Hoffen auf die schnelle Lösung
Volleyball-Bundesligist VfB Friedrichshafen forciert den Umzug in die Messehalle
- Siebzehn Jahre war die ZF-Arena das Zuhause der Häfler Volleyballer. Siebzehn Jahre gingen sie dort ein und aus. In diesen siebzehn Jahren entwickelte sich wahrlich auch eine Liebesbeziehung mit großartigen Erlebnissen. Das hat der Volleyball-Bundesligist VfB Friedrichshafen auch in seiner veröffentlichten Hommage an die Arena in den Blickpunkt gerückt. „Könnten deine Wände Geschichten erzählen, es wären Tausende. Jeder Zentimeter hier ist Geschichte“, heißt es in dem Brief. In dem Brief, mit dem sich die Friedrichshafener noch ein letztes Mal an die ZF-Arena wandten. Dieser ist so herzlich geschrieben, dass man fast meinen könnte, die Häfler Volleyballer hätten sich länger auf den Tag X des Abschieds vorbereiten können. Aber dem ist nicht so. Es war eine plötzliche Trennung von jetzt auf gleich, vollzogen von der Stadt. Erst am Freitag fiel die Entscheidung, die Arena aus Sicherheitsgründen ab Montag zu schließen. Wohl wird sie sogar abgerissen, sodass die Friedrichshafener mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dort am Sonntag das letzte Mal Volleyball spielten.
„Das war schon traurig und kein schöner Moment“, gibt Thilo SpäthWesterholt einen Einblick in das Training am Sonntag. Heute ist er der Geschäftsführer des Volleyball-Bundesligisten, er war aber auch lange Spieler und verbindet deshalb auch sehr viel mit der ZF-Arena. „Hier gab es viele Emotionen, viele Spiele vor ausverkaufter Hütte, viele Champions-League-Spiele. Durch den VIPBereich gab es auch die tolle Möglichkeit, zu netzwerken. Es war ein schöner Treffpunkt“, sagt er. Und es war eine Spielstätte, die in ganz Europa einen Namen hatte. „Viele trauern mit uns. Die Halle war sehr beliebt und allen bekannt. Jeder hat sich gefreut, wenn er hier spielen konnte.“Späth-Westerholt lässt auch durchblicken, dass in vielen persönlichen Nachrichten an den Verein eine Verwunderung auszumachen ist. Dass es in Deutschland möglich ist, so kurzfristig eine Halle dichtzumachen, habe die Volleyball-Welt erschüttert. Es gebe viel Unverständnis, so Späth-Westerholt.
Erfreulicherweise erfahren die Häfler aber auch viel Solidarität.
„Die Unterstützung ist groß“, berichtet der Geschäftsführer. Zu nennen ist da unter anderem der Zweitligist TSV Mimmenhausen, der dem Verein aus dem Bodenseekreis nach der Schocknachricht sofort seine Hilfe anbot. Das sind nette Zeichen, keine Frage. Und sie können vielleicht auch kurzfristig nützlich sein.
Verständlicherweise möchte ein Verein wie der VfB, deutscher Rekordmeister und Dauer-ChampionsLeague-Teilnehmer, aber schnell Planungssicherheit. Späth-Westerholt hat da auch schon genaue Vorstellungen. „Meine favorisierte Lösung kann nur eine Messehalle sein. Sie ist groß genug für den Spiel- und Trainingsbetrieb und man könnte dort auch mit mobilen Bühnen eine Infrastruktur aufbauen.“Die Gespräche mit der Messe laufen auch schon. Geschäftsführer Späth-Westerholt hofft dabei auf einen zielführenden Verlauf, um noch in dieser Woche Klarheit zu haben.
Schließlich drängt die Zeit. Die neue Saison der Volleyball-Bundesliga startet am 17. Oktober. Für die Mannschaft von Trainer Michael Warm geht es nun also eigentlich in die heiße Phase der Vorbereitung, die ohnehin schon umgeplant werden musste. Nach der Absage des Trainingslagers in Gran Canaria sowie dem gecancelten Gegenbesuch im französischen Chaumont stehen die Häfler nun also ohne Trainingsmöglichkeit dar – und das aus dem Nichts. Bis Samstag, das betont Späth-Westerholt, sei das aber noch kein Problem. Mit trainingsfreien Tagen, dem Aufenthalt beim Olympiastützpunkt in Stuttgart und Mannschaftsshooting ist die Woche durchgeplant. Wenn es dann keine schnelle Lösung gibt, seien Auswirkungen auf den Saisonstart allerdings nicht auszuschließen. „Es kann durchaus sein, dass wir sportliche Nachteile haben. Ich hoffe aber, sie halten sich in Grenzen.“
Das Trainerteam jedenfalls hat schon vorgesorgt und Netze und Bälle aus der ZF-Arena mitgenommen, um den Trainingsbetrieb schnell wieder intensivieren zu können. Unterdessen haben die VfB-Verantwortlichen auch schon die Schreibtische geräumt. Sie hatten die Geschäftsstelle in der ZF-Arena und versuchen den Betrieb nun aus dem Homeoffice aufrechtzuerhalten. Viele andere Sachen lassen die Häfler Volleyballer jedoch erst einmal in der ehemaligen Heimstätte. „Wir wollen nicht zweimal umziehen“, erklärt Späth-Westerholt. So sei laut dem Geschäftsführer mit der Stadt abgesprochen, dass sie alles weitere zu einem späteren Zeitpunkt abholen können: unter Aufsicht entsprechenden Personals, denn die Schließanlagen an der Arena sind gewechselt worden. Wohl erst an diesem Tag werden die Häfler dann endgültig das Ende der 17-jährigen Liaison mit der ZF-Arena realisieren.