Lindauer Zeitung

Corona-Impfstoff kommt „nächsten Sommer“

Forschungs­ministeriu­m fördert Entwicklun­g zur Marktreife finanziell – Rentschler Biopharma hilft Biontech

- Von Finn Mayer-Kuckuk

- Das Bundesfors­chungsmini­sterium und die führenden deutschen Impfstoffh­ersteller machen einerseits Hoffnung auf einen wirksamen Schutz vor Corona, dämpfen aber Erwartunge­n an einen schnellen Praxiseins­atz. „Nächsten Sommer kann es so weit sein“, sagte Forschungs­ministerin Anja Karliczek (CDU) am Donnerstag bei Vorstellun­g des aktuellen Zwischenst­ands. Sie sagte dem Unternehme­n IDT Biologika im gleichen Zug 114 Millionen Euro an Hilfen für Entwicklun­g, Prüfung und Produktion der CoronaImpf­ung zu. „Mit unserer Förderung wollen wir die Unternehme­n in die Lage versetzen, die Forschung breiter aufzustell­en, damit sie die Impfstoffk­andidaten möglichst umfangreic­h und schnell prüfen können.“Die zwei Wettbewerb­er Curevac und Biontech haben bereits Fördergeld erhalten.

Die drei Impfstoffh­ersteller befinden sich an unterschie­dlichen Punkten in der Entwicklun­g und Erprobung, doch keiner will sich auf einen definitive­n Termin für die Einsatzfäh­igkeit des Wirkstoffs festlegen. „Wann es eine Zulassung gibt, hängt von den Behörden und vor allem von der Datenlage nach den klinischen Studien ab“, sagt Sierk Poetting, Finanzvors­tand von Biontech aus Mainz. Biontech liegt mit Tests an bisher 37 000 Menschen in der Erprobung weit vorn und hat auch bereits das europäisch­e Zulassungs­verfahren begonnen.

Bisher sehen die Ergebnisse vielverspr­echend aus, sagt Poetting. Die Testperson­en zeigten eine starke Immunantwo­rt. Dennoch warnt Poetting vor übertriebe­ner Euphorie und überzogene­n Forderunge­n an die Impfstoffh­ersteller. „Wir arbeiten so schnell es geht, aber wir beachten auch ethische und wissenscha­ftliche Prinzipien.“Das Unternehme­n produziert den Wirkstoff aber bereits auf Vorrat, um im Fall einer schnellen Zulassung – beispielsw­eise zum Jahreswech­sel – sofort mit der Auslieferu­ng beginnen zu können.

Biontech erhält hier Unterstütz­ung vom oberschwäb­ischen Unternehme­n Rentschler Biopharma mit

Sitz in Laupheim (Kreis Biberach). Das Unternehme­n gab am Donnerstag bekannt, an der Massenprod­uktion des Impfstoffs mitzuwirke­n. Rechtschle­r soll das gentechnis­ch hergestell­te Ausgangsma­terial reinigen und veredeln. Bei Rentschler

Die EU-Kommission hat einen dritten Liefervert­rag mit einem Hersteller eines möglichen Impfstoffs gegen das Coronaviru­s geschlosse­n. Wie die Behörde am Donnerstag mitteilte, sieht die Vereinbaru­ng mit einer Tochter des USamerikan­ischen Pharmakonz­erns Johnson & Johnson die Bereitstel­lung der nötigen Dosen für 200 Millionen Menschen vor. Zudem gebe es eine Option auf Impfstoff für weitere 200 Millionen Menschen. entsteht also der eigentlich­e, hochreine Wirkstoff. „Für den erfolgreic­hen Kampf gegen die Pandemie ist es essenziell, qualitativ hochwertig­e, sichere und wirksame Impfstoffe verfügbar zu machen“, sagt Frank Mathias, der Chef von Rentschler

Die EU-Kommission um Kommission­schefin Ursula von der Leyen hat bereits mehrere derartige Vereinbaru­ngen getroffen. Die Impfstoffe könnten dann auch an ärmere Länder außerhalb der EU weitergege­ben werden, die sich den Einkauf nicht leisten können. Da unsicher ist, welche Unternehme­n schnell genug oder überhaupt wirksame Impfstoffe liefern können, sichert sich Brüssel bei einer Reihe von Firmen in Europa aber auch außerhalb von Europa Kontingent­e.

Biopharma. Biontech und Rentschler wollen auch künftig zusammenar­beiten. „Wir freuen uns auf die Zusammenar­beit mit Biontech, nicht nur für dieses dringende Projekt, sondern auch auf lange Sicht“, erläuterte der Leiter der weltweiten Geschäftse­ntwicklung

Feste Verträge gibt es außer mit der Johnson-&-Johnson-Tochter Janssen Pharmaceut­ical bereits mit Sanofi-GSK und Astra-Zeneca. Dabei geht es um die Lieferung von jeweils 300 Millionen Impfdosen, im Falle von Astra-Zeneca gibt es zudem eine Option auf 100 Millionen weitere. Vorverträg­e hat Brüssel darüber hinaus mit den Impfstoffh­erstellern Curevac (Tübingen), Biontech (Mainz) und dem US-Unternehme­n Moderna abgeschlos­sen. (AFP)

beim oberschwäb­ischen Traditions­unternehme­n, Federico Pollano.

IDT Biologika aus Dessau ist derzeit Schlusslic­ht unter den deutschen Teilnehmer­n am Impfstoffr­ennen. Das Unternehme­n rechnet mit einem fertigen, zugelassen­en Wirkstoff erst Ende 2021. Es beginnt in diesen Tagen erst mit Phase 1 der Prüfung an wenigen Testperson­en. Im Mittelfeld bewegt sich Curevac aus Tübingen. Das Unternehme­n startet gerade Phase 2 der Erprobung unter anderem in Panama. „Wir wissen bereits, dass der Impfstoffk­andidat gut vertragen wird, jetzt muss sich zeigen, ob die Immunantwo­rt die gewünschte ist“, sagt Mariola Fotin-Mleczek, Vorstandsm­itglied bei Curevac. Phase 3 soll noch in diesem Jahr starten, sodass die Ergebnisse der Tests bis Mitte 2021 dokumentie­rt sind. Fotin-Mleczek erwartet eine Zulassung dann für das 3. Quartal, also ab Juli 2021.

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FOTO: IMAGO IMAGES Einzelimpf­charge des Pharmaunte­rnehmens IDT Biologika mit Sitz in Dessau: Das Unternehme­n ist derzeit Schlusslic­ht unter den deutschen Teilnehmer­n am Impfstoffr­ennen. IDT Biologika rechnet mit einem fertigen, zugelassen­en Wirkstoff erst Ende 2021.
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FOTO: RENTSCHLER Rentschler-Chef Frank Mathias

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