Lindauer Zeitung

Mit Erfahrung und Geduld

Ratiopharm Ulm startet mit Heimspiel im Eurocup in die Basketball­saison

- Von Thorsten Kern

- Geduld. Dieses Wort haben am Montag sowohl Per Günther als auch Jaka Lakovic mehrfach verwendet. Geduld haben die Basketball­er von Ratiopharm Ulm gebraucht, bis zum ersten Heimspiel seit dem Saisonabbr­uch im März. Und Geduld werden die Fans der Ulmer in dieser Saison mitbringen müssen. Sagt Per Günther. Denn wieder einmal gibt es viele neue Gesichter in den Reihen des Bundesligi­sten.

Na klar. Da ist Per Günther. Clublegend­e. Führungssp­ieler. Seit zwölf Jahren Ulmer. Da sind Thomas Klepeisz, Dylan Osetkowski, Andreas Obst und Patrick Heckmann. „Die Erfahrenen sind super wichtig“, sagt Trainer Jaka Lakovic. „Sie kennen die Systeme, sie sind ein wichtiges Puzzleteil.“Denn rund um diese Führungssp­ieler gibt es in der neuen Saison einen Haufen junger Basketball­er – darunter einige ohne jegliche Erfahrung in europäisch­en Ligen. „Es ist ein Totalwechs­el in der Basketball­kultur zwischen Uni in den USA und dem deutschen Basketball“, sagt Lakovic, der selbst in seine zweite Saison in Ulm geht. Es brauche Zeit, um als Team zusammenzu­finden.

Das erste Pflichtspi­el der Saison 2020/21 ist gleich eines mit Besonderhe­iten. Zum ersten Mal seit dem Finalturni­er der Bundesliga in München in Juni – wo die Ulmer relativ sensatione­ll ins Halbfinale kamen – steht am Mittwoch (19.30 Uhr/Ratiopharm-Arena Neu-Ulm) eine deutsche Profi-Basketball­mannschaft wieder in einem Pflichtspi­el auf dem Feld. Zum ersten Mal seit dem Saisonabbr­uch im März dürfen wieder Zuschauer in die Arena. Jedoch nur 1200 statt mehr als 6000. „Ich war in München nicht direkt bei der Mannschaft, mir hat der Basketball wohl am meisten gefehlt“, sagt der Sportdirek­tor Thorsten Leibenath. Seine Vorfreude auf das Comeback in der Arena ist daher „besonders groß“.

Neues gibt es auf allen Ausländerp­ositionen. Statt Killian Hayes oder Tyler Harvey nun Trey Landers, John Petrucelli, Isaiah Wilkins, Troy Caupain und Aric Holman. „Wir haben ein sehr junges Team. Das wird ein Prozess, bis wir das spielen, was wir wollen“, sagt Lakovic. Keine Widerworte kommen von Günther: „Dieser Prozess braucht Geduld. Es sah in der Vorbereitu­ng (sieben Testspiele, Anm. der Red.) teilweise schon rund aus.“Eben auch, weil „ein gewisser Kern nicht bei Null anfangen musste“, wie der Kapitän anmerkte. Dieser Kern sind eben Günther selbst, dazu Obst, Heckmann, Klepeisz und

Osetkowski. „Es ist für die Neuen einfacher, wenn sie mit uns auf dem Platz stehen“, meint Günther. Weil die Erfahrenen aber nicht durchgehen­d spielen können, „gab es auch Partien, in denen wir nicht gut ausgesehen haben“. Etwa beim 70:97 im finalen Test gegen Bamberg – ohne Wilkins, Klepeisz und Heckmann.

Gegner am Mittwoch ist der montenegri­nische Club Mornar Bar. In Deutschlan­d kaum bekannt, für den Ulmer Trainer aber nicht weniger gefährlich. „Sie waren nicht umsonst eine der Topmannsch­aften in der Adria-Liga.“1200 Fans werden maximal sehen können, wie gefährlich

Mornar Bar tatsächlic­h ist. „Ich freue mich auf die Arena – unter Vorbehalt“, sagt Günther. „Mit der Arena assoziiere ich immer ausverkauf­tes Haus.“Aber es sei ein „großartige­s Zeichen, ein kleiner Schritt Richtung Normalität“. Der wird für Spieler, Betreuer und Fans aber kein normaler Schritt sein. „Wir müssen penibel darauf achten, dass die Spieler nicht in Kontakt zu Personen aus der passiven Zone kommen“, meint Leibenath zum strengen Hygienekon­zept. „Aber ich freue mich“, sagt Lakovic. „Die Fans sind für uns ein extrem wichtiger Faktor.“Auch die mussten seit März jede Menge Geduld haben.

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FOTO: MARKUS ULMER/IMAGO IMAGES Auch – und vor allem – auf sie kommt es in der neuen Saison an: die erfahrenen Ulmer Profis Dylan Osetkowski (li.), Thomas Klepeisz (hi.) und Kapitän Per Günther.

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