René Geier: „Bodolz soll noch schöner werden“
Der UBB-Gemeinderat liebt es, zu gestalten und macht sich Gedanken über den Dorfkern
- René Geier ist Ästhet, Demokrat, ein Mensch mit Verantwortungsbewusstsein und jemand, der gerne mit anpackt. Deshalb hat er sich für die UBB (Unabhängige Bürger Bodolz) in den Gemeinderat wählen lassen. Wofür er steht, sich einsetzen will und warum er will, dass „Bodolz im Großen und Ganzen so bleiben kann, wie es ist, aber besser wird“, darüber hat sich LZ-Mitarbeiterin Isabel de Placido mit ihm unterhalten.
„Das ist eigentlich die Keimzelle der Idee, dass ich Gemeinderat bin“, begrüßt René Geier die Journalistin und erklärt damit auch gleich die Wahl des „Apfelbrunnens“als Ort des Gesprächs und damit seinen liebsten Ort in Bodolz.
Fröhlich plätschert das Wasser, wenn es aus dem Apfelstiel von hoch oben weit hinunter in das Brunnenbecken fließt, und im Laufe des Gesprächs werden zwei sportliche Radler einen kurzen Stopp einlegen, um ihre Trinkflaschen zu füllen und ihre Nacken zu benetzen. Auch eine Gruppe Kinder kommt vorbei und wird es an diesem schönen Sommertag nicht lassen können, wenigstens kurz mit dem kühlen Nass zu spielen. „Man hat mich damals gefragt, ob ich nicht den Brunnen machen will und deshalb habe ich mich mit der Geschichte der Gemeinde befasst“, erklärt René Geier und meint mit „damals“das Jahr 2014. Bodolz befand sich zu dieser Zeit mitten in der Rathausvorplatzsanierung und hatte beschlossen, dass ein Brunnen den neuen Platz zieren sollte. Den Zuschlag bekam der Steinmetzmeister für seinen Entwurf eines neuneckigen Brunnenbeckens, der die neun Ortsteile der Gemeinde miteinander vereint. Der rote Apfel, als krönendes Element auf einer Stele platziert, symbolisiert den Obstanbau, der Bodolz prägt.
Damals wohnte René Geier seit gut zehn Jahren noch in Enzisweiler, was er aber eher als einen Vorort von Lindau empfand, denn als einen Teil von Bodolz. Zu dieser Zeit baute der heute 48-Jährige an seinem Haus in Bettnau und weil dieses noch nicht fertig war, zog er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in die Rathausstraße. „Gleich da hinten haben wir gewohnt“, unterbricht er seine Erzählung und zeigt in eine Häusergruppe. „Hier habe ich ein ganz anderes Bodolz erlebt.“Und zwar eines mit einem dörflichen Charakter. So, wie er es aus Niederstaufen kannte, wo er aufgewachsen ist. „Dann habe ich den Brunnen mit den neun Ortsteilen gebaut. Und die sind vielschichtig und verschieden. Das macht Bodolz so spannend“, findet er. In dieser Rathausstraßenzeit war es denn auch, dass er von der UBB gefragt wurde, ober er nicht für den Gemeinderat kandidieren wolle. Bei dieser Wahl schaffte er es zwar nicht in das Gremium, bekam aber so viele Stimmen, dass er diese als Verpflichtung sah.
„Das Vertrauen, das mir die Bodolzer geschenkt haben, hat mich geehrt, aber gleichzeitig auch gefordert.“Das war der Grund, warum er ein zweites Mal kandidierte und es schließlich schaffte. „Ganz grundsätzlich ist es so, dass ich mich gerne engagiere“, sagt er.
Hinzu kam, dass er die allgemeine politische Lage während der jüngsten Kommunalwahl als ungut empfand und dem etwas entgegensetzen wollte. „Da waren Leute am Start, die so viel Unmut reinbringen.“Wie etwa die AfD. Und die Wutbürger, die das Ihre zur unguten Stimmung tun. „Das sind alle die, die am lautesten schreien und alles schlecht machen. Dabei ist in Deutschland alles sehr liberal, man darf alles Mögliche machen und jeder darf was sagen“, meint er und sieht dies als „hohes Gut“an, das es zu sichern gelte. Gleichzeitig seien die „Vernunftbürger“eher leise. „Vielleicht ist die Demokratie ein bisschen weit weggerückt“, befürchtet er und erzählt, dass er, seitdem er selbst Gemeinderat sei, immer wieder an seinen Großvater denken müsse. Der sei, wie sein Vater auch, überzeugter Demokrat gewesen und wollte, dass sich weder Nationalsozialismus noch Krieg wiederholten. Der Großvater habe ihn politisiert. Schon allein, indem er politische Bildung forderte.
„Wir durften nicht vor acht ins Bett. Wir mussten die Tagesschau anschauen“, erzählt René Geier lachend und sagt auch, dass er dieses Diktum als Kind natürlich nicht so gut fand. „Heute schon, heute bin ich ihm dankbar. Denn ich habe gelernt, dass Demokratie da ist, um keine Diktatur mehr zuzulassen.“Und dann gibt er zu bedenken: „Wir in Bodolz haben Luxusprobleme. Wir streiten uns darüber, ob die Bücherei in den Keller vom Koeberle kommt oder im Haus Elisabeth bleibt. Ich habe halt die Erfahrung gemacht, dass man durchaus was erreichen kann, oft mit relativ kleinen Mitteln. Und ich kenne auch viele, die sich aufregen und nichts ändern.“Und genau so ist er nicht. Zudem habe er als Bildhauer auch den Willen, seine Umgebung zu gestalten. „Das heißt, ich habe ein Sendungsbewusstsein.“
Und genau das will er jetzt im Bodolzer Gemeinderat einbringen. Und zwar in die Richtung, dass Bodolz noch schöner werden soll, als es sowieso schon ist. „Mir geht’s um die Ästhetik des Ortes“, betont er und erklärt: „Das hat nicht unbedingt was mit den Häusern zu tun, sondern mit dem Ensemble. Ein Dorf hat eine gewisse Funktion, die den Bewohnern nutzt. Ästhetik bedeutet nicht nur Aussehen, sondern auch Zusammenleben.“In diesem Sinne denkt er an die Dorfkerngestaltung.
„Hier ist für mich der Ortskern“, sagt er und macht eine entsprechende Handbewegung. Gleichzeitig ist ihm auch bewusst, dass es schwierig ist, bei neun Ortsteilen ein „Zentrum“zu definieren, mit dem sich alle Bürger identifizieren. „Aber da müssen wir eine eigene Linie finden. Es ist doch schon toll, wenn einer vom Taubenberg runterkommt und sagt, 'Ich bin Bodolzer’“.
Und was das Thema Stadel anbelangt, ist für ihn klar, dass dieser aufgrund seiner Lage mitten im Ortskern unbedingt genutzt gehört. Sollte sich bei Untersuchungen der Bausubstanz zeigen, dass er abgerissen werden muss, dann plädiert René Geier für einen Wiederaufbau in den alten Maßen. Ganz wichtig ist ihm jedoch, dass er in Gemeindehand bleibt.
Hineinkommen könnte die Mittagsbetreuung oder eine Tagespflege, er persönlich favorisiere jedoch einen Dorfladen. Ein Bäckerwagen stünde schließlich schon davor. „Wir haben alles, aber man könnte gewisse Sachen noch optimieren“, ist er überzeugt und sagt: „Ich will, dass es im Großen und Ganzen so bleibt, wie es ist, aber besser wird.“