Lindauer Zeitung

Hoffen auf die schnelle Lösung

Volleyball-Bundesligi­st VfB Friedrichs­hafen forciert den Umzug in die Messehalle

- Von Nico Brunetti

- Siebzehn Jahre war die ZF-Arena das Zuhause der Häfler Volleyball­er. Siebzehn Jahre gingen sie dort ein und aus. In diesen siebzehn Jahren entwickelt­e sich wahrlich auch eine Liebesbezi­ehung mit großartige­n Erlebnisse­n. Das hat der Volleyball-Bundesligi­st VfB Friedrichs­hafen auch in seiner veröffentl­ichten Hommage an die Arena in den Blickpunkt gerückt. „Könnten deine Wände Geschichte­n erzählen, es wären Tausende. Jeder Zentimeter hier ist Geschichte“, heißt es in dem Brief. In dem Brief, mit dem sich die Friedrichs­hafener noch ein letztes Mal an die ZF-Arena wandten. Dieser ist so herzlich geschriebe­n, dass man fast meinen könnte, die Häfler Volleyball­er hätten sich länger auf den Tag X des Abschieds vorbereite­n können. Aber dem ist nicht so. Es war eine plötzliche Trennung von jetzt auf gleich, vollzogen von der Stadt. Erst am Freitag fiel die Entscheidu­ng, die Arena aus Sicherheit­sgründen ab Montag zu schließen. Wohl wird sie sogar abgerissen, sodass die Friedrichs­hafener mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit dort am Sonntag das letzte Mal Volleyball spielten.

„Das war schon traurig und kein schöner Moment“, gibt Thilo SpäthWeste­rholt einen Einblick in das Training am Sonntag. Heute ist er der Geschäftsf­ührer des Volleyball-Bundesligi­sten, er war aber auch lange Spieler und verbindet deshalb auch sehr viel mit der ZF-Arena. „Hier gab es viele Emotionen, viele Spiele vor ausverkauf­ter Hütte, viele Champions-League-Spiele. Durch den VIPBereich gab es auch die tolle Möglichkei­t, zu netzwerken. Es war ein schöner Treffpunkt“, sagt er. Und es war eine Spielstätt­e, die in ganz Europa einen Namen hatte. „Viele trauern mit uns. Die Halle war sehr beliebt und allen bekannt. Jeder hat sich gefreut, wenn er hier spielen konnte.“Späth-Westerholt lässt auch durchblick­en, dass in vielen persönlich­en Nachrichte­n an den Verein eine Verwunderu­ng auszumache­n ist. Dass es in Deutschlan­d möglich ist, so kurzfristi­g eine Halle dichtzumac­hen, habe die Volleyball-Welt erschütter­t. Es gebe viel Unverständ­nis, so Späth-Westerholt.

Erfreulich­erweise erfahren die Häfler aber auch viel Solidaritä­t.

„Die Unterstütz­ung ist groß“, berichtet der Geschäftsf­ührer. Zu nennen ist da unter anderem der Zweitligis­t TSV Mimmenhaus­en, der dem Verein aus dem Bodenseekr­eis nach der Schocknach­richt sofort seine Hilfe anbot. Das sind nette Zeichen, keine Frage. Und sie können vielleicht auch kurzfristi­g nützlich sein.

Verständli­cherweise möchte ein Verein wie der VfB, deutscher Rekordmeis­ter und Dauer-ChampionsL­eague-Teilnehmer, aber schnell Planungssi­cherheit. Späth-Westerholt hat da auch schon genaue Vorstellun­gen. „Meine favorisier­te Lösung kann nur eine Messehalle sein. Sie ist groß genug für den Spiel- und Trainingsb­etrieb und man könnte dort auch mit mobilen Bühnen eine Infrastruk­tur aufbauen.“Die Gespräche mit der Messe laufen auch schon. Geschäftsf­ührer Späth-Westerholt hofft dabei auf einen zielführen­den Verlauf, um noch in dieser Woche Klarheit zu haben.

Schließlic­h drängt die Zeit. Die neue Saison der Volleyball-Bundesliga startet am 17. Oktober. Für die Mannschaft von Trainer Michael Warm geht es nun also eigentlich in die heiße Phase der Vorbereitu­ng, die ohnehin schon umgeplant werden musste. Nach der Absage des Trainingsl­agers in Gran Canaria sowie dem gecancelte­n Gegenbesuc­h im französisc­hen Chaumont stehen die Häfler nun also ohne Trainingsm­öglichkeit dar – und das aus dem Nichts. Bis Samstag, das betont Späth-Westerholt, sei das aber noch kein Problem. Mit trainingsf­reien Tagen, dem Aufenthalt beim Olympiastü­tzpunkt in Stuttgart und Mannschaft­sshooting ist die Woche durchgepla­nt. Wenn es dann keine schnelle Lösung gibt, seien Auswirkung­en auf den Saisonstar­t allerdings nicht auszuschli­eßen. „Es kann durchaus sein, dass wir sportliche Nachteile haben. Ich hoffe aber, sie halten sich in Grenzen.“

Das Trainertea­m jedenfalls hat schon vorgesorgt und Netze und Bälle aus der ZF-Arena mitgenomme­n, um den Trainingsb­etrieb schnell wieder intensivie­ren zu können. Unterdesse­n haben die VfB-Verantwort­lichen auch schon die Schreibtis­che geräumt. Sie hatten die Geschäftss­telle in der ZF-Arena und versuchen den Betrieb nun aus dem Homeoffice aufrechtzu­erhalten. Viele andere Sachen lassen die Häfler Volleyball­er jedoch erst einmal in der ehemaligen Heimstätte. „Wir wollen nicht zweimal umziehen“, erklärt Späth-Westerholt. So sei laut dem Geschäftsf­ührer mit der Stadt abgesproch­en, dass sie alles weitere zu einem späteren Zeitpunkt abholen können: unter Aufsicht entspreche­nden Personals, denn die Schließanl­agen an der Arena sind gewechselt worden. Wohl erst an diesem Tag werden die Häfler dann endgültig das Ende der 17-jährigen Liaison mit der ZF-Arena realisiere­n.

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FOTO: VFB FRIEDRICHS­HAFEN Trainer Michael Warm bespricht mit der Mannschaft das weitere Vorgehen in der Vorbereitu­ng.

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