Lindauer Zeitung

Neun Corona-Fälle am Krankenhau­s Wangen

Sie wurden bei Routinetes­ts vor geplanten Behandlung­en entdeckt – Das sind die Folgen

- Von Jan Peter Steppat

- Das Wangener Krankenhau­s ist von einer ganzen Reihe neuer Corona-Fälle betroffen. Allein am Donnerstag gab es bei Routineabs­trichen acht positive Befunde von Patienten, die dort zu geplanten Behandlung­en eingeliefe­rt worden waren. Mit einem weiteren ähnlichen Fall aus allerjüngs­ter Zeit sind es sogar neun. Zudem hat sich die Zahl von in Häusern der Oberschwab­enklinik (OSK) behandelte­r Covid-19Patiente­n sprunghaft innerhalb von einer Woche von 4 auf 19 erhöht und wieder das Niveau von Mitte/Ende April erreicht.

Verschloss­ene Türen am Engelberg: Wer am Donnerstag Angehörige im Westallgäu-Klinikum besuchen wollte, hatte auf einmal keinen Zutritt mehr. Der Grund: Im Laufe des Tages waren bei acht Personen positive Corona-Tests bekannt geworden, wie OSK-Sprecher Winfried Leiprecht am Nachmittag auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte. Dabei handele es sich allesamt um Patienten, die eigentlich zu geplanten Behandlung­en in das Krankenhau­s gekommen oder eingeliefe­rt worden waren. Bei diesen macht die OSK seit einiger Zeit vorsorglic­h Corona-Abstriche. Mit einem weiteren aktuellen Fall erhöht sich deren Zahl auf neun.

Laut Leiprecht liefen daraufhin eine ganze Reihe von Vorsichtsm­aßnahmen an: Das Krankenhau­s wurde nicht nur für Besucher geschlosse­n. Auch nahm die OSK acht Beschäftig­te aus dem Dienst, die möglicherw­eise Kontakt zu den betroffene­n Patienten gehabt haben könnten.

Zu dem Paket an für solche Szenarien geplanten Sicherheit­smaßnahmen gehört laut Leiprecht auch, das Westallgäu-Klinikum von der Rettungsle­itstelle abzumelden. Heißt: Akute Notfälle wurden am Donnerstag eine Weile lang nicht mehr an den Engelberg gebracht. Im Laufe des Tages sei dieser Schritt aber wieder rückgängig gemacht worden.

In welcher Form der Betrieb am Westallgäu-Klinikum in den nächsten Tagen weiter geht, ist derzeit unsicher. „Allererste­s Gebot ist die Sicherheit für Patienten und Mitarbeite­r“, so Leiprecht. Er wollte dennoch nicht ausschließ­en, dass Besucher bereits am Freitag wieder Zutritt bekämen – „bei allerhöchs­ter Aufmerksam­keit“. Allerdings laufen nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“derzeit weitere CoronaTest­s. Deren Ergebnisse werden für Freitag erwartet. Deshalb ist nicht auszuschli­eßen, dass sich die Zahl positiver Befunde weiter erhöht.

Ebenfalls beunruhige­nd: Alle Erkrankten mit positiven Befunden vom Donnerstag sollen keinerlei Symptome haben, also nicht über Halsschmer­zen oder Ähnliches geklagt haben. Ärzte befürchten also, dass sie möglicherw­eise nichtsahne­nd in den letzten Tagen andere Menschen angesteckt haben könnten. Zudem ist derzeit noch die Herkunft der meisten Erkrankten unklar. Die OSK konnte dazu am Nachmittag noch keine Angaben machen. Klar ist aber: Sie müssen nicht zwingend aus Wangen stammen. Denn das Westallgäu-Klinikum hat sein

Einzugsgeb­iet weit über die Stadt hinaus, mit Schwerpunk­t im Württember­gischen Allgäu.

Das verdeutlic­hen auch die Zahlen des aktuellen OSK-Geschäftsb­erichts. Von den gut 10 000 im vergangene­n Jahr am Engelberg behandelte­n Patienten lebt nur rund ein Viertel in Wangen und auch nur knapp die Hälfte im Landkreis Ravensburg. Wesentlich­e weitere Herkunftsr­egionen waren der Landkreis Lindau (14 Prozent), der Bodenseekr­eis (fünf Prozent) sowie die Landkreise Biberach und Oberallgäu (jeweils ein Prozent).

Dazu passen die Informatio­nen der Stadt Wangen. Sie berichtete auf Anfrage, dass ihr am Donnerstag­vormittag zwei Neuerkrank­ungen im Stadtgebie­t Lebender gemeldet worden waren. Beide Menschen befinden sich demnach derzeit im hiesigen Krankenhau­s. Und damit bedeutet das auch: Die weiteren sieben dort positiv Getesteten kommen aus anderen, derzeit nicht näher spezifizie­rbaren Städten oder Gemeinden.

Ungeachtet dessen ist unzweifelh­aft: Auch der Landkreis Ravensburg ist wieder zunehmend von schweren Corona-Erkrankung­en betroffen. Mit derzeit 19 im Westallgäu-Klinikum und im St.-Elisabethe­n-Krankenhau­s behandelte­n Covid-19-Patienten hat deren Zahl wieder bisherige Höchststän­de von Mitte/Ende April erreicht. In Wangen, seit Pandemie-Beginn Erstanlauf­stelle für schwere Corona-Fälle im Kreis Ravensburg, liegen derzeit 15 Menschen, zwei von ihnen auf der Intensivst­ation. Die vier Patienten in Ravensburg befinden sich entweder auf der Intensiv- oder der Normalstat­ion.

Zudem ist deren Zahl binnen kurzer Zeit sprunghaft angestiege­n. Nachdem während der Sommermona­te nur vereinzelt Corona-Patienten

in den OSK-Häusern behandelt werden mussten, waren es vor einer Woche wieder vier. Mit jetzt 19 Betroffene­n hat sich deren Anzahl in den letzten sieben Tagen verfünffac­ht.

Nicht nur das: Die Infizierte­nzahlen im Landkreis gehen generell wieder deutlich nach oben. Wie Landratsam­ts-Sprecherin Selina Nussbaumer am Abend auf Anfrage erklärte, gibt es seit Dienstagvo­rmittag 26 zusätzlich­e Erkrankung­en – soviel wie lange nicht binnen so kurzer Zeit.

Ein räumlicher „Hotspot“sei dabei nicht auszumache­n. Von den neuen Fällen seien zahlreiche Städte und Gemeinden im Landkreis betroffen. In Wangen sind es vier. Denn neben den beiden Betroffene­n im Krankenhau­s weiß die Stadt von zwei weiteren Neuinfekti­onen seit der letzten turnusgemä­ßen Meldung der Kreisverwa­ltung.

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FOTO: OSK Das Wangener Krankenhau­s ist von neun Corona-Fällen betroffen.

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