Komödiant, Melancholiker, Exzentriker
Schauspieler Michael Gwisdek ist mit 78 gestorben – Brückenbauer zwischen Ost und West
(dpa/AFP/epd) - Der Schauspieler und Regisseur Michael Gwisdek ist tot. Er starb am Dienstag nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie, wie die Agentur Just Publicity am Mittwoch mitteilte. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören „Good Bye, Lenin!“, „Boxhagener Platz“, „Nachtgestalten“und „Oh Boy“. Auch im Fernsehen war er oft zu sehen, ob im „Tatort“, bei „Bella Block“oder in den „Donna Leon“Verfilmungen. Auch auf dem „Traumschiff“schipperte er um die Welt und war in der Krimireihe „Der Bulle von Tölz“mit von der Partie. 2003 gehörte Gwisdek zudem zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie, die den Deutschen Filmpreis verleiht.
In seinen Rollen zeigte er sich als Komödiant, Melancholiker und Exzentriker. Privat waren Michael Gwisdek und die Schauspielerin Corinna Harfouch viele Jahre ein Paar. Sohn Robert wurde ebenfalls Schauspieler, Sohn Johannes Komponist. Später lebte Gwisdek mit seiner Frau, der Drehbuchautorin und Schriftstellerin Gabriela Gwisdek, auf dem Land vor den Toren Berlins.
Der 1942 geborene Gastwirtssohn aus Berlin-Weißensee lernte das Schauspielhandwerk an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“– wie viele prominente Kollegen. Gwisdek spielte in den 1960erund 1970er-Jahren an verschiedenen Theatern in der DDR. So holte ihn 1973 Benno Besson an die Berliner Volksbühne. 1983 wechselte er an das Deutsche Theater und arbeitete mit Regisseuren wie Alexander Lang und Thomas Langhoff zusammen. Sein komödiantisches Talent brachte ihm bald Rollen im Kino ein.
Nach dem Fall der Mauer erfüllte sich sein Traum, über den roten Berlinale-Teppich zu gehen. 1999 erhielt Gwisdek einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller in Andreas Dresens „Nachtgestalten“. Seine Trophäen-Ausbeute war groß und reicht vom Deutschen Filmpreis bis zum Grimme-Preis.
Gwisdek arbeitete auch als Regisseur. Sein Regiedebüt gab er 1988 mit „Treffen in Travers“. Weitere Regiearbeiten waren „Abschied von Agnes“und „Das Mambospiel“.
Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller, würdigte Gwisdek als „einen großartigen und beliebten Schauspieler“. Er betonte: „Wir hätten uns von Michael Gwisdek noch viele vergnügliche und eindrückliche Filmerlebnisse gewünscht.“
Das ZDF drückte am Mittwoch seine Trauer über den Tod des Schauspielers und Regisseurs aus.
Die stellvertretende Programmdirektorin Heike Hempel nannte Gwisdek einen „humorvollen Beobachter der deutsch-deutschen Geschichte“, der „Brücken zwischen Ost und West“gebaut habe.
„Wir trauern um den großartigen Künstler Michael Gwisdek, der uns, seinem begeisterten Publikum, wegen seiner Vielseitigkeit fast zu einem Lebensbegleiter geworden ist“, erklärte auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die deutsche Film- und Fernsehlandschaft verliere einen „erstklassigen Charakterdarsteller“.