Lindauer Zeitung

Schlechte Nachrichte­n für den Stammsitz

Daimler plant 4000 Entlassung­en – Leitwerk für Antriebste­chnik soll aber in Untertürkh­eim bleiben

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(dpa) - Der Sparkurs beim Autobauer Daimler dürfte auch am symbolträc­htigen Konzernsta­mmsitz in Stuttgart-Untertürkh­eim für einen spürbaren Stellenabb­au sorgen. Gut jeder fünfte Arbeitspla­tz steht dort nach Angaben des Betriebsra­ts in den kommenden Jahren zur Dispositio­n.

Demnach fordert das Unternehme­n, dass in Untertürkh­eim bis zum Jahr 2025 rund 4000 von zurzeit etwa 19 000 Stellen abgebaut werden sollen. Ein Papier mit diesem Inhalt wurde von den Arbeitnehm­ervertrete­rn unter den Beschäftig­ten verteilt, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch erfuhr.

In dem Schreiben von StandortBe­triebsrats­chef Michael Häberle heißt es unter anderem, der Konzern argumentie­re, dass der Standort viel zu teuer sei, zudem würden hier angesiedel­te Kompetenze­n im Bereich konvention­eller Antriebe angesichts der Transforma­tion in Richtung EMobilität zunehmend an Bedeutung verlieren. Konzernver­treter gingen nicht direkt auf die genannten Zahlen

ein. Vorstandsm­itglied Markus Schäfer sagte der dpa, dass Daimler generell an seiner Kostenstru­ktur und Wettbewerb­sfähigkeit arbeiten müsse.

„Untertürkh­eim ist ein Hochlohnst­andort.“Auch in der Übergangsp­hase von Verbrennun­gsmotoren hin zu CO2-freundlich­eren Technologi­en müsse man die Rentabilit­ät des Unternehme­ns sichern.

Die CoronaKris­e sorgt für tiefrote Zahlen bei Daimler und zwingt den Autobauer zur Verschärfu­ng seines sowieso geplanten Sparkurses. Im zweiten Quartal fuhr der Konzern rund zwei Milliarden Euro Verlust ein. Weil weltweit Fabriken stillstand­en, Autohäuser schließen mussten und auch viele andere Unternehme­n nicht arbeiten und somit auch keine Lastwagen kaufen konnten, knickten die Absatzzahl­en ein. Vorstandsc­hef Ola Källenius hatte zuletzt betont, dass sein im Vorjahr vorgelegte­r

Sparplan angesichts der Corona-Krise verschärft werden müsse. Dazu gehört auch ein signifikan­ter Stellenabb­au. Eine konkrete Zahl hat Daimler bisher nicht genannt. Kolportier­t worden waren zunächst Größenordn­ungen von 10 000 bis 15 000 der weltweit rund 300 000 Stellen, die abgebaut werden sollten. Zuletzt hatten Berichte über 20 000 bis hin zu 30 000 Stellen die Runde gemacht.

Das Werk in Untertürkh­eim hat aus DaimlerSic­ht auch einen symbolisch­en Charakter. Historisch gewachsen steht hier das Leitwerk für Antriebste­chnik – diesen Status behält der Standort nach den Bekundunge­n des Unternehme­ns auch künftig. „Untertürkh­eim soll in jedem Fall Leitwerk für Antriebste­chnologie bei Mercedes-Benz bleiben“, sagte Vorstandsm­itglied Schäfer.

Erst Ende vergangene­n Jahres hatte Daimler nach einem langen Hin und Her bekannt gegeben, die Antriebe

Vorstandsm­itglied Markus Schäfer

für seine Elektroaut­os künftig nicht mehr bei Zulieferer­n einzukaufe­n, sondern selbst bauen zu wollen – in Untertürkh­eim. Zugleich sollten auch Verbrennun­gsmotoren noch auf Jahre ihren Platz dort haben. Die Corona-Krise beschleuni­gt nun die Wandlung erheblich.

Eine wichtige Frage dabei ist, wie viel Geld der unter Druck geratene Konzern jetzt überhaupt noch in herkömmlic­he Antriebe stecken will. „Es soll keine weiteren Investitio­nen in konvention­elle Antriebe mehr geben“, schrieb Standort-Betriebsra­tschef Häberle in seinem Rundbrief unter Verweis auf Pläne des Unternehme­ns für Untertürkh­eim.

Vorstandsm­itglied Markus Schäfer dagegen sagte: „Es wird auch in Untertürkh­eim weiter Investitio­nen in konvention­elle Antriebe geben.“Allerdings werde der Anteil der Investitio­nen in CO2-neutrale Technologi­en „massiv steigen“. Die ganz große Transforma­tion finde nun mal im Antriebsbe­reich statt – „das ist die Herkulesau­fgabe, die wir zu stemmen haben“.

„Untertürkh­eim ist ein Hochlohnst­andort.“

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FOTO: THOMAS KIENZLE/DPA Das Daimler-Werk in Untertürkh­eim hat Symbolchar­akter. Jetzt sollen Tausende von Stellen gestrichen werden.
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FOTO: DPA Daimler-Chef Ola Källenius hatte bereits angekündig­t, dass die Sparpläne verschärft werden müssen.

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