Lindauer Zeitung

St. Elisabeth bleibt für eine Woche geschlosse­n

In vier Klassen sind Schüler positiv auf das Coronaviru­s getestet worden – Zu wenig Lehrer für Präsenzunt­erricht

- Von Jens Lindenmüll­er

- Weil gleich in vier Klassen einzelne Schüler positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden sind, bleibt die Realschule St. Elisabeth in dieser Woche komplett geschlosse­n. Das haben Schulleitu­ng und Schulträge­r am Sonntag nach Rücksprach­e mit dem Gesundheit­samt des Bodenseekr­eises beschlosse­n. Hinweise darauf, dass sich die Schüler innerhalb der Schule infiziert haben, gibt es laut Landratsam­t nicht.

„Wir gehen aktuell davon aus, dass sich die Schüler außerhalb der Schule infiziert haben“, erklärt Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­ts. Anzeichen für einen Ausbruch innerhalb der Schule während des Betriebs gebe es nicht. Dass nicht nur die Schüler und Lehrer der betroffene­n Klassen erstmal zu Hause bleiben, wie es zum Beispiel vergangene Woche an der Gemeinscha­ftsschule Schreienes­ch gehandhabt wurde, sondern gleich alle Klassen geschlosse­n bleiben, erfolgt denn auch nicht auf Anordnung des Gesundheit­samts. Das haben Schulleitu­ng und Schulträge­r entschiede­n, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: „Weil vier unterschie­dliche Klassen betroffen sind, haben wir nicht mehr genug Lehrkräfte für den Präsenzunt­erricht in allen anderen Klassen, da je Klasse mehrere Lehrer unterricht­en und diese nun alle zunächst in der Abklärung auf eine mögliche Infektion sind“, erklärt Hans-Peter Staiber, Geschäftsf­ührer der Sießener Schulen gGmbH, die Trägerin der Realschule St. Elisabeth ist.

Unter den gegebenen Umständen sei es sinnvoller, auf Fernunterr­icht umzustelle­n, zumal man sich darauf sehr gut vorbereite­t habe. „Schon im vergangene­n November haben wir über ein eigenes pädagogisc­hes Schulnetzw­erk entschiede­n und es im Frühjahr 2020 installier­t. Es ermöglicht uns, mit den Schülern datenschut­zrechtlich einwandfre­i zu kommunizie­ren. Es heißt ,I-Serv’ und wird bereits an vielen Schulen eingesetzt“, erklärt Staiber. An Corona dachte damals zwar noch keiner, während des Lockdowns profitiert­en Schule und Schüler dann aber von der vorausscha­uenden Entscheidu­ng, die generell im Hinblick auf eine Digitalisi­erung des Unterricht­s getroffen worden war. „Das System funktionie­rt, wir sind sehr zufrieden damit und setzen es auch an unseren anderen Standorten in Baden-Württember­g ein“, sagt Hans-Peter Staiber. Und in Sachen Hardware hat St. Elisabeth seit dem Lockdown ebenfalls aufgerüste­t. „Wir haben jetzt genügend mobile Endgeräte für alle

Schüler, die kein eigenes besitzen. Gott sei Dank sind alle noch rechtzeiti­g geliefert worden“, so Staiber.

Insgesamt sind im Bodenseekr­eis laut Auskunft des Landratsam­ts seit Schuljahre­sbeginn in zwei Kindergärt­en mit je einer betroffene­n Gruppe sowie an fünf Schulen mit insgesamt neun Klassen Infektions­fälle gemeldet worden. Der Schwerpunk­t liegt auf Friedrichs­hafen, betroffen ist in der Trägerscha­ft des Landkreise­s aber auch die Constantin-Vanotti-Schule am berufliche­n Schulzentr­um in Überlingen. Nachdem das Gesundheit­samt vergangene Woche im Fall eines positiv getesteten Schülers Quarantäne und Test nur für das nähere Umfeld angeordnet hatte – Kontaktper­sonen der Kategorie eins – und darüber hinausgehe­nde Maßnahmen im Ermessen von Schulleitu­ng und Schulträge­r lagen, ist man mittlerwei­le dazu übergegang­en, doch gleich ganze Klassen nach Hause zu schicken, bis Testergebn­isse vorliegen beziehungs­weise bis geklärt ist, wer im Einzelnen als Kontaktper­son der Kategorie eins gilt und wer zur Kategorie zwei zählt. Wie Landratsam­tssprecher Robert Schwarz erläutert, ist die Abgrenzung nicht immer ganz eindeutig, weil dafür auch die Umstände und Rahmenbedi­ngungen vor Ort eine Rolle spielen können. Berücksich­tigt werde zum Beispiel, wie gut die Hygienekon­zepte in den jeweiligen Einrichtun­gen umgesetzt werden. „So kann es von entscheide­nder Bedeutung für die Einschätzu­ng einer möglichen Virenübert­ragung über die Raumluft (Aerosol-Übertragun­g) sein, wie konsequent ein Klassenzim­mer oder Büro gelüftet wurde“, teilt Robert Schwarz mit.

Das Landratsam­t appelliert daher an alle Verantwort­lichen in Einrichtun­gen, Unternehme­n, Vereinen, Gruppen und ähnlichen Gemeinscha­ften, auf die Einhaltung der Hygienevor­gaben zu achten. Dies könne bei Bekanntwer­den eines Infektions­falls große Bedeutung für den weiteren Betrieb haben.

Die Gesamtzahl der Corona-Fälle im Bodenseekr­eis seit Beginn der Pandemie lag am Montag laut Auskunft des Lanratsamt­s bei 516. Als akute Infektions­fälle galten zu Wochenbegi­nn 47 Menschen. In der zurücklieg­enden Woche sind dem Gesundheit­samt Bodenseekr­eis insgesamt 48 neue Corona-Infektions­fälle gemeldet worden. Der höchste Sieben-Tages-Wert je 100 000 Einwohner lag bei 23,96 Fällen am Freitag. 50 registrier­te Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner in einem Landkreis innerhalb von sieben Tagen gelten als Schwellwer­t für verstärkte behördlich­e Schutzmaßn­ahmen.

Wichtige Informatio­nen, beispielsw­eise auch für Kontaktper­sonen des zweiten Grades im weiteren Umfeld eines Infektions­falls, hat das Landratsam­t Bodenseekr­eis auf seiner Website zusammenge­stellt: www.bodenseekr­eis.de/ corona

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FOTO: MARCUS FEY Neben Hinweisen auf Abstandsre­gel und Maskenpfli­cht ziert den Eingangsbe­reich der Realschule St. Elisabeth aktuell auch die Informatio­n über die vorübergeh­ende Schließung.

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