Die Vereine sind Kurras besonders wichtig
Stefan Kurras hatte mit der Politik nichts am Hut – Jetzt ist er mit Begeisterung Gemeinderat
- Obwohl er mit Politik „nichts am Hut“habe, hat sich Stefan Kurras auf Drängen von Bürgern und Vereinskollegen zur Gemeinderatswahl aufstellen lassen und wurde im Frühjahr ins neue Gremium gewählt.
„Ich dachte, wenn ich auch von Politik nicht so viel Ahnung habe, gibt es doch einige Themen, zu denen ich mich einbringen kann wie der Bauhof, die Bauarbeiten rund ums Dorf, die Kanalarbeiten und die Kläranlage. Das sind Angelegenheiten, bei denen ich gut mitreden kann“, meint Kurras, der sich auch schon ohne sein Amt im Gemeinderat seit vielen Jahren an vielen Stellen in der Gemeinde engagiert hatte. Der 36-Jährige kommt mit seinem Quad zum Termin mit der Lindauer Zeitung angefahren. Es ist gleich 20 Uhr, und er steckt immer noch in seinem Arbeitsgewand. Es sei normal bei ihm, dass der Feierabend erst spät am Abend beginne, sagt er, Arbeit bedeute ihm keine Last – und sein Diensthandy klingelt schon wieder.
Gelernt habe er Landschaftsgärtner, war nach der Ausbildung ein Jahr lang bei der Gemeinde Wasserburg tätig, und hat sich mit 21 Jahren selbstständig gemacht: Stefan Kurras Gartengestaltung. „Ich habe mit einem Auto, einem kleinen Anhänger und einer Heckenschere begonnen“, erzählt er. Seinen Firmensitz hatte er anfangs bei seinen Eltern im Degermoos angesiedelt, vor fünf Jahren hat er das Grundstück am Feuerwehrhaus gekauft.
Besonders wichtig sei ihm in Hergensweiler das Schützenheim. Seit zehn Jahren ist er aktiver Schütze. Und Erster Schützenmeister der „Königlich privilegierten Schützengesellschaft Hergensweiler“. Zu allen Festen, an denen im Dorf Tracht getragen werde, sind die Schützen dabei. Mit Böllerschüssen schießen sie das Kinderfest an (dafür hat Kurras den Sprengstoffschein) und das traditionelle Bürgerschießen richten sie aus. Die Jugendarbeit bereite ihm viel Freude.
Seit 15 Jahren ist der handwerklich begabte Landschaftsgärtner zudem im Ehrenamt erster Klärleiter für die biologische Kleinkläranlage der Abwasser-Gesellschaft Obernützenbrugg-Degermoos GbR im Ortsteil Obernützenbrugg. Kurras führt die komplette Reinigung, die Wartung und alle Messungen der dezentralen Kläranlage durch. 20 Jahre war er erst alt, als er dieses – für einen jungen Mann doch eher ungewöhnliche – Amt übernommen und sich dafür in den Kläranlagen in Lindau und
Hergatz schulen ließ.
Die Mitarbeit im neuen Gemeinderat gefalle ihm. „Das neue Gremium ist vielseitig aufgestellt. Es ist von jeder Berufssparte jemand dabei, wir sind eine gute Mischung“, sagt Kurras. Das Einarbeiten sei vor allem jetzt am Anfang sehr aufwendig. Es gebe viele Bücher zu lesen, Seminare werden angeboten. „Und für die Sitzungsvorbereitung frage ich gern bei
Sonderveröffentlichung am 29. September 2020 in der Lindauer Zeitung und am 30. September 2020 m Südfinder Lindau/Westallgäu den alten Gemeinderäten nach, die uns Neuen viel erklären und uns gute Tipps geben.“
Er habe keine speziellen Lieblingsthemen. „Alles ist wichtig. Ob die Erneuerung des Spielplatzes, für die wir aktuell die Matschanlage installiert haben, die Erweiterung des Kindergarten, oder auch die Themen, die wir noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit bearbeiten, alles gehen wir gemeinsam an. So kenne ich das auch aus dem Vereinsleben. Da helfen wir uns auch gegenseitig. Der Zusammenhalt im Dorf ist groß.“Dann denkt er nach und sagt: „Ja, klar, die Vereine sind mir natürlich besonders wichtig.“Die seien in Hergensweiler gut aufgestellt. Was er besonders für die Jugend schön findet. „Unsere Dorfjugend ist größtenteils zufrieden und in den Vereinen gut aufgehoben. Feuerwehr, Fußball, Tischtennis und Musikverein haben einen großen Jugendbereich und sind sehr stark in der Jugendarbeit.“
Stefan Kurras ist ein sehr nahbarer Gemeinderat. Wer ihn kennt, weiß, dass er oft in der Werkstatt, oder eben im Schützenhaus zu finden ist. „Die meisten kommen direkt auf mich zu, wenn sie etwas wissen wollen“, sagt er. So habe er auch rund um den 5G-Funkmast, gegen den er selbst zweimal gestimmt hat, viele besorgte Stimmen und Ablehnung gehört. „Mir gefällt das ganze Vorgehen nicht. Die Heimlichtuerei der Betreiber, die sich hinter dem Wort Allgemeinwohl versteckten. Es sind viele kuriose Sachen passiert bei dieser Geschichte.“Er hoffe, dass sie „diese Geschichte“gemeinsam zu einem guten Ende bringen werden. Denn ihm als Gemeinderat und als Bürger von Hergensweiler liege das Wohl seiner Mitbürger tatsächlich am Herzen.