Halb Deutschland könnte Endlager sein
Atommüll-Deponie auch im Süden an vielen Orten möglich – Streit um Bayerns Haltung
(dpa/sz) - Die Geschichte der Atomkraft in Deutschland ist besiegelt. 2022 geht der letzte Meiler vom Netz. Doch was wird aus dem Atommüll? Große Teile Deutschlands – auch in Baden-Württemberg (siehe Grafik) und Bayern – sind für ein Atomendlager nach geologischen Kriterien grundsätzlich geeignet, der lange umkämpfte Salzstock Gorleben ist nicht darunter. Laut des Zwischenberichts der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) weisen 90 Gebiete günstige geologische Voraussetzungen für die Lagerung der Abfälle auf. Als einziges Bundesland nicht dabei ist das Saarland.
„Die Geologie ist von Nord bis Süd und Ost bis West so günstig, dass sich ein Standort wird ermitteln lassen“, sagte BGE-Geschäftsführer Stefan Studt. Die Suche fängt aber nun erst richtig an, es gibt keine Vorentscheidung für einen Standort. 2031 stimmt der Bundestag darüber ab. In der nächsten Phase sollen die Gebiete eingegrenzt werden. Das Endlager soll unterirdisch in Salz, Ton oder Kristallin, also vor allem Granit, entstehen. Ab 2050 sollen Behälter mit strahlendem Abfall eingelagert werden.
Dennoch ging am Montag der politische Streit los. Kritik kam vor allem aus Bayern – von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie Vertretern seines Koalitionspartners, den Freien Wählern (FW). Söder sprach von ungeeignetem „zerklüftetem Granit“. Florian Streibl, FW-Fraktionschef, forderte Söder auf, sich an den Koalitionsvertrag zu halten. Darin stehe, dass es in Bayern kein Atomendlager gebe.
Kritik an dieser Haltung kam von den Grünen und von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). „Es gibt in diesem Auswahlverfahren keine Extrawürste für niemanden“, sagte er. Und mit Bezug auf Bayern: Kein Land könne sich herausstehlen.