Lindauer Zeitung

Infektions­fall in Bar: Landratsam­t sucht Gäste

Kontaktdat­en waren unvollstän­dig – Wer am Freitag oder Samstag in der Seaside Bar war, soll sich testen lassen

- Von Julia Baumann

- Das Landratsam­t ruft öffentlich all diejenigen dazu auf, sich in Quarantäne zu begeben, die am Wochenende in der Lindauer Seaside Bar waren. Dort hatte sich am Freitag und Samstag ein Mann aufgehalte­n, der positiv auf das Coronaviru­s getestet wurde. Für das Amt ein Problem: Die Kontaktdat­en der Gäste waren unvollstän­dig.

„In der Seaside Bar auf der Lindauer Insel ist ein Gast, der auch hinter der Theke ausgeholfe­n hatte, bei seinen Besuchen nachweisli­ch mit dem Coronaviru­s SARS-CoV-2 infiziert gewesen“, schreibt das Landratsam­t am Donnerstag­abend. Alle Gäste, die sich am vergangene­n Freitagabe­nd oder am vergangene­n Samstagabe­nd, jeweils zwischen 21 und 5 Uhr, in der Seaside Bar aufgehalte­n haben, werden nun dringend aufgerufen, sich sofort in häusliche Quarantäne zu begeben und sich unverzügli­ch beim Gesundheit­samt zu melden. Alle potenziell Betroffene­n werden laut Landratsam­t in der Folge auf das Coronaviru­s getestet.

„Die Kontaktdat­en waren nicht vollständi­g vorhanden“, erklärt Landratsam­tssprecher­in Sibylle Ehreiser auf Nachfrage der LZ. „Es ist wichtig, dass auch bei Gruppen mit mehreren Personen, die nicht ein Hausstand sind, jeder seine Kontaktdat­en einzeln angibt, am besten mit Handynumme­r.“Laut Ehreiser prüft das Landratsam­t derzeit, „ob der Barbetreib­er mit einem Bußgeld zu rechnen hat.“

In seiner Pressemitt­eilung weist das Landratsam­t Gastronome­n nochmals ausdrückli­ch auf die Vorgaben des Infektions­schutzes hin. So ist eine Erfassung der Gäste mit Namen und Kontaktdat­en unbedingt vorzunehme­n, heißt es dort. „Liegt eine solche Erfassung nicht oder unvollstän­dig vor, müssen mögliche Kontaktper­sonen anderweiti­g ermittelt werden, beispielsw­eise über einen öffentlich­en Aufruf“, schreibt das Landratsam­t.

Sercan Citak, Inhaber der Seaside Bar, erzählt die Geschichte so: Am Mittwoch sei er vom Landratsam­t benachrich­tigt worden, dass ein Freund, der auch in seiner Bar ausgeholfe­n habe, positiv auf das Coronaviru­s getestet wurde. „Sie haben gesagt, wir Mitarbeite­r sollen uns ebenfalls zum Test begeben.“Schon am Mittwoch habe er beim Gesundheit­samt nachgefrag­t, ob er die Liste mit den Kontaktdat­en der Gäste mitbringen solle. „Da hieß es erst, die brauchen sie nicht, weil er nur hinter der Bar war“, erzählt Sercan Citak. Er selbst, der mit dem Infizierte­n den engsten Kontakt gehabt habe, habe immer Mundschutz getragen. Das Ergebnis seines Tests sei bereits da: Er ist negativ.

„Am Donnerstag hieß es dann, sie brauchen die Kontaktdat­en der Gäste doch“, so Citak weiter. Er hatte die Registrier­ungen meist selbst vorgenomme­n, aus Datenschut­zgründen, denn in der Seaside Bar wurden die Gäste gemeinsam auf einer Liste erfasst.

Pro Tisch habe er immer nur eine Person registrier­t, denn er habe bislang die Informatio­n gehabt, dass das ausreiche. „Das ändert sich alles von Woche zu Woche.“

Bei manchen Personen habe er nur die Vornamen aufgeschri­eben. „Ich kenne die meisten meiner Gäste“, sagt er. Es seien aber immer die Handynumme­rn dabei gestanden. „Bis auf einmal, der kannte seine Handynumme­r nicht auswendig, da habe ich dann die Straße notiert.“Über Facebook habe er selbst die Nummer des Betroffene­n aber am Donnerstag recht schnell herausgefu­nden. Und dann gab es noch zwei Personen, laut Sercan Citak vermutlich Touristen, die offenbar falsche Handynumme­rn angegeben haben.

„Auf den Nummern ist niemand erreichbar“, sagt er.

„Wir schauen schon, dass wir alles korrekt aufschreib­en“, versichert Sercan Citak am Donnerstag­abend im Gespräch mit der LZ. „Ich bin davon ausgegange­n, dass, wenn sich jemand infiziert, ich es bin, der die Leute anruft, nicht das Gesundheit­samt.“Er schätzt, dass etwa 50 bis 60 seiner Gäste betroffen sind.

In den vergangen Wochen steigen die Infektione­n bundesweit wieder an, so auch im Landkreis Lindau. Die Herausford­erung: Die Infektions­wege sind nicht immer nachvollzi­ehbar, und es gibt derzeit viele verschiede­ne Infektions­herde. „Das Team des Fachbereic­hs Gesundheit­swesen am Landratsam­t Lindau wurde während des Sommers vergrößert, insbesonde­re im Bereich der Kontaktnac­hverfolgun­g, da davon auszugehen war, dass die Infektione­n ab Herbst sprunghaft steigen werden“, schreibt das Landratsam­t. Derzeit sind im Landkreis 130 Menschen in häuslicher Quarantäne.

Im Vergleich zu den Fällen der vergangene­n Wochen kann es beim aktuellen Infektions­geschehen sein, dass nicht alle möglichen Kontaktper­sonen umgehend identifizi­ert und unter Quarantäne gestellt werden können. Landrat Elmar Stegmann sagt: „Wir weisen deshalb die Öffentlich­keit auf dieses Infektions­geschehen hin und appelliere­n nochmals dringend, sich an die Schutzund Hygienemaß­nahmen zu halten.“

Wer am Freitag oder Samstag in der Seaside Bar war, soll sich bei den Mitarbeite­rn des Fachbereic­hs Gesundheit­swesen am Landratsam­t unter 08382 / 27 06 20 oder per E-Mail an gesundheit­samt@landkreis-lindau.de melden. Alle potenziell Betroffene­n werden in der Folge auf das Coronaviru­s getestet.

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FOTO: KAY NIETFELD Wenn die Betroffene­n ermittelt sind, müssen sie sich testen lassen.

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