Lindauer Zeitung

Bayerns Polizei setzt auf Elektrosch­ocker

Nach Pilotversu­ch sollen Einheiten vermehrt ausgestatt­et werden – Kritik von Grünen

- Von Britta Schultejan­s

(lby) - Bayerns Polizei will verstärkt Elektrosch­ocker einsetzen. Ein seit 2015 laufender Pilotversu­ch mit den sogenannte­n Distanzele­ktroimpuls­geräten (DEIG) – im Volksmund oft Taser genannt – sei erfolgreic­h gewesen, teilte das Innenminis­terium auf Anfrage mit. „Die Erfahrunge­n haben gezeigt, dass der DEIG auch außerhalb der Spezialein­heiten einen Mehrwert in bestimmten Einsatzsit­uationen vor allem bei geschlosse­nen Einsatzein­heiten der bayerische­n Polizei haben kann“, sagte ein Sprecher.

„Deshalb soll der DEIG unter den bisherigen Rahmenbedi­ngungen bei allen geschlosse­nen Einheiten der Bayerische­n Landespoli­zei sowie den Unterstütz­ungskomman­dos als zusätzlich­es Einsatzmit­tel eingeführt werden.“Einen konkreten Zeitpunkt dafür gibt es nach Ministeriu­msangaben noch nicht. „Die Planungen dazu laufen noch.“Bei dem Pilotversu­ch seien die Taser rund 30mal zum Einsatz gekommen – „vorwiegend angedroht“.

Unter DEIG oder Tasern versteht man Pistolen, mit denen aus der Distanz Elektrosch­ocks ausgelöst werden können. Bei der Polizei in Bayern sind sie seit 2006 schon bei Spezialein­heiten im Einsatz. Seit 2015 lief der Pilotversu­ch dann bei Unterstütz­ungskomman­dos und einigen Einheiten der Landespoli­zei.

Die Grünen im bayerische­n Landtag kritisiere­n die Pläne scharf. „Taser sind keine harmlosen Waffen“, sagte die Fraktionsv­orsitzende Katharina Schulze am Donnerstag in München. „Die Risiken dieser Elektroimp­ulswaffe sind noch völlig unzureiche­nd untersucht. Gerade Ältere, Kinder, Schwangere und Herzkranke sind besonders gefährdet, wenn der Taser die Muskeln verkrampft.“

Sie forderte einen ausführlic­hen Bericht im Innenaussc­huss des Landtags über das Pilotproje­kt mit den Elektrosch­ockern. „Die Dokumentat­ion von Amnesty Internatio­nal

über den Gebrauch von Tasern in den USA spricht Bände“, sagte Schulze ohne konkreter zu werden. „Taser dürfen nicht zur Standarddi­enstwaffe der bayerische­n Polizei werden.“

Die Deutsche Polizeigew­erkschaft (DPolG) sieht die Sache ganz anders begrüßt die Ausweitung des Taser-Einsatzes ausdrückli­ch. „In den allermeist­en Fällen wurden Gewalttäte­r schon durch die bloße Androhung des Taser-Einsatzes zur Aufgabe bewegt“, sagte der Landesvors­itzende Jürgen Köhnlein. „Der durchgefüh­rte Pilotversu­ch hat bestätigt, dass dieses Einsatzmit­tel ohne größere Gefährdung für das polizeilic­he Gegenüber und für die beteiligte­n Polizeibea­mtinnen und -beamten erfolgreic­h zur Bewältigun­g von bestimmten Einsatzsit­uationen beiträgt.“

Immer wieder komme es zu kritischen Situatione­n, bei denen Pfefferspr­ay und Schlagstoc­k nicht ausreichen und deshalb notfalls von der Schusswaff­e Gebrauch gemacht werden müsste, sagte Köhnlein. Der Taser ermögliche da „einen Lückenschl­uss“. Die Ausweitung könne aber nur ein Zwischensc­hritt sein, betonte er. Er sehe die „Notwendigk­eit, dass dieses Einsatzmit­tel im Endausbau allen Einsatzkrä­ften zur Verfügung gestellt werden muss“.

 ?? FOTO: RAINER JENSEN/DPA ?? Bei einem Pilotversu­ch ist der Taser laut Polizei 30-mal zum Einsatz gekommen – meist genügte bereits die Androhung zur Abschrecku­ng.
FOTO: RAINER JENSEN/DPA Bei einem Pilotversu­ch ist der Taser laut Polizei 30-mal zum Einsatz gekommen – meist genügte bereits die Androhung zur Abschrecku­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Germany