70 000 Dollar für Trumps Frisur
Nur 750 Dollar Steuern, dafür war das Haarstyling teuer – Kurz vor dem ersten TV-Duell legt die „New York Times“Trumps Finanzen offen
- Donald Trump ist auch deshalb zum Präsidenten gewählt worden, weil er es verstand, den erfolgreichen Geschäftsmann zu geben, der Probleme lösen würde, an denen sich die traditionelle politische Klasse die Zähne ausbiss. Nun zeichnet die „New York Times“im Ergebnis aufwendiger Recherchen ein Bild, das viele seiner Behauptungen konterkariert. Eine Auswertung von Steuerunterlagen aus insgesamt 18 Jahren, in deren Besitz ein Reporterteam des Blatts gelangt ist, zeigt einen US-Präsidenten, der entweder äußerst geschickt darin ist, Steuern zu vermeiden – oder aber ein ziemlich erfolgloser Geschäftsmann.
Trump bezeichnete den Bericht als „total fake news“. Er werde seine Steuererklärungen veröffentlichen, wenn die seit Jahren laufende Buchprüfung der Steuerbehörde IRS abgeschlossen sei. „Die IRS behandelt mich nicht gut. Sie behandeln mich sehr schlecht“, sagte der US-Präsident.
2016, als er zum ersten Mal fürs Oval Office kandidierte, soll Trump dem amerikanischen Bund dem Bericht zufolge gerade mal 750 Dollar an Einkommensteuer gezahlt haben. Im Jahr darauf, dem letzten, über das die Zeitung Angaben macht, belief sich seine Steuerrechnung auf exakt dieselbe Summe. Zuvor hatte der Tycoon aus New York in zehn von 15 Jahren überhaupt keine „federal income tax“entrichtet. Um es einzuordnen: Der durchschnittliche amerikanische Steuerbürger muss schon dann 750 Dollar berappen, wenn er in zwölf Monaten, sofern solo veranlagt, auf Einnahmen in Höhe von 17 900 Dollar kommt. Einkommensteuern, die die einzelnen Bundesstaaten erheben, sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Dass Trump mit derart niedrigen
Beträgen veranlagt wurde, lag an den hohen Verlusten und Abschreibungen, die er geltend machte. Für seine Golfplätze ließ er ebenso wie für ein Luxushotel im Zentrum Washingtons so viele Millionen an roten Zahlen eintragen, dass die vielen Millionen an Einnahmen praktisch ausgeglichen wurden. Wann immer er sehr viel Geld verdiente, beschreibt die „New York Times“sein Handlungsmuster, investierte er es in Geschäftsbereiche, in denen er das Geld – zumindest auf dem Papier – schnell wieder verlor.
Konkret: Mit der populären Reality-TV-Serie „The Apprentice“, die 2004 Premiere feierte, schaffte es der Unternehmer nicht nur, sich seinen Landsleuten als Mann schneller, harter Entscheidungen zu verkaufen. Da die Hälfte des Gewinns auf sein Konto floss, gelang es ihm auch, finanziell zu reüssieren. Bis 2018 verdiente er mit der Show 427 Millionen Dollar. Einen beträchtlichen Teil des Profits investierte er in Golfplätze. Hatte sein Familienunternehmen vor dem Start der Serie zwei davon besessen, so waren es eine Dekade später schon fünfzehn. Allein für den größten, das Trump National Doral Resort in Miami, gab er – Stand 2017 – 162 Millionen Dollar an Verlusten an, insgesamt 315 Millionen Dollar für – vermeintlich oder tatsächlich – defizitäre Golfanlagen. Sein vor vier Jahren eröffnetes Nobelhotel in der Hauptstadt, ein ehemaliges Postamt, schlägt mit einem Minus von 55 Millionen zu Buche. Dann wären da noch private Ausgaben, bei denen weniger skrupellose Steuerzahler kaum auf die Idee kämen, sie abzusetzen. Darunter Kosten von 70 000 Dollar für Haarstylisten, die den Tycoon für den „Apprentice“frisierten.
Folgt man der „Times“, droht dem Präsidenten finanzielles Ungemach in einem jahrzehntelangen Rechtsstreit mit der Steuerbehörde IRS. Dabei
geht es um eine um Jahre zurückliegende Erstattung von fast 73 Millionen Dollar. Sollte die Behörde den Streit gewinnen, müsste Trump dem Bund mehr als 100 Millionen Dollar zahlen, Zinsen und Strafgebühr eingeschlossen. Zudem, so die Zeitung, werden im Laufe der nächsten vier Jahre Kredite in Höhe von 421 Millionen Dollar fällig, für deren Rückzahlung er persönlich verantwortlich ist. Größter Gläubiger ist offenbar die Deutsche Bank.
Die Veröffentlichung erfolgte kurz vor dem ersten TV-Duell zwischen Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden am Dienstagabend. Trumps Sohn verteidigte seinen Vater derweil. „Mein Vater hat Dutzende Millionen an Steuern bezahlt“, sagte Trump Jr. im TV-Sender Fox News. Es gebe aber eben Jahre mit Abschreibungen und Steuergutschriften. „Die Leute verstehen nicht, was zu einem Geschäft gehört.“Der Bericht lasse Eigentumssteuern, Sozialabgaben oder Immobiliensteuern aus – „so viele Dinge, für die er schon immer Steuern bezahlt hat, während er Tausenden und Tausenden Leuten Arbeitsplätze schafft. Sie bringen zwei Tage vor der Debatte dieses selektive Bild heraus, um jemandem wie Joe Biden eine Angriffsfläche zu bieten“, warf er der „New York Times“vor.