Flüsse brauchen Platz zum Leben
Zum Bericht „Die Leiblach soll sich in Zech breit machen“, Lindauer Zeitung vom 10. Oktober:
Als langjähriger Hobbypaddler und ehemaliger Ressortleiter Umwelt und Gewässer im Bayerischen Kanuverband beschäftigt mich das Thema Wasser im Allgemeinen und insbesondere der Zustand unserer Flüsse und Bäche schon seit Jahrzehnten. Viele unserer Gewässer scheinen auf den ersten Blick hin gesund zu sein. Näher betrachtet wird man jedoch feststellen, dass in und an den Gewässern oft kaum noch Leben vorhanden ist, geschweige denn Leben, wie es im ursprünglichen natürlich Zustand der Gewässer mal war.
So erscheint uns Lindauern auch auf dem ersten Blick hin der Zechwald, der ja vielen ans Herz gewachsen ist, in einem natürlichen Zustand zu sein. Dies ist er sicherlich nicht. Kann er auch nicht sein, da er ja nahezu vollkommen von der Leiblach abgeschnitten ist. Für uns Menschen, aber auch für die Tier- und Pflanzenwelt kann es nur von Vorteil sein, wenn man versucht, die Sünden der Vergangenheit wieder gut zu machen. Renaturierungen von Fließgewässern unterstützen deren Systemleistungen
für uns Menschen, sind Heimat für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Unterstützen die Wasserreinigung, können zur Erhöhung der Fischdichte beitragen, helfen beim Abbau von Treibhausgasen. Sie sind schöne und natürliche Naherholungsgebiete.
Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass bei einer hohen Wassermenge an der Grenzbrücke sich die Fließgeschwindigkeit nicht erhöht. Als Paddler kenne ich das Phänomen nur zu gut, dass eben genau in den Brückenbereichen sich die Fließgeschwindigkeit stark erhöht. Deshalb sollte der geplante Brückenneubau auch dementsprechend ausfallen und die Leiblach auch in diesem Bereich verbreitert werden. Kontraproduktiv jedoch erscheint mir die Aussage des Herrn Fichtl, dass eh kein Mitspracherecht besteht. Dem mag so sein. Aber der Ehrlichkeit halber müssten Herr Fichtl und seine Kollegen zugeben, dass wir heute die Fehler der Vergangenheit ausbügeln, und diese geschahen halt auch unter Mitwirkung der Wasserwirtschaftsämter.
Eugen Schuhmann,
Lindau