Lindauer Zeitung

EU plant künftig schnellere Abschiebun­gen

Kommission­schefin von der Leyen will Asylverfah­ren beschleuni­gen – Umverteilu­ngsquoten sind nicht vorgesehen

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(epd/dpa) - Ein neues europäisch­es Asylsystem soll die EU-Länder am Mittelmeer entlasten, ohne die übrigen Mitgliedss­taaten zu überforder­n. Bei ihrem „Neuen Pakt zu Migration und Asyl“setzt die EU-Kommission auf beschleuni­gte Verfahren an den Grenzen und beschleuni­gte Abschiebun­gen. Während Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) die Pläne am Mittwoch begrüßte, gab es sowohl von Hilfsorgan­isationen als auch von der

Opposition im Bundestag scharfe Kritik. Linke und grüne Politiker kritisiert­en das Paket als unmenschli­ch.

Insgesamt soll das neue System nach den Worten von Kommission­schefin Ursula von der Leyen das Vertrauen der Bürger in die Fähigkeit der EU, Migration zu managen, wiederhers­tellen. Die oberste Behörde der Union strebt eine Grundsatze­inigung bis Ende des Jahres an. Eine 2016 gestartete Reform des EUAsylrech­ts ist gescheiter­t.

Bei den neuen Vorschläge­n handelt es sich um ein gestuftes System, bei dem irregulär eingereist­e Asylbewerb­er schon an den Außengrenz­en einer umfassende­n Prozedur unterzogen werden. Ebenfalls an der Grenze würde teilweise bereits über die Schutzbere­chtigung entschiede­n, etwa bei Menschen aus Ländern mit geringer Anerkennun­gsquote. Daneben wäre weiter „ein normales Asylverfah­ren“möglich. Während abgelehnte Asylbewerb­er möglichst schnell abgeschobe­n würden, könnte für die übrigen eine Verteilung auf andere EU-Staaten folgen – auf freiwillig­er Basis. Alternativ könnten die Länder bei Abschiebun­gen helfen – vor allem bei der Finanzieru­ng. Im Extremfall will die Kommission alle Mitgliedss­taaten entweder zur Aufnahme oder zur Hilfe bei Abschiebun­gen zwingen können, wobei ihnen die Wahl bliebe. Verpflicht­ende Umverteilu­ngsquoten gäbe es damit nicht.

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