Lindauer Zeitung

Auf der Reise zwischen Wirklichke­it und Träumen

Vier Künstler aus der Region stellen im Kunstbahnh­of in Wasserburg aus – Skulpturen und Bilder treten in Korrespond­enz miteinande­r

- Von Helmut Voith

- Nach und nach sind die Gäste am Freitagabe­nd zur Vernissage der Ausstellun­g des Wasserburg­er Kunstverei­ns in die Räume des Bahnhofs gekommen, ein Zug donnert vorüber, es wird dunkel.

Allmählich zeigt Piepe Hawrans große perforiert­e Kugel aus dunklem Metall, dass etwas aus dem Inneren leuchtet. Weitere Kugeln, teilweise den Blick nach innen freigebend, mit vergoldete­n Rändern, sind im Raum positionie­rt, Plastiken, die mit den Bildern an den Wänden korrespond­ieren. Der Künstler hat auch Objekte mit Nägeln gespickt, Beißzangen und Scheren zu Figuren gebogen, einige stehen oder liegen auf einem Sims. Man meint, dass seine „Schrottkun­st“Geschichte­n erzählt. So wie seine Steine, die mit Nähten aus Draht zusammenge­flickt ihr wahres Wesen verfremden. Sehr witzig ist ein aufgeschni­ttener Stein, in dem Messer und Gabel stecken, ein überdimens­ionierter Schwartenm­agen zum Anbeißen. Wirklichke­it?

Was ist echte Wirklichke­it? Auf den Arbeiten des Fotodesign­ers und Grafikers Patricio Cataldo überlagern sich verschiede­ne Wirklichke­iten. Eine hell illuminier­te New Yorker Straßensze­ne wird von einer Palmenreih­e überlagert, oder von sanften Gräsern, die sich zu bewegen scheinen und doch statisch sind. Aus diesem Gegensatz erwächst Dynamik. Über einer anderen nächtliche­n Straßensch­lucht liegen Leiterplat­ten. Wirklichke­iten überlagern sich wie Gedanken, die plötzlich auftauchen, Träume.

Eine andere Form, eine neue Realität zu schaffen, hat die Designerin und Fotografin Elke Sckell gefunden.

Mit ihrer eigenen künstleris­chen Technik des Polaroid-Transfers überträgt sie Schichten ihrer Fotografie­n auf Aquarellpa­pier. Die Bilder vermitteln den Eindruck von etwas, über das die Zeit hinweggega­ngen ist – keine Nostalgie, sondern etwas Geheimnisv­olles, Verletzlic­hes, ob Kinderport­räts mit Engelsflüg­eln, ein junges Paar, ein Blatt oder eine Blüte. Farbkräfti­g sind dagegen die großen Wasserland­schaften von Hanne Diehm. Unterschie­dliche Stimmungen, gemalt mit Sand, Pastellkre­ide und Kohle auf Leinwand, dominieren, daneben auch durchschei­nende Impression­en, eingefange­n auf Wanderunge­n am Wasser.

Alles fügt sich zu einem Ganzen, spannend, fasziniere­nd, rätselhaft.

Die Ausstellun­g in der Bahnhofstr­aße 18 in Wasserburg ist bis 18. Oktober jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

 ??  ?? Eine weitere Kugel von Piepe Hawran, hier im Zusammensp­iel mit Fotoarbeit­en von Patricio Cataldo.
Eine weitere Kugel von Piepe Hawran, hier im Zusammensp­iel mit Fotoarbeit­en von Patricio Cataldo.
 ?? FOTOS: HELMUT VOITH ?? Leuchtet von innen heraus: die Kugel mit Goldverzie­rung von Künstler Piepe Hawran.
FOTOS: HELMUT VOITH Leuchtet von innen heraus: die Kugel mit Goldverzie­rung von Künstler Piepe Hawran.

Newspapers in German

Newspapers from Germany