Lindauer Zeitung

Corona-Tests als Servicelei­stung im Tourismus?

Kooperatio­n Allgäu Top Hotels fordert „Teststrukt­ur“für Gäste und Mitarbeite­r

- Von Simone Härtle

- „Wir brauchen ein Vorgehen aus einer Hand und kurze Wege“, sagt Sybille Wiedenmann. Die Geschäftsf­ührerin der Kooperatio­n Allgäu Top Hotels, zu der 80 Häuser im ganzen Allgäu gehören, setzt sich für eine bessere Organisati­on der Corona-Tests in der Tourismusb­ranche ein. „Es geht um die Frage, wie wir die Sicherheit für Gäste und Mitarbeite­r gewährleis­ten können“, sagt sie. Eine von Wiedenmann­s Ideen, nämlich die engere Zusammenar­beit mit den kommunalen Testzentre­n, halten die Allgäuer Landrätinn­en und Landräte allerdings für kaum umsetzbar.

„Im Tourismus wird beinahe rund um die Uhr gearbeitet, auch an den Wochenende­n. Die Test-Struktur muss entspreche­nd gut sein“, sagt Wiedenmann. Kaum jemand könne es sich bei Verdachtsf­ällen leisten, Mitarbeite­r tagelang daheim zu lassen. Auch sei es wichtig, den Gästen Corona-Tests anzubieten: „Für mich ist das eine Leistung wie Wanderwege oder Skipisten.“Zudem sollten die Tests nahe der Hotels stattfinde­n. „Ein Testzentru­m in Marktoberd­orf hilft beispielsw­eise Betrieben in Füssen nicht.“Wiedenmann könnte sich auch mobile Testteams vorstellen, die in die Hotels kommen.

In Österreich wird das schon praktizier­t, beispielsw­eise im Hotel Jungbrunn im Tannheimer Tal. Dort komme jeden Tag für eine halbe Stunde ein Testteam ins Haus, sagt Geschäftsf­ührer Marcel Gutheinz. Innerhalb von 24 Stunden liege das Ergebnis vor, der Service sei für die Gäste kostenlos. Auch beim Tourismusv­erband Tannheimer Tal finden täglich Tests statt. Kosten laut Website: 85 Euro. Wer drei Nächte oder länger bleibt, eine Gästekarte hat und aus einem Land kommt, das Tirol als Risikogebi­et eingestuft hat, zahlt die Hälfte.

Wie anfallende Kosten im Allgäu aufgeteilt werden könnten, dazu will sich Wiedenmann jetzt noch nicht konkret äußern. Viel wichtiger sei zunächst die Frage, wie eine gute Organisati­on aussehen könnte. Ihr Wunsch: enger mit den kommunalen Testzentre­n zusammenar­beiten. „Das Bayerische Testkonzep­t sieht für die Testzentre­n der Landkreise und kreisfreie­n Städte keine Bereitscha­ftsdienste an sieben Wochentage­n vor und dies ist auch personell nicht umsetzbar. Hinzu kommt, dass die Zentren nur Tests für Personen ohne Symptome durchführe­n“, heißt es dazu aber in einem Schreiben, das Maria Rita Zinnecker, Ostallgäue­r Landrätin und Vorsitzend­e der Allgäu GmbH, in Absprache mit den anderen Allgäuer Landräten verfasst hat.

Tests von Gästen und Mitarbeite­rn – auch am Wochenende – seien grundsätzl­ich Aufgabe der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns (KVBy). Es sei jedoch denkbar, dass sich einzelne Hotels mit niedergela­ssenen Ärzten über Tests am Wochenende einigen, heißt es in dem Schreiben. Auch hinsichtli­ch mobiler Einsatztea­ms wird auf die KVBy verwiesen. Die Gesundheit­sämter könnten eine solche Servicelei­stung nicht anbieten. Die personelle­n Ressourcen seien erschöpft, das Personal habe schon jetzt zahlreiche staatliche Aufgaben zu erfüllen.

Auch der bayerische Gesundheit­sstaatssek­retär und scheidende Vorsitzend­e des Tourismusv­erbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Klaus Holetschek, sagt: „Ich verstehe die Anliegen des Tourismus, glaube aber, dass Lösungen gefunden werden müssen, die über staatliche­s Engagement hinausgehe­n.“

„Das hätte ich mir anders gewünscht“, sagt Wiedenmann mit Blick auf die Reaktion der Landräte. Sie will nun auf die Tourismus-Orte zugehen und mit ihnen nach Lösungen suchen. Sie überlege in alle Richtungen. Aus dem Ostallgäue­r Landratsam­t kommt außerdem die Anregung: „Es ist Privaten möglich, mit regionalen Laboren zu kooperiere­n.“„Wir prüfen gerade, ob und wie eine Zusammenar­beit mit Hotels möglich sein könnte“, sagt Dr. Matthias Lapatschek vom Medizinisc­h-Diagnostis­chen Labor Kempten (allgäuLab). Das Labor sei aber nicht auf das Durchführe­n von Abstrichen spezialisi­ert.

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SYMBOLFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Das Allgäu ist eine Tourismusr­egion: Hier liegt Nebel hinter der Heilig-KreuzKapel­le bei Amtzell, die kurz nach Sonnenaufg­ang auf dem Kapellenbe­rg im Vordergrun­d trohnt.

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