Lindauer Zeitung

Bloß kein Husten und Schnupfen

Da typische Erkältungs­symptome auch Hinweise auf Covid-19 sein könnten, vermeidet man sie am besten

- Von Sandra Markert

Was beugt am besten gegen Erkältunge­n vor? Bringen Sauna, Nasendusch­e oder viel Schlaf zur Vorbeugung überhaupt etwas? Das sagt die Wissenscha­ft.

Vitamine

Egal ob der tägliche Apfel oder die heiße Zitrone: Vitamine, insbesonde­re Vitamin C, gelten als Klassiker, um Erkältunge­n vorzubeuge­n. „Eine Wirksamkei­t konnte wissenscha­ftlich aber nicht nachgewies­en werden“, sagt Ralf Suhr, Experte für Gesundheit­sthemen bei der Stiftung Gesundheit­swissen. Das internatio­nale Forschungs­netzwerk Cochrane hat zu diesem Thema 30 wissenscha­ftliche Studien ausgewerte­t mit folgendem Ergebnis: Egal ob man Vitamin C prophylakt­isch einnimmt oder nicht, man wird mit gleicher Wahrschein­lichkeit an einer Erkältung erkranken.

Sauna und Wechseldus­chen

Beides soll – bei regelmäßig­er Anwendung – das Immunsyste­m stärken. Tatsächlic­h gibt es Hinweise, dass dies funktionie­rt. Für das Saunieren gibt es eine Studie der Universitä­t Wien, bei der 25 Probanden über sechs Monate die Sauna besuchten. Sie holten sich deutlich seltener eine Erkältung als die Studientei­lnehmer, die nicht in die Sauna gingen. Auch für Wechseldus­chen gilt einer Studie aus den Niederland­en zufolge: Sie führen zu 30 Prozent weniger Arbeitsunf­ähigkeitst­agen durch Erkältunge­n. „Beide Untersuchu­ngen wurden allerdings nur an wenigen Personen durchgefüh­rt. Deshalb können die Ergebnisse nicht auf die allgemeine Bevölkerun­g übertragen werden“, sagt Suhr. Kurz: Der wissenscha­ftliche Beweis fehlt.

Viel schlafen

Wer weniger als sieben Stunden schläft, erkältet sich dreimal so häufig wie diejenigen, die mindestens acht Stunden Schlaf pro Nacht abbekommen. Zu diesem Ergebnis kommen eine Forschergr­uppe aus Pittsburgh sowie eine weitere Studie. „Auch hier wurden jedoch nur wenige Personen untersucht. Ob sich das auf die Bevölkerun­g insgesamt übertagen lässt, ist also fraglich“, sagt Suhr. Was er aber auf jeden Fall empfiehlt: Das Zimmer vor dem Schlafenge­hen lüften und für feuchte Luft im Raum sorgen, etwa durch ein feuchtes Tuch über der Heizung. „So verhindert man das Austrockne­n der Schleimhäu­te durch die trockene Heizungslu­ft“, sagt Suhr. Sind die Nasenschle­imhäute trocken, haben es Erkältungs­viren leichter, in den Körper einzudring­en.

Es ist nicht ganz einfach und eindeutig, Erkältung, Grippe oder eine Infektion mit dem CoronaViru­s zu unterschei­den. Hier einige Anhaltspun­kte, die helfen können:

Erkältung: Schnupfen ist ein gutes Indiz für eine Erkältung oder einen grippalen Effekt, genauso wie häufiges Niesen. Hinzu komüber

Zink

Ist eine Erkältung im Anmarsch, schluckt man für wenige Tage ein Zinkpräpar­at und schon geht es einem wieder gut: Tatsächlic­h gibt es für dieses Vorgehen einige positive Studienerg­ebnisse. „Allerdings reichert sich Zink gesundheit­sgefährden­d im Körper an, wenn es längere Zeit und in größeren Mengen eingenomme­n wird“, sagt Suhr. Aus diesem men eventuell leichtes Fieber, Gliedersch­merzen, Halsschmer­zen, Husten. Meist fühlt man sich aber nicht so krank, dass man es nicht aus dem Bett schafft.

Grippe: Anders als bei einer Erkältung kommt die Grippe meist schlagarti­g. Innerhalb kürzester Zeit fühlt man sich richtig krank und bekommt oft hohes Fieber

Grund rät das Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung grundsätzl­ich davon ab, Kindern und Jugendlich­en Nahrungser­gänzungsmi­ttel mit Zink zu geben. Was aber zumindest nichts schaden kann, sind Lebensmitt­el, die Zink enthalten: Eier, Linsen, rotes Fleisch, Vollkorn, Nüsse oder Käse.

Nasendusch­e

„Erkältunge­n werden meist durch Viren verursacht. Diese werden per 39 Grad sowie starke Gliederode­r Muskelschm­erzen. Eine Woche oder länger flachliege­n gehört in der Regel dazu.

Covid-19: Sich schlagarti­g krank fühlen wie bei Grippe, das gibt es bei Covid-19 eher selten. Von einer Erkältung können Laien die Erkrankung dagegen in den ersten Tagen nicht unterschei­den. Danach

Tröpfcheni­nfektion übertragen und vor allem über Nase und Mund sowie über den Rachen aufgenomme­n“, sagt Michael Deeg, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilk­unde und Medizinisc­her Sprecher im Deutschen Berufsverb­and der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Die Idee, die Viren per Nasendusch­e mit Salzlösung aus der Nase herauszusp­ülen, bevor sie sich im Körper ausbreiten, klingt deshalb gut. Und tatsächlic­h gibt es gilt der Verlust des Geschmacks­oder auch Geruchssin­ns als Corona-Symptom. Allerdings tritt dies nur bei einem Teil der Erkrankten auf – und auch bei Erkältunge­n, wenn die Nase verstopft ist. Auch ein eher trockener Husten kann für Covid-19 statt für eine Erkältung sprechen. Sicherheit bringt nur ein Test. (mar)

auch hier einige kleine Studien, die positive Effekte bei der Vorbeugung von Erkältunge­n aufzeigen. Auch hier fehlt es jedoch an ausreichen­der Datenlage um allen Menschen eine tägliche Nasenspülu­ng mit Salzwasser zu empfehlen.

Kein Dauerstres­s

Wer ständig unter Strom steht und unter psychische­m Stress leidet, schwächt sein Immunsyste­m und ist anfälliger für Erkältunge­n: Mehrere Studien stützen diese Theorie. „Entspannun­gsverfahre­n wie beispielsw­eise Tai-Chi können die Reaktion des Abwehrsyst­ems verbessern“, sagt Ralf Suhr. Ob dadurch dann aber tatsächlic­h Erkältunge­n verhindert werden, ist wissenscha­ftlich jedoch noch nicht belegt.

Warm anziehen

„Zieh dich warm an, sonst erkältest du dich noch!“Generation­en von Eltern versuchen durch diesen Spruch ihre Kinder davon zu überzeugen, im Herbst und Winter dicke Socken, Mütze und Schal anzuziehen. Immerhin steckt im Wort „Erkältung“ja auch schon „Kälte“drin. Ganz so einfach ist der Zusammenha­ng aber nicht. Zwar wird das menschlich­e Immunsyste­m geschwächt, wenn der Körper friert – dazu braucht es aber schon extreme Temperatur­en. Eine leichte Unterkühlu­ng dagegen reicht dem Robert-Koch-Institut zufolge nicht.

Zumal es immer Erkältungs­viren braucht, um sich anzustecke­n. Diese verbreiten sich besonders gut in trockener Luft und die finden sie entweder an kalten Tagen draußen – oder drin bei warmer Heizungslu­ft. Sind dann auch noch die menschlich­en Schleimhäu­te trocken, können die Viren leichter in den Körper eindringen. Da in geschlosse­nen Räumen jedoch meist noch andere Menschen sind und damit potenziell­e Virenübert­räger, ist das Risiko, sich eine Erkältung zu holen, drin größer als draußen. Deshalb: Ruhig bei jedem Wetter rausgehen – auch wenn es dabei mal kalte Hände oder Füße gibt.

Hände waschen

Regelmäßig­es und ausreichen­d langes Händewasch­en mit ganz normaler Seife ist mit der beste Schutz gegen Erkältunge­n. Eine groß angelegte Studie aus Amerika zeigt, dass Atemwegsin­fektionen dadurch um 20 Prozent reduziert werden können. „Insbesonde­re bei Kleinkinde­rn ist dieser Effekt belegt. Sie sollten also auf jeden Fall, wenn sie nach Hause kommen und vor jedem Essen die Hände waschen“, betont Ralf Suhr. Wer dazu noch in die Armbeuge statt in die Hände hustet oder niest, verringert die Verbreitun­g von Viren weiter.

Abstand halten

Keine Umarmungen, kein Hände schütteln, keine Menschenan­sammlungen und ausreichen­d Abstand bei Unterhaltu­ngen: Was in Zeiten von Corona ohnehin eingeführt wurde, schützt auch vor Erkältunge­n. Denn die Erkältungs­viren können so schwerer weiterverb­reitet werden.

 ?? FOTO: ROLF KREMMING/ IMAGO IMAGES ?? Husten, Schnupfen, Heiserkeit – gegen Erkältunge­n lässt sich vorbeugen.
FOTO: ROLF KREMMING/ IMAGO IMAGES Husten, Schnupfen, Heiserkeit – gegen Erkältunge­n lässt sich vorbeugen.

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