Corona-Tests als Serviceleistung im Tourismus?
Kooperation Allgäu Top Hotels fordert „Teststruktur“für Gäste und Mitarbeiter
- „Wir brauchen ein Vorgehen aus einer Hand und kurze Wege“, sagt Sybille Wiedenmann. Die Geschäftsführerin der Kooperation Allgäu Top Hotels, zu der 80 Häuser im ganzen Allgäu gehören, setzt sich für eine bessere Organisation der Corona-Tests in der Tourismusbranche ein. „Es geht um die Frage, wie wir die Sicherheit für Gäste und Mitarbeiter gewährleisten können“, sagt sie. Eine von Wiedenmanns Ideen, nämlich die engere Zusammenarbeit mit den kommunalen Testzentren, halten die Allgäuer Landrätinnen und Landräte allerdings für kaum umsetzbar.
„Im Tourismus wird beinahe rund um die Uhr gearbeitet, auch an den Wochenenden. Die Test-Struktur muss entsprechend gut sein“, sagt Wiedenmann. Kaum jemand könne es sich bei Verdachtsfällen leisten, Mitarbeiter tagelang daheim zu lassen. Auch sei es wichtig, den Gästen Corona-Tests anzubieten: „Für mich ist das eine Leistung wie Wanderwege oder Skipisten.“Zudem sollten die Tests nahe der Hotels stattfinden. „Ein Testzentrum in Marktoberdorf hilft beispielsweise Betrieben in Füssen nicht.“Wiedenmann könnte sich auch mobile Testteams vorstellen, die in die Hotels kommen.
In Österreich wird das schon praktiziert, beispielsweise im Hotel Jungbrunn im Tannheimer Tal. Dort komme jeden Tag für eine halbe Stunde ein Testteam ins Haus, sagt Geschäftsführer Marcel Gutheinz. Innerhalb von 24 Stunden liege das Ergebnis vor, der Service sei für die Gäste kostenlos. Auch beim Tourismusverband Tannheimer Tal finden täglich Tests statt. Kosten laut Website: 85 Euro. Wer drei Nächte oder länger bleibt, eine Gästekarte hat und aus einem Land kommt, das Tirol als Risikogebiet eingestuft hat, zahlt die Hälfte.
Wie anfallende Kosten im Allgäu aufgeteilt werden könnten, dazu will sich Wiedenmann jetzt noch nicht konkret äußern. Viel wichtiger sei zunächst die Frage, wie eine gute Organisation aussehen könnte. Ihr Wunsch: enger mit den kommunalen Testzentren zusammenarbeiten. „Das Bayerische Testkonzept sieht für die Testzentren der Landkreise und kreisfreien Städte keine Bereitschaftsdienste an sieben Wochentagen vor und dies ist auch personell nicht umsetzbar. Hinzu kommt, dass die Zentren nur Tests für Personen ohne Symptome durchführen“, heißt es dazu aber in einem Schreiben, das Maria Rita Zinnecker, Ostallgäuer Landrätin und Vorsitzende der Allgäu GmbH, in Absprache mit den anderen Allgäuer Landräten verfasst hat.
Tests von Gästen und Mitarbeitern – auch am Wochenende – seien grundsätzlich Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVBy). Es sei jedoch denkbar, dass sich einzelne Hotels mit niedergelassenen Ärzten über Tests am Wochenende einigen, heißt es in dem Schreiben. Auch hinsichtlich mobiler Einsatzteams wird auf die KVBy verwiesen. Die Gesundheitsämter könnten eine solche Serviceleistung nicht anbieten. Die personellen Ressourcen seien erschöpft, das Personal habe schon jetzt zahlreiche staatliche Aufgaben zu erfüllen.
Auch der bayerische Gesundheitsstaatssekretär und scheidende Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Klaus Holetschek, sagt: „Ich verstehe die Anliegen des Tourismus, glaube aber, dass Lösungen gefunden werden müssen, die über staatliches Engagement hinausgehen.“
„Das hätte ich mir anders gewünscht“, sagt Wiedenmann mit Blick auf die Reaktion der Landräte. Sie will nun auf die Tourismus-Orte zugehen und mit ihnen nach Lösungen suchen. Sie überlege in alle Richtungen. Aus dem Ostallgäuer Landratsamt kommt außerdem die Anregung: „Es ist Privaten möglich, mit regionalen Laboren zu kooperieren.“„Wir prüfen gerade, ob und wie eine Zusammenarbeit mit Hotels möglich sein könnte“, sagt Dr. Matthias Lapatschek vom Medizinisch-Diagnostischen Labor Kempten (allgäuLab). Das Labor sei aber nicht auf das Durchführen von Abstrichen spezialisiert.