Lob vom Spitzenreiter, aber keine Belohnung
Fußball-Verbandsliga: Trotz engagierter Vorstellung unterliegt der VfB Friedrichshafen dem TSV Essingen mit 0:2
- Am Ende hat sich dann doch die Qualität durchgesetzt. Der TSV Essingen, Spitzenreiter der Fußball-Verbandsliga, hat am Samstag erwartungsgemäß mit 2:0 (0:0) beim VfB Friedrichshafen gewonnen. Dabei benötigten die Essinger allerdings eine erfolgreiche Standardsituation in der 68. Minute: Niklas Groiß köpfte nach Flanke von Patrick Funk ein, die Blockade des Tabellenersten war damit gelöst.
Wie schwer es die Friedrichshafener dem TSV machten, zeigte sich aber vor allem an der ausgelassenen Freude des Spitzenreiters nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Tobias Huthmacher. Es schien fast so, als hätte Essingen gerade den Aufstieg in die Oberliga klargemacht. TSV-Trainer Beniamino Molinari erklärte die Bilder: „Wir haben sicherlich verdient gewonnen, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Der VfB hat uns alles abverlangt. Die Mannschaft meines Kollegen Daniel Di Leo hat mir sehr gut gefallen“, sagte der Essinger Trainer. War es nur die Höflichkeit des Gastes oder entsprachen die Worte der Realität? 45 Minuten lang zeigte der VfB eine starke Leistung, ließ nichts zu. In der neuen 54-1-Formation fiel dem Spitzenreiter nicht viel ein, um die Lücken zu reißen. Die Zweikämpfe wurden von den Häflern gewonnen, die Räume geschickt eng gemacht. Es war kein Durchkommen. Dass sich der VfB für diese Darbietung nicht belohnte, lag an den schlampigen Pässen. Zu viele Bälle wurden dem Gegner direkt wieder in die Füße gespielt. Vielversprechende Konter verpufften, weil das runde Leder nicht dort ankam, wo es eigentlich hätte hinsollen. „Wir haben den Spitzenreiter richtig genervt. Gegen Ende der ersten Halbzeit waren die Spieler von Essingen ratlos“, meinte VfB-Spielertrainer Daniel Di Leo.
Torabschlüsse gab es kaum. Ein paar Halbchancen, die aber von den Abwehrreihen abgeblockt wurden. VfB-Torhüter Heiko Holzbaur klärte eine gefährliche Flanke von Janik Wiedmann zur Ecke (32.). Und auch der VfB hatte seine Möglichkeit, ein Tor zu schießen. Daniel Di Leo, der in der Abwehr spielte, fing einen Ball ab und schickte seinen Bruder Nico auf die Reise. Nico Di Leo flankte scharf zur Mitte, fand jedoch keinen Abnehmer – weder Sebir Elezi noch Eugen Strom. Tobias Feisthammel klärte zur Ecke. „Das war eine gute Gelegenheit. Wir hätten diese Situation besser ausspielen müssen“, betonte VfB-Co-Trainer Giovanni Rizzo. Denn gegen so starke Gegner sind Einschussmöglichkeiten eher rar.
Zur zweiten Halbzeit kam Stürmer Sascha Hohmann für Sebastian Bitzer. Sebir Elezi, den die Essinger gut bewachten, wurde dafür etwas zurückgezogen. Und dann zogen die Gäste das Tempo noch einmal an. Einen Kopfball von Patrick Auracher lenkte Holzbaur zur Ecke (60.). Zwei Minuten später wechselte der Gästetrainer dreimal aus. Drei Stürmer kamen: Johannes Eckl, Niklas Groiß und Besnik Koci. Groiß, der Torjäger in Diensten des TSV war es dann, der mit einem Kopfball nach einem Freistoß
von Patrick Funk den Bann brach. Nach 68 Minuten jubelten die Gäste zum ersten Mal. „Ich habe meine Mannschaft gewarnt, dass genau dies nicht passieren sollte. Essingen kann Standards und zwar ganz gut“, sagte Daniel Di Leo.
Der Unparteiische wertete zuvor einen Zweikampf von Daniel Di Leo mit Tim Ruth als Foul, eine umstrittene Entscheidung. Mit der Führung im Rücken hatte Essingen nun mehr Sicherheit. Das Team wählte keine langen Bälle, sondern suchte spielerische Lösungen und fand sie auch. Eine der Ballstafetten führte dann auch zum 2:0 in der 81. Minute. Torschütze war ebenfalls Niklas Groiß. Es waren die Saisontore sieben und acht für den Spieler des TSV. „Wir sind geduldig geblieben und haben auf unsere Chancen gewartet. Wir wussten, dass sie kommen und sie kamen“, meinte Essingens Spieler Yusuf-Serdar Coban, einer der auffälligsten auf dem Platz. In der
Schlussphase der Partie hätte das Ergebnis durchaus höher ausfallen können. Der VfB ließ aber kein Tor mehr zu.
Nach drei Niederlagen in Folge stehen die Häfler weiter auf Platz 15. In den kommenden Spielen trifft der Neuling mit dem SV Fellbach (16.) und zu Hause gegen den VfB Neckarrems (18.) nun auf machbare Gegner aus der unteren Tabellenregion, sodass es hier das Ziel sein muss, die Negativserie zu beenden. Wie man sich aus einer prekären Situation befreit, zeigen die Beispiele EhingenSüd und Wangen. Ehingen-Süd verlor drei Spiele in Folge, schoss dabei kein Tor und ist nach drei Siegen wieder vorne dabei. Der FC Wangen, die Mannschaft der Stunde, hatte nach vier Spieltagen vier Punkte und ist jetzt nach sechs Siegen in Folge in der Spitzengruppe angekommen. Dort war der VfB noch vor einigen Wochen. So schnell kann sich die Lage in der Verbandsliga ändern.