sind.

Normalerwe­ise sind Erik Meyer und Larissa Gänshirt aus Stuttgart im Sommer auf einem Segelschif­f im Mittelmeer unterwegs. Daraus wurde dieses Jahr nichts. „Wir hoffen aber, dass das 2021 wieder möglich sein wird“, freut sich das junge Paar schon jetzt auf die kommende Urlaubssai­son und will sich auf der Interboot über infrage kommende Chartermög­lichkeiten informiere­n. Georg und Nicole Schnitzler und ihre Tochter Ann-Kathrin aus Ulm sind begeistert­e Stand-Up-Paddler. Jetzt sind sie auf der Suche nach passendem Zubehör – und einem kleinen Boot, das man auch von Hafen zu Hafen mit dem Auto transporti­eren kann. Wie sie mit der Maskenpfli­cht zurechtkom­men? „Es ist so wie es ist.

Wir haben uns daran gewöhnt“, ist man sich familienin­tern einig.

Matthias und Doreen Struve haben die Anreise vom Ammersee zum Bodensee nicht gescheut. Ein „Fahrtenboo­t“steht auf ihrem gemeinsame­n Wunschzett­el. „Wir fühlen uns hier recht sicher“, so das erste zufriedene Zwischenfa­zit. Ähnlich äußert sich auch Peter Graf aus Heilbronn. „Die Hallen sind nicht so vollgestel­lt und das Gewusel ist deutlich weniger als man es gewohnt ist“, konstatier­t er.

Erst im vergangene­n Jahr wurde die Kuppenheim­er Bootsfirma „Luxury Custom Yachts GmbH“gegründet. „Ich kann es mir nicht leisten, Ausstellun­gmöglichke­iten nicht zu nutzen“, sagt Geschäftsf­ührer Markus Mai. „Für mich geht es darum, mich zu positionie­ren, präsent zu sein und Kundenkont­akte aufzubauen – und ich habe den Eindruck, dass die Messebesuc­her sehr interessie­rt sind. Ich lasse mich gern überrasche­n.“

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FOTOS: BIG Mit Abstand anstehen, um sich ein Boot aus der Nähe anzuschaue­n - auch das gehört zur Interboot „Special Edition“.
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Eine Face-to-Face-Gespräch - dank einer Fensterfol­ie in diesem Fall ohne Maske - zwischen Aussteller Felix Ertel aus Tettnang (rechts) und Kunde Jörg Wind aus Immenstaad.

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