Schlaflose Nacht wegen 30 Granaten
Bauarbeiter stoßen in Sulzberg auf Munition aus dem Zweiten Weltkrieg – 60 Menschen müssen Häuser verlassen
- Etwa 15 Stunden lang sind 120 Rettungskräfte, Sprengstoffexperten und Gemeinde-Mitarbeiter in Sulzberg (Landkreis Oberallgäu) im Einsatz gewesen. 60 Bürger mussten ihre Häuser verlassen und die Nacht in einer Turnhalle verbringen. Der Grund: Bauarbeiter sind im Ortskern auf 30 Granaten gestoßen. Ein Kampfmittelräumdienst hat den Sprengstoff kontrolliert gesprengt.
In der Gemeinde werden zurzeit die Ortsdurchfahrt und die Brücke über den Sulzberger Bach erneuert. Das Wasser fließe über eine Betonplatte, sagt Bürgermeister Gerhard Frey. Ein Baggerfahrer habe diese Platte ausgehoben. Dabei sei er auf eine Art Holzkiste mit Metallteilen gestoßen. Weil nicht sicher war, worum es sich bei dem Material genau handelt, wurden Bauamt, Bürgermeister und schließlich die Polizei eingeschaltet.
„Es handelt sich unter anderem um mehrere Phosphorgranaten und eine Sprenggranate aus dem Zweiten
Weltkrieg“, berichtete Marcus Hörmann, Leiter der Polizeiinspektion Kempten, am späten Dienstagabend vor Ort. Die Beamten hatten noch am Nachmittag das Gebiet großräumig gesichert und einen Entschärfungsdienst aus München hinzugerufen. Die Behörden evakuierten gegen 23
Uhr das Gebiet im Umkreis von 50 Metern. Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes und der Johanniter versorgten die Menschen mit Essen und Trinken. „Die waren alle sehr gut vorbereitet“, sagt Markus Kaiser. „Das war super organisiert.“Er und seine Familie gehörten zu denjenigen, die die Nacht in der Halle verbrachten.
Die Sprengstoffexperten entschieden, die Granaten noch in der Nacht vor Ort kontrolliert zu sprengen. „Dafür wurden an den Gebäuden wegen der möglichen Druckwelle die Fenster geöffnet“, sagt Frey. Niemand sei bei der Sprengung verletzt worden, auch Schäden an Fassaden oder Fenstern gebe es nicht. Damit war der Einsatz allerdings noch nicht abgeschlossen: Die Experten untersuchten nach der Sprengung den Fundort und entdeckten weiteren Sprengstoff, darunter auch Phosphorgranaten und panzerbrechende Munition. Gegen 4.20 Uhr brachten die Einsatzkräfte diese aus Sicherheitsgründen zu einer Flutmulde im Außenbereich des Ortes. Die Experten sprengten diese Granaten am Mittwochmittag kontrolliert. Woher die Munition genau stammt und wer sie dort vergraben hat, kann nach Polizeiangaben nicht ermittelt werden. Die Bauarbeiten sind indes wieder in vollem Gange. Die Stelle, an der die Munition gefunden wurde, ist bereits wieder zubetoniert.