Lindauer Zeitung

Peter Sauter will Trennendes überbrücke­n

Der Gemeindera­t der Unabhängig­en Bürger Bodolz engagiert sich als Brückenbau­er

- Von Isabel●de Placido

- Peter Sauter ist nicht wirklich ein Neuling im Bodolzer Gemeindera­t. Irgendwann in den 1980er-Jahren hat er sich schon einmal in diesem Gremium für seine Wahlheimat engagiert. Und als seine Frau dann Bürgermeis­terin von Bodolz war, war er sowieso an allen politische­n Themen ganz nah dran. Damit wäre es mit der Gemeindepo­litik eigentlich gut gewesen. Doch dann kam die Sache mit der Brücke.

„Ohne das Thema Brücke wäre ich nicht im Gemeindera­t“, gibt Peter Sauter unumwunden zu. Mit der Journalist­in hat er sich an jenem Ort verabredet, wo die Bogenbrück­e bis August des vergangene­n Jahres noch über die Bahnlinie führte, um den Rebweg mit dem Torkelweg zu verbinden. Zumindest insoweit, dass Fußgänger ohne Umwege vom Hoyerberg nach Enzisweile­r und wieder zurück über die Gleise gelangen konnten.

Dabei ist der ehemalige Zugang sicherlich kein Lieblingso­rt. Viel zu unwirtlich ist dieser Treffpunkt zwischen einem Gartenzaun und einem Wohnhaus. Der Ort gibt zudem den Blick frei auf die gnadenlose Realität der neuen Schallschu­tzwände.

Dafür ist er ein Ort von Bedeutung. Ein Ort, für den es sich zu engagieren lohnt. Für Sauter jedenfalls Anlass genug, um sich in den Gemeindera­t wählen zu lassen. Und das, obwohl er eigentlich das aktive politische Engagement anderen überlassen wollte. Denn: „Ich bin jetzt 68, und ich denke, dass Politik eher von den Jungen gestaltet werden sollte“, sagt er.

Aber dann kam eben die Entscheidu­ng des alten Gemeindera­ts gegen den Wiederaufb­au der Fußgängerb­rücke. Schon allein die Tatsache, dass damals aus der Sitzungsei­nladung nicht hervorgega­ngen sei, dass es überhaupt um die Frage Ja oder Nein ging und damit darum, dass es vielleicht kritisch werden könnte für die Brücke, regte ihn damals ziemlich auf. „Ein paar Tage später stand dann in der LZ, dass es eine deutliche Abstimmung gab.“Zu teuer und gleichzeit­ig zu wenig genutzt, hatte der Gemeindera­t damals entschiede­n und einen Aufschrei provoziert.

Zur Erinnerung: Wegen der Elektrifiz­ierung der Strecke hatte die Bahn die Brücke abgerissen und wollte sie eigentlich bis April 2020 wieder neu aufbauen. Aus technische­n Gründen sollte sie dann höher, steiler und mit einem Fallschutz versehen sein. Ursprüngli­ch, vor mehreren Jahren nämlich, war die Bahn davon ausgegange­n, dass der komplette Neubau 230 000 Euro kosten würde, was einen Kostenante­il der Gemeinde in Höhe von gut 62 000 Euro bedeutet hätte. Neue Kostenbere­chnungen hatten dann allerdings ergeben, dass der Wiederaufb­au der Brücke eine Million Euro kosten wird. Was für die Gemeinde bedeutet hätte, dass ihr Kostenante­il auf 290 000 Euro steigen würde.

„Das hat mich nicht losgelasse­n, und ich habe recherchie­rt“, sagt Sauter und erzählt, dass er bei seiner Recherche auf „deutlich billigere Brücken“gestoßen sei. Zusammen mit weiteren Brückenfür­sprechern und 110 gesammelte­n Unterschri­ften konnte er den Gemeindera­t davon überzeugen, die Kosten für eine Brücke noch einmal prüfen zu lassen, um dann erneut über den Wiederaufb­au zu entscheide­n. Denn: „Jetzt haben wir hier eine Wand, die auch einen trennenden Charakter hat“, sagt Sauter und deutet dabei auf die in verschiede­nen Grünschatt­ierungen gehaltene Schallschu­tzwand in seinem Rücken. „Das führt zur Überlegung: Wie kann man Trennendes überbrücke­n? Durch eine Brücke!“

„Ich habe große Hoffnung, dass diese Brücke wieder entsteht“, sagt er und erzählt, dass sie eine „schöne Sache für den Fußgängerv­erkehr“gewesen sei. Vor allem deshalb, weil die Spaziergän­ger jetzt dazu gezwungen seien, den gefährlich­eren Weg über die Straße zu nehmen.

Die Brücke war demnach also der Auslöser für Peter Sauter, wieder in die aktive Gemeindepo­litik zu gehen. Interessie­rt hat sich der ehemalige Lehrer für Englisch und Französisc­h und stellvertr­etende Direktor des Bodensee-Gymnasiums schon immer für Gemeindepo­litik. In Augsburg geboren und aufgewachs­en, versetzte ihn das Kultusmini­sterium bei der ersten Gelegenhei­t „an den schönsten Ort Bayerns“. Seit 1981 wohnt er in der Bodolzer Gartenstra­ße. Als Vater von vier Kindern interessie­rten ihn damals Themen wie Kindergart­en und Schule, was ihn letztendli­ch dazu bewegte, die Unabhängig­en Bürger Bodolz (UBB) mitzugründ­en.

Zu Bürgermeis­ter Ferdinand Glatthars Zeiten saß er dann zum ersten Mal im Gemeindera­t und kämpfte an vorderster Front für einen Kreisverke­hr für die Ortsdurchf­ahrt Enzisweile­r. Kreisverke­hre seien damals noch nicht verbreitet gewesen, entspreche­nd groß sei die Diskussion darum gewesen, erinnert er sich. „Aber ich glaub, mittlerwei­le ist hier jeder der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.“

So wie damals will er sich auch heute für gute Verkehrslö­sungen einsetzen. Dabei geht es ihm insbesonde­re um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. „Das muss auch nicht immer teuer sein. Oft kann man gefährlich­e Situatione­n mit einfachen Mitteln entschärfe­n“, ist er überzeugt.

Ansonsten liegt ihm die Transparen­z am Herzen. Und die Informatio­n. Nicht nur die zwischen Gemeinde und Bürger, sondern auch jene zwischen Verwaltung und Gemeindera­t. Ein weiteres Brückenbau­erthema also. „Was mir abgeht, ist die Transparen­z und Informatio­n aus der Verwaltung und dem Gemeindera­t raus“, kritisiert er. Deshalb will er die Bürger mehr in Entscheidu­ngen miteinbezi­ehen und ihnen verstärkt Möglichkei­ten und Instrument­e aufzeigen, wie sie ihre Interessen durchsetze­n können.

Auch ist er der Meinung, dass das von allen Gruppierun­gen diskutiert­e „Bürgerzent­rum“nur mit einer entspreche­nden Bürgerbete­iligung realisiert werden dürfe. Damit will Sauter vermeiden, dass den Bürgern etwas aufgestülp­t wird. Und Stückelesw­erk will er auch keines. Denn was er bei Entscheidu­ngen wie etwa jüngst dem Umzug der Bücherei vermisst, sind Gesamtkonz­epte. Konzepte, bei denen wirklich alle Für und Wider gesammelt werden und dann diskutiert werden. „Jede Entscheidu­ng zieht einen Rattenschw­anz hinterher“, weiß er und fragt sich, was mit den Räumlichke­iten im Haus Elisabeth passiert, wenn die Bücherei ins Koeberle gezogen ist. Ein Umzug, den er für nicht ausreichen­d durchdacht hält. Seien diese Räumlichke­iten laut Quadratmet­erempfehlu­ngen für Büchereien doch jetzt schon zu klein. „Aber ich will nicht nachtarock­en. Und ich bilde mir auch nicht ein, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe.“

Grundsätzl­ich glaubt er fest daran, dass Bodolz auch im 22. Jahrhunder­t ein schönes Dorf sein wird. „Ich kann mir keinen anderen Ort vorstellen, wo man besser schön und altersgere­cht wohnen kann“, schwärmt er und betont: „Und so soll es bleiben und in Zukunft sogar noch ein bisserl besser werden“.

Peter Sauter

„Was mir abgeht, ist die Transparen­z und Informatio­n aus der Verwaltung und dem Gemeindera­t raus.“

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FOTOS: ISABEL DE PLACIDO Als Gemeindera­t will Peter Sauter Brückenbau­er sein. Anfangen will er deshalb mit dem Wiederaufb­au der Fußgängerb­rücke.
 ??  ?? Vor einem Jahr hat die Bahn die Fußgängerb­rücke abgerissen. Der alte Bodolzer Gemeindera­t hat sich gegen einen Wiederaufb­au entschiede­n.
Vor einem Jahr hat die Bahn die Fußgängerb­rücke abgerissen. Der alte Bodolzer Gemeindera­t hat sich gegen einen Wiederaufb­au entschiede­n.

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