Peter Sauter will Trennendes überbrücken
Der Gemeinderat der Unabhängigen Bürger Bodolz engagiert sich als Brückenbauer
- Peter Sauter ist nicht wirklich ein Neuling im Bodolzer Gemeinderat. Irgendwann in den 1980er-Jahren hat er sich schon einmal in diesem Gremium für seine Wahlheimat engagiert. Und als seine Frau dann Bürgermeisterin von Bodolz war, war er sowieso an allen politischen Themen ganz nah dran. Damit wäre es mit der Gemeindepolitik eigentlich gut gewesen. Doch dann kam die Sache mit der Brücke.
„Ohne das Thema Brücke wäre ich nicht im Gemeinderat“, gibt Peter Sauter unumwunden zu. Mit der Journalistin hat er sich an jenem Ort verabredet, wo die Bogenbrücke bis August des vergangenen Jahres noch über die Bahnlinie führte, um den Rebweg mit dem Torkelweg zu verbinden. Zumindest insoweit, dass Fußgänger ohne Umwege vom Hoyerberg nach Enzisweiler und wieder zurück über die Gleise gelangen konnten.
Dabei ist der ehemalige Zugang sicherlich kein Lieblingsort. Viel zu unwirtlich ist dieser Treffpunkt zwischen einem Gartenzaun und einem Wohnhaus. Der Ort gibt zudem den Blick frei auf die gnadenlose Realität der neuen Schallschutzwände.
Dafür ist er ein Ort von Bedeutung. Ein Ort, für den es sich zu engagieren lohnt. Für Sauter jedenfalls Anlass genug, um sich in den Gemeinderat wählen zu lassen. Und das, obwohl er eigentlich das aktive politische Engagement anderen überlassen wollte. Denn: „Ich bin jetzt 68, und ich denke, dass Politik eher von den Jungen gestaltet werden sollte“, sagt er.
Aber dann kam eben die Entscheidung des alten Gemeinderats gegen den Wiederaufbau der Fußgängerbrücke. Schon allein die Tatsache, dass damals aus der Sitzungseinladung nicht hervorgegangen sei, dass es überhaupt um die Frage Ja oder Nein ging und damit darum, dass es vielleicht kritisch werden könnte für die Brücke, regte ihn damals ziemlich auf. „Ein paar Tage später stand dann in der LZ, dass es eine deutliche Abstimmung gab.“Zu teuer und gleichzeitig zu wenig genutzt, hatte der Gemeinderat damals entschieden und einen Aufschrei provoziert.
Zur Erinnerung: Wegen der Elektrifizierung der Strecke hatte die Bahn die Brücke abgerissen und wollte sie eigentlich bis April 2020 wieder neu aufbauen. Aus technischen Gründen sollte sie dann höher, steiler und mit einem Fallschutz versehen sein. Ursprünglich, vor mehreren Jahren nämlich, war die Bahn davon ausgegangen, dass der komplette Neubau 230 000 Euro kosten würde, was einen Kostenanteil der Gemeinde in Höhe von gut 62 000 Euro bedeutet hätte. Neue Kostenberechnungen hatten dann allerdings ergeben, dass der Wiederaufbau der Brücke eine Million Euro kosten wird. Was für die Gemeinde bedeutet hätte, dass ihr Kostenanteil auf 290 000 Euro steigen würde.
„Das hat mich nicht losgelassen, und ich habe recherchiert“, sagt Sauter und erzählt, dass er bei seiner Recherche auf „deutlich billigere Brücken“gestoßen sei. Zusammen mit weiteren Brückenfürsprechern und 110 gesammelten Unterschriften konnte er den Gemeinderat davon überzeugen, die Kosten für eine Brücke noch einmal prüfen zu lassen, um dann erneut über den Wiederaufbau zu entscheiden. Denn: „Jetzt haben wir hier eine Wand, die auch einen trennenden Charakter hat“, sagt Sauter und deutet dabei auf die in verschiedenen Grünschattierungen gehaltene Schallschutzwand in seinem Rücken. „Das führt zur Überlegung: Wie kann man Trennendes überbrücken? Durch eine Brücke!“
„Ich habe große Hoffnung, dass diese Brücke wieder entsteht“, sagt er und erzählt, dass sie eine „schöne Sache für den Fußgängerverkehr“gewesen sei. Vor allem deshalb, weil die Spaziergänger jetzt dazu gezwungen seien, den gefährlicheren Weg über die Straße zu nehmen.
Die Brücke war demnach also der Auslöser für Peter Sauter, wieder in die aktive Gemeindepolitik zu gehen. Interessiert hat sich der ehemalige Lehrer für Englisch und Französisch und stellvertretende Direktor des Bodensee-Gymnasiums schon immer für Gemeindepolitik. In Augsburg geboren und aufgewachsen, versetzte ihn das Kultusministerium bei der ersten Gelegenheit „an den schönsten Ort Bayerns“. Seit 1981 wohnt er in der Bodolzer Gartenstraße. Als Vater von vier Kindern interessierten ihn damals Themen wie Kindergarten und Schule, was ihn letztendlich dazu bewegte, die Unabhängigen Bürger Bodolz (UBB) mitzugründen.
Zu Bürgermeister Ferdinand Glatthars Zeiten saß er dann zum ersten Mal im Gemeinderat und kämpfte an vorderster Front für einen Kreisverkehr für die Ortsdurchfahrt Enzisweiler. Kreisverkehre seien damals noch nicht verbreitet gewesen, entsprechend groß sei die Diskussion darum gewesen, erinnert er sich. „Aber ich glaub, mittlerweile ist hier jeder der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.“
So wie damals will er sich auch heute für gute Verkehrslösungen einsetzen. Dabei geht es ihm insbesondere um die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer. „Das muss auch nicht immer teuer sein. Oft kann man gefährliche Situationen mit einfachen Mitteln entschärfen“, ist er überzeugt.
Ansonsten liegt ihm die Transparenz am Herzen. Und die Information. Nicht nur die zwischen Gemeinde und Bürger, sondern auch jene zwischen Verwaltung und Gemeinderat. Ein weiteres Brückenbauerthema also. „Was mir abgeht, ist die Transparenz und Information aus der Verwaltung und dem Gemeinderat raus“, kritisiert er. Deshalb will er die Bürger mehr in Entscheidungen miteinbeziehen und ihnen verstärkt Möglichkeiten und Instrumente aufzeigen, wie sie ihre Interessen durchsetzen können.
Auch ist er der Meinung, dass das von allen Gruppierungen diskutierte „Bürgerzentrum“nur mit einer entsprechenden Bürgerbeteiligung realisiert werden dürfe. Damit will Sauter vermeiden, dass den Bürgern etwas aufgestülpt wird. Und Stückeleswerk will er auch keines. Denn was er bei Entscheidungen wie etwa jüngst dem Umzug der Bücherei vermisst, sind Gesamtkonzepte. Konzepte, bei denen wirklich alle Für und Wider gesammelt werden und dann diskutiert werden. „Jede Entscheidung zieht einen Rattenschwanz hinterher“, weiß er und fragt sich, was mit den Räumlichkeiten im Haus Elisabeth passiert, wenn die Bücherei ins Koeberle gezogen ist. Ein Umzug, den er für nicht ausreichend durchdacht hält. Seien diese Räumlichkeiten laut Quadratmeterempfehlungen für Büchereien doch jetzt schon zu klein. „Aber ich will nicht nachtarocken. Und ich bilde mir auch nicht ein, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe.“
Grundsätzlich glaubt er fest daran, dass Bodolz auch im 22. Jahrhundert ein schönes Dorf sein wird. „Ich kann mir keinen anderen Ort vorstellen, wo man besser schön und altersgerecht wohnen kann“, schwärmt er und betont: „Und so soll es bleiben und in Zukunft sogar noch ein bisserl besser werden“.
Peter Sauter
„Was mir abgeht, ist die Transparenz und Information aus der Verwaltung und dem Gemeinderat raus.“