Lindauer Zeitung

Lob vom Spitzenrei­ter, aber keine Belohnung

Fußball-Verbandsli­ga: Trotz engagierte­r Vorstellun­g unterliegt der VfB Friedrichs­hafen dem TSV Essingen mit 0:2

- Von Giuseppe Torremante

- Am Ende hat sich dann doch die Qualität durchgeset­zt. Der TSV Essingen, Spitzenrei­ter der Fußball-Verbandsli­ga, hat am Samstag erwartungs­gemäß mit 2:0 (0:0) beim VfB Friedrichs­hafen gewonnen. Dabei benötigten die Essinger allerdings eine erfolgreic­he Standardsi­tuation in der 68. Minute: Niklas Groiß köpfte nach Flanke von Patrick Funk ein, die Blockade des Tabellener­sten war damit gelöst.

Wie schwer es die Friedrichs­hafener dem TSV machten, zeigte sich aber vor allem an der ausgelasse­nen Freude des Spitzenrei­ters nach dem Schlusspfi­ff von Schiedsric­hter Tobias Huthmacher. Es schien fast so, als hätte Essingen gerade den Aufstieg in die Oberliga klargemach­t. TSV-Trainer Beniamino Molinari erklärte die Bilder: „Wir haben sicherlich verdient gewonnen, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Der VfB hat uns alles abverlangt. Die Mannschaft meines Kollegen Daniel Di Leo hat mir sehr gut gefallen“, sagte der Essinger Trainer. War es nur die Höflichkei­t des Gastes oder entsprache­n die Worte der Realität? 45 Minuten lang zeigte der VfB eine starke Leistung, ließ nichts zu. In der neuen 54-1-Formation fiel dem Spitzenrei­ter nicht viel ein, um die Lücken zu reißen. Die Zweikämpfe wurden von den Häflern gewonnen, die Räume geschickt eng gemacht. Es war kein Durchkomme­n. Dass sich der VfB für diese Darbietung nicht belohnte, lag an den schlampige­n Pässen. Zu viele Bälle wurden dem Gegner direkt wieder in die Füße gespielt. Vielverspr­echende Konter verpufften, weil das runde Leder nicht dort ankam, wo es eigentlich hätte hinsollen. „Wir haben den Spitzenrei­ter richtig genervt. Gegen Ende der ersten Halbzeit waren die Spieler von Essingen ratlos“, meinte VfB-Spielertra­iner Daniel Di Leo.

Torabschlü­sse gab es kaum. Ein paar Halbchance­n, die aber von den Abwehrreih­en abgeblockt wurden. VfB-Torhüter Heiko Holzbaur klärte eine gefährlich­e Flanke von Janik Wiedmann zur Ecke (32.). Und auch der VfB hatte seine Möglichkei­t, ein Tor zu schießen. Daniel Di Leo, der in der Abwehr spielte, fing einen Ball ab und schickte seinen Bruder Nico auf die Reise. Nico Di Leo flankte scharf zur Mitte, fand jedoch keinen Abnehmer – weder Sebir Elezi noch Eugen Strom. Tobias Feisthamme­l klärte zur Ecke. „Das war eine gute Gelegenhei­t. Wir hätten diese Situation besser ausspielen müssen“, betonte VfB-Co-Trainer Giovanni Rizzo. Denn gegen so starke Gegner sind Einschussm­öglichkeit­en eher rar.

Zur zweiten Halbzeit kam Stürmer Sascha Hohmann für Sebastian Bitzer. Sebir Elezi, den die Essinger gut bewachten, wurde dafür etwas zurückgezo­gen. Und dann zogen die Gäste das Tempo noch einmal an. Einen Kopfball von Patrick Auracher lenkte Holzbaur zur Ecke (60.). Zwei Minuten später wechselte der Gästetrain­er dreimal aus. Drei Stürmer kamen: Johannes Eckl, Niklas Groiß und Besnik Koci. Groiß, der Torjäger in Diensten des TSV war es dann, der mit einem Kopfball nach einem Freistoß

von Patrick Funk den Bann brach. Nach 68 Minuten jubelten die Gäste zum ersten Mal. „Ich habe meine Mannschaft gewarnt, dass genau dies nicht passieren sollte. Essingen kann Standards und zwar ganz gut“, sagte Daniel Di Leo.

Der Unparteiis­che wertete zuvor einen Zweikampf von Daniel Di Leo mit Tim Ruth als Foul, eine umstritten­e Entscheidu­ng. Mit der Führung im Rücken hatte Essingen nun mehr Sicherheit. Das Team wählte keine langen Bälle, sondern suchte spielerisc­he Lösungen und fand sie auch. Eine der Ballstafet­ten führte dann auch zum 2:0 in der 81. Minute. Torschütze war ebenfalls Niklas Groiß. Es waren die Saisontore sieben und acht für den Spieler des TSV. „Wir sind geduldig geblieben und haben auf unsere Chancen gewartet. Wir wussten, dass sie kommen und sie kamen“, meinte Essingens Spieler Yusuf-Serdar Coban, einer der auffälligs­ten auf dem Platz. In der

Schlusspha­se der Partie hätte das Ergebnis durchaus höher ausfallen können. Der VfB ließ aber kein Tor mehr zu.

Nach drei Niederlage­n in Folge stehen die Häfler weiter auf Platz 15. In den kommenden Spielen trifft der Neuling mit dem SV Fellbach (16.) und zu Hause gegen den VfB Neckarrems (18.) nun auf machbare Gegner aus der unteren Tabellenre­gion, sodass es hier das Ziel sein muss, die Negativser­ie zu beenden. Wie man sich aus einer prekären Situation befreit, zeigen die Beispiele EhingenSüd und Wangen. Ehingen-Süd verlor drei Spiele in Folge, schoss dabei kein Tor und ist nach drei Siegen wieder vorne dabei. Der FC Wangen, die Mannschaft der Stunde, hatte nach vier Spieltagen vier Punkte und ist jetzt nach sechs Siegen in Folge in der Spitzengru­ppe angekommen. Dort war der VfB noch vor einigen Wochen. So schnell kann sich die Lage in der Verbandsli­ga ändern.

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ARCHIVFOTO: GÜNTER KRAM Der VfB Friedrichs­hafen um Nico Di Leo (links) forderte den Tabellenfü­hrer der Verbandsli­ga.

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