Lindauer Zeitung

„Hotellerie ist nicht das Kontrollor­gan des Staates“

Lindauer Gastwirte verzweifel­n an dem neuen Beherbergu­ngsverbot für Reisende aus innerdeuts­chen Hotspots

- Von Jasmin Schnitzer und Dirk Augustin

- Seit Donnerstag gilt in Bayern ein Beherbergu­ngsverbot für Reisende aus innerdeuts­chen Risikogebi­eten. Lindauer Gastronome­n verzweifel­n an dieser neuen Verordnung.

Seit 8. Oktober gilt: Hotels, Ferienwohn­ungen und ähnliche Beherbergu­ngsbetrieb­e in Bayern und BadenWürtt­emberg dürfen keine Gäste aufnehmen, die aus einem innerdeuts­chen Hotspot-Gebiet anreisen oder dort ihren Wohnsitz haben – es sei denn, diese Gäste können einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Ausnahmen gelten allerdings für Gäste, die „zwingend notwendig und unaufschie­bbar beruflich oder medizinisc­h veranlasst anreisen oder einen sonstigen triftigen Reisegrund“haben. Darunter zählen insbesonde­re ein „Besuch bei Familienan­gehörigen, eines Lebenspart­ners oder Partners einer nicht ehelichen Lebensgeme­inschaft,

die Wahrnehmun­g eines Sorgeoder Umgangsrec­hts oder Beistand oder Pflege schutzbedü­rftiger Personen“.

Diese neuen Bestimmung­en bringen Ludwig Gehring, Kreisvorsi­tzender des Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) im Kreis Lindau, zum Verzweifel­n. „Es ist langsam sehr schwierig, das zu überwachen. Wir müssen schon Polizei oder sogar Geheimdien­st spielen“, befürchtet der Inhaber des Bayerische­n Hofs in Lindenberg. „Die Hotellerie ist doch nicht das Kontrollor­gan des Staates.“

Personen am Empfang würde bereits mit den Hygienever­ordnungen sehr viel aufgebürde­t. Nun sollten sie auch noch die Herkunft der Gäste kontrollie­ren. „Wenn man’s tipptopp machen will, müsste man eigentlich jeden Morgen schauen, welche Gebiete zu Risikogebi­eten geworden sind oder es noch sind“und dann bei allen Gästen eine Ausweiskon­trolle machen. Jeder Gast müsse angeben, wo er wohne und woher er komme. Im

Zweifel müsse man ihn auffordern, zu gehen. „Personell ist das nicht machbar.“Und nicht nur das: „Wenn ein Gast eine Buchung hat, und sein Herkunftso­rt wird über Nacht zum Risikogebi­et, müssen wir seine Buchung kurz vor knapp stornieren.“

Gehring versteht außerdem nicht, warum ein Beherbergu­ngsverbot, aber kein Bewirtungs­verbot gelte:

„Der Gast darf bei mir drinsitzen, aber nicht übernachte­n. Da fehlt mir die Logik.“

Schon als Vorarlberg am 24. September zum Risikogebi­et erklärt wurde, haben man gesehen, wie die Deutschen reihenweis­e von dort ausgereist seien und die Hotels über Nacht leer gestanden seien. Im Kreis Lindau gebe es ebenfalls viele Urlauber aus Metropolen wie Berlin. Gehring macht sich deshalb große Sorgen: „Wenn diese Verordnung auch über die Herbstferi­en oder sogar über Weihnachte­n hinaus aufrecht erhalten wird, wird es für uns echt schwierig.“

Glückliche­rweise habe er noch keinen Österreich­er aus seiner Wirtschaft rausschmei­ßen müssen. Auch von seinen Lindauer Kollegen habe er nichts dergleiche­n gehört.

Angesichts der Probleme freuen sich die Lindaur Wirte darüber, dass der Stadtrat das Verbot der Heizpilze bis einschließ­lich März ausgesetzt hat. Wirte dürfen also Heizpilze aufstellen, um auch in der kühlen Jahreszeit

draußen Gäste bewirten zu können, die wegen Corona Innenräume meiden. Mit 23:5 Stimmen haben die Räte auf Antrag der JA die Erleichter­ung beschlosse­n. Vor Jahren hatte der Stadtrat die Heizpilze wegen des Klimaschut­zes verboten.

Vor allem die Bunten forderten die Wirte aber auf, Ausgleichs­zahlungen für den Kohlendiox­id-Ausstoß zu leisten. Einen Beschluss, der solche Zahlungen erzwingt, war aus formellen Gründen in der Stadtratss­itzung nicht möglich. Daniel Obermayr kündigte daraufhin einen entspreche­nden Antrag für die nächste Sitzung an.

Am Montagvorm­ittag, 12. Oktober, findet in Augsburg eine Versammlun­g des Bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverbands statt, zu der alle Kreisvorsi­tzenden eingeladen sind. Auch der Lindauer DehogaVors­itzende wird dabei sein und das Thema Beherbergu­ngsverbot ansprechen.

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SYMBOLFOTO: DPA Hotels dürfen keine Gäste annehmen, die aus einem innerdeuts­chen Risikogebi­et kommen. Die Lindauer Gastronome­n verzweifel­n daran.
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ARCHIVFOTO: OH Ludwig Gehring

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