Lindauer Zeitung

Entfesselt­e Universitä­ten

Regierung plant Reform der Hochschull­andschaft – mit weniger Einfluss des Freistaats

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(lby) - Bayerns Hochschule­n und Universitä­ten stehen wohl grundlegen­de Reformen ins Haus. Die von der Staatsregi­erung geplante Novelle könnte die etablierte Struktur der Hochschull­andschaft massiv verändern. Auch wenn es noch keinen offizielle­n Gesetzesen­twurf gibt, deuten verschiede­ne Ideenpapie­re und Eckpunktep­apiere, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen und über die auch die „Süddeutsch­e Zeitung“(Dienstag) berichtet, die Richtung recht konkret an: Demnach sollen die Hochschule­n in jeglicher Hinsicht mehr Freiheiten erhalten und sich auch unternehme­risch autonom verantwort­en.

Und nicht nur das – die Intention passt auch perfekt zu den jüngsten Aussagen von Ministerpr­äsident Markus Söder. Bei einer Veranstalt­ung der Universitä­t Bamberg vor einigen Tagen hatte der CSU-Chef erklärt, er wolle den Hochschule­n mehr Freiheiten geben, sie gar entfesseln und so mehr Modernität ermögliche­n. Genau in diese Kerbe schlägt auch ein Papier des Präsidente­n der Technische­n Hochschule Ingolstadt, Walter Schober, welches „unternehme­rische

Hochschule­n“einfordert, fernab der bisher üblichen staatliche­n Kontrolle. Auch hier ist von einer „Entfesselu­ng der Hochschule­n zur Schaffung von sozialem, ökologisch­em, ökonomisch­em und technologi­schem Mehrwert“die Rede. Schober schreibt von Organisati­onsstruktu­ren aus dem Mittelalte­r, die im Widerspruc­h zu einer innovation­soffenen Struktur stünden, „die den Herausford­erungen des 21. Jahrhunder­ts gerecht wird“. Er empfiehlt mehr Autonomie in allen Belangen und weniger Mitsprache. Die Hochschule­n,

da ist sich Schober sicher, werden derzeit durch die nicht mehr zeitgemäße Struktur in ihrer Entwicklun­g, aber auch im internatio­nalen Wettbewerb um Forschungs­gelder und Personal, ja auch um Studierend­e, massiv ausgebrems­t. Dies zeige sich in vielen Bereichen, etwa bei zu langen Abstimmung­sprozessen für Bauvorhabe­n und bei renditeträ­chtigen Beteiligun­gen an Start-upAusgründ­ungen. Selbst bei der Honorierun­g von Lehrenden seien Bayerns Hochschule­n durch die Rahmenbedi­ngungen im internatio­nalen

Vergleich im Nachteil. Welchen Stellenwer­t die Wissenscha­ft für Söder und seinen Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler (CSU) bei der Zukunft Bayerns einnimmt, ist kein Geheimnis. Mit der Hightech-Agenda pumpt der Freistaat aktuell zig Milliarden in den Ausbau der heimischen Forschung – etwa in den selbst identifizi­erten Schlüsselb­ereichen Künstliche Intelligen­z, Clean-Tech, Digitalisi­erung und Robotik. Hierzu würde eine neue Hochschull­andschaft gut passen, die internatio­nal bessere Chancen hat.

Am Mittwoch könnte bei einer Anhörung von Experten im Landtag mehr Licht ins Dunkel der Hochschulg­esetzesnov­elle kommen. Denn dann dürften nicht nur die Befürworte­r wie Schober im Wissenscha­ftsausschu­ss zu Wort kommen. Dass es auch andere Meinungen gibt, zeigte sich schon bei den Landtagsgr­ünen: „Nach den uns bekannten Plänen der Söder-Regierung droht eine Entstaatli­chung und damit verbundene Entdemokra­tisierung der bayerische­n Hochschule­n“, sagte die hochschulp­olitische Sprecherin der Fraktion, Verena Osgyan.

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FOTO: BODO SCHACKOW/DPA Für die Hochschule­n soll es Veränderun­gen geben. Darüber berät am Mittwoch der Landtag.

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