Neun Corona-Fälle am Krankenhaus Wangen
Sie wurden bei Routinetests vor geplanten Behandlungen entdeckt – Das sind die Folgen
- Das Wangener Krankenhaus ist von einer ganzen Reihe neuer Corona-Fälle betroffen. Allein am Donnerstag gab es bei Routineabstrichen acht positive Befunde von Patienten, die dort zu geplanten Behandlungen eingeliefert worden waren. Mit einem weiteren ähnlichen Fall aus allerjüngster Zeit sind es sogar neun. Zudem hat sich die Zahl von in Häusern der Oberschwabenklinik (OSK) behandelter Covid-19Patienten sprunghaft innerhalb von einer Woche von 4 auf 19 erhöht und wieder das Niveau von Mitte/Ende April erreicht.
Verschlossene Türen am Engelberg: Wer am Donnerstag Angehörige im Westallgäu-Klinikum besuchen wollte, hatte auf einmal keinen Zutritt mehr. Der Grund: Im Laufe des Tages waren bei acht Personen positive Corona-Tests bekannt geworden, wie OSK-Sprecher Winfried Leiprecht am Nachmittag auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“erklärte. Dabei handele es sich allesamt um Patienten, die eigentlich zu geplanten Behandlungen in das Krankenhaus gekommen oder eingeliefert worden waren. Bei diesen macht die OSK seit einiger Zeit vorsorglich Corona-Abstriche. Mit einem weiteren aktuellen Fall erhöht sich deren Zahl auf neun.
Laut Leiprecht liefen daraufhin eine ganze Reihe von Vorsichtsmaßnahmen an: Das Krankenhaus wurde nicht nur für Besucher geschlossen. Auch nahm die OSK acht Beschäftigte aus dem Dienst, die möglicherweise Kontakt zu den betroffenen Patienten gehabt haben könnten.
Zu dem Paket an für solche Szenarien geplanten Sicherheitsmaßnahmen gehört laut Leiprecht auch, das Westallgäu-Klinikum von der Rettungsleitstelle abzumelden. Heißt: Akute Notfälle wurden am Donnerstag eine Weile lang nicht mehr an den Engelberg gebracht. Im Laufe des Tages sei dieser Schritt aber wieder rückgängig gemacht worden.
In welcher Form der Betrieb am Westallgäu-Klinikum in den nächsten Tagen weiter geht, ist derzeit unsicher. „Allererstes Gebot ist die Sicherheit für Patienten und Mitarbeiter“, so Leiprecht. Er wollte dennoch nicht ausschließen, dass Besucher bereits am Freitag wieder Zutritt bekämen – „bei allerhöchster Aufmerksamkeit“. Allerdings laufen nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“derzeit weitere CoronaTests. Deren Ergebnisse werden für Freitag erwartet. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass sich die Zahl positiver Befunde weiter erhöht.
Ebenfalls beunruhigend: Alle Erkrankten mit positiven Befunden vom Donnerstag sollen keinerlei Symptome haben, also nicht über Halsschmerzen oder Ähnliches geklagt haben. Ärzte befürchten also, dass sie möglicherweise nichtsahnend in den letzten Tagen andere Menschen angesteckt haben könnten. Zudem ist derzeit noch die Herkunft der meisten Erkrankten unklar. Die OSK konnte dazu am Nachmittag noch keine Angaben machen. Klar ist aber: Sie müssen nicht zwingend aus Wangen stammen. Denn das Westallgäu-Klinikum hat sein
Einzugsgebiet weit über die Stadt hinaus, mit Schwerpunkt im Württembergischen Allgäu.
Das verdeutlichen auch die Zahlen des aktuellen OSK-Geschäftsberichts. Von den gut 10 000 im vergangenen Jahr am Engelberg behandelten Patienten lebt nur rund ein Viertel in Wangen und auch nur knapp die Hälfte im Landkreis Ravensburg. Wesentliche weitere Herkunftsregionen waren der Landkreis Lindau (14 Prozent), der Bodenseekreis (fünf Prozent) sowie die Landkreise Biberach und Oberallgäu (jeweils ein Prozent).
Dazu passen die Informationen der Stadt Wangen. Sie berichtete auf Anfrage, dass ihr am Donnerstagvormittag zwei Neuerkrankungen im Stadtgebiet Lebender gemeldet worden waren. Beide Menschen befinden sich demnach derzeit im hiesigen Krankenhaus. Und damit bedeutet das auch: Die weiteren sieben dort positiv Getesteten kommen aus anderen, derzeit nicht näher spezifizierbaren Städten oder Gemeinden.
Ungeachtet dessen ist unzweifelhaft: Auch der Landkreis Ravensburg ist wieder zunehmend von schweren Corona-Erkrankungen betroffen. Mit derzeit 19 im Westallgäu-Klinikum und im St.-Elisabethen-Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten hat deren Zahl wieder bisherige Höchststände von Mitte/Ende April erreicht. In Wangen, seit Pandemie-Beginn Erstanlaufstelle für schwere Corona-Fälle im Kreis Ravensburg, liegen derzeit 15 Menschen, zwei von ihnen auf der Intensivstation. Die vier Patienten in Ravensburg befinden sich entweder auf der Intensiv- oder der Normalstation.
Zudem ist deren Zahl binnen kurzer Zeit sprunghaft angestiegen. Nachdem während der Sommermonate nur vereinzelt Corona-Patienten
in den OSK-Häusern behandelt werden mussten, waren es vor einer Woche wieder vier. Mit jetzt 19 Betroffenen hat sich deren Anzahl in den letzten sieben Tagen verfünffacht.
Nicht nur das: Die Infiziertenzahlen im Landkreis gehen generell wieder deutlich nach oben. Wie Landratsamts-Sprecherin Selina Nussbaumer am Abend auf Anfrage erklärte, gibt es seit Dienstagvormittag 26 zusätzliche Erkrankungen – soviel wie lange nicht binnen so kurzer Zeit.
Ein räumlicher „Hotspot“sei dabei nicht auszumachen. Von den neuen Fällen seien zahlreiche Städte und Gemeinden im Landkreis betroffen. In Wangen sind es vier. Denn neben den beiden Betroffenen im Krankenhaus weiß die Stadt von zwei weiteren Neuinfektionen seit der letzten turnusgemäßen Meldung der Kreisverwaltung.