Herber Rückschlag für die„Querdenker“
Geplante Menschenkette um den See hat eine Lücke auf der Schweizer Seite
(saf) - Bis zu 250 000 Menschen will der Konstanzer „Querdenken“-Organisator Gerry Mayr am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober um den Bodensee versammeln. Das Ziel: eine gigantische Menschenkette „für Frieden und Freiheit“. Das äußerst ambitionierte Projekt erleidet allerdings schon im Vorfeld einen Rückschlag. Die bisherigen Organisatoren aus der Schweiz ziehen sich zurück – und teilen kräftig in Richtung der Konstanzer „Querdenker“aus.
Das von Gerry Mayr „großspurig angekündigte Mega-Event“entwickle sich zur „unrealisierbaren Luftblase“, heißt es in einer Erklärung, die die Züricher „Querdenken“-Organisatoren Carmen Vollmer und Markus Holzer am Montag auf Facebook veröffentlichten. Aufgrund chaotischer Zustände in der Planung und leerer Versprechungen, was Werbematerial und Logos angehe, habe man sich schweren Herzens entschieden, „aus der Organisation auszusteigen und uns gleichzeitig in aller Form davon zu distanzieren“.
Mayr sei in Konstanz von seinem eigenen Verein abgewählt worden, heißt es weiter. Man habe es jetzt mit einem völlig chaotisch agierenden Organisationsteam zu tun.
Gerry Mayr weist die Vorwürfe größtenteils zurück. Es handele sich bei der veröffentlichten Erklärung um „ein destruktives Schreiben mit einem Wahrheitsgehalt von etwa zehn bis 15 Prozent“. Eine neue Organisation werde die Planung wie gehabt fortführen. Auch in der Schweiz gebe es neue Organisatoren. „Auf deutscher Seite arbeiten weiter rund 200 Menschen daran“, versichert er. Den Rückzug der Schweizer erklärt Mayr damit, dass es „gemenschelt“habe. „Die bisherigen Schweizer Organisatoren
wollten sich nicht mit wenigem zufrieden geben. In Deutschland bleibt alles beim Alten“, sagt er.
Von Vaduz in Liechtenstein, über Bregenz, Kreuzlingen und Konstanz – entlang des Bodenseeufers soll sich die Kette aus Menschen laut Mayr spannen, verbunden durch eigens angefertigte Schals. In den genannten Städten sollen zudem einzelne Kundgebungen stattfinden.
Bereits als die Menschenkette zum ersten Mal angekündigt wurde, hatte sich Mayr von Rechtsextremen distanziert. „Kein Mensch will in einer Friedenskette neben einem Rechtsextremen stehen“, sagte er damals. Ordner und angeheuerte Busfahrer sollten dafür Sorge tragen, dass keine Menschen in szenetypischer Kleidung oder mit rechtsextremen Flaggen und Symbolen an der Menschenkette teilnehmen.
Der Berliner Extremismusforscher Hajo Funke glaubt nicht, dass das gelingen kann. „Es wird unterlaufen werden von Rechtsextremen. Die ,Querdenken’-Bewegung ist für diese anschlussfähig, da die Anti-CoronaGruppierungen selbst ein autoritäres Verständnis haben“, sagte er.