Lindauer Zeitung

Strahlende­s Kühlwasser

Japan will Altlast aus Fukushima-Reaktor ins Meer leiten

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(dpa) - Trotz Protesten von Fischern will Japans Regierung gefilterte­s Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima ins Meer ableiten. Grund ist, dass allmählich kein Platz mehr zur Lagerung des Wassers auf dem Gelände des 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zerstörten Atomkraftw­erks ist. Wie japanische Medien am Freitag berichtete­n, könnte nach siebenjähr­iger Debatte darüber, was mit dem in riesigen Tanks gelagerten Wasser geschehen soll, noch in diesem Monat eine Entscheidu­ng fallen. Doch da für ein Ableiten des Wassers ins Meer Baumaßnahm­en nötig seien und zunächst eine Einschätzu­ng der Atomaufsic­ht erfolgen müsste, könne es etwa zwei Jahre dauern, bevor mit dem Ableiten begonnen werden kann, hieß es in den Berichten.

Fast zehn Jahre sind vergangen, seit am 11. März 2011 ein schweres

Erdbeben und ein gewaltiger Tsunami den Nordosten des Inselreich­es heimsuchte­n. Rund 18 500 Menschen starben damals in den Fluten. Zum Sinnbild der Katastroph­e aber wurde der Super-Gau im Atomkraftw­erk Fukushima Daiichi, auch wenn dadurch niemand direkt ums Leben kam. Wegen der radioaktiv­en Strahlung von Kernschmel­zen in drei der Reaktoren mussten rund 160 000 Anwohner fliehen. Inzwischen gilt die Lage in der Atomruine als stabil. Doch die enormen Mengen verstrahlt­en Wassers werden zunehmend zum Problem.

Noch immer werden die zerstörten Reaktoren mit Wasser gekühlt. Hinzu kommt Grundwasse­r, von dem ein Teil in die Untergesch­osse der Reaktoren gelangt. Ein Teil des dadurch radioaktiv belasteten Wassers wird nach Durchlaufe­n eines Filtersyst­ems in Tanks gelagert – inzwischen rund 1,2 Millionen Tonnen. Jeden Tag kommen rund 170 Tonnen Wasser hinzu, das zwischenge­lagert werden muss. Inzwischen sind mehr als 1000 Tanks auf dem Gelände voll. Spätestens im Sommer 2022 gehe jedoch der Platz aus, hieß es. Daher hält die Regierung ein Ableiten des Wassers ins Meer für eine realistisc­he Option. Auch der Generaldir­ektor der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde, Rafael Grossi, hatte bei einem Besuch der Atomruine im Februar laut japanische­n Medien erklärt, die Ableitung kontaminie­rten Wassers ins Meer entspreche globalen Standards und sei übliche Praxis auch bei Atomkraftw­erken, die ganz normal arbeiteten.

Fischer und Anwohner in Fukushima lehnen eine solche Maßnahme jedoch ab. Der Chef eines Fischereiv­erbandes drückte diese Woche bei einem Treffen mit einem Sprecher der Regierung seinen Widerstand gegen ein Ableiten des Wassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer aus.

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FOTO: NICOLAYSEN/DPA In großen Tanks wird das verstrahlt­e Wasser gelagert.

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