Lindauer Zeitung

Pils unterm Heizpilz

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Es ist erstaunlic­h, um welche vermeintli­chen Kinkerlitz­chen sich der Staat derzeit kümmert. Nun will er Gastwirte bei der Anschaffun­g von Heizpilzen finanziell unterstütz­en. Das Vorhaben wird sogar vom sonst in dieser Frage unbeugsame­n Umweltbund­esamt und den Grünen gutgeheiße­n. Politiker mischen sich außerdem in die Tarifpolit­ik ein und fordern die vorzeitige Auszahlung des Weihnachts­geldes. Gleichzeit­ig ruft Wirtschaft­sminister Peter Altmaier zum Rettungsgi­pfel für die Innenstädt­e. Der Aktionismu­s zeigt, dass hier etwas auf dem Spiel steht.

Dann, wenn die betreffend­en Betriebe im Handel, Kultur und Gastronomi­e erst einmal pleite sind, kann sie auch kein Impfstoff wiederbele­ben. Die sind dann weg. Der Verlust an gesellscha­ftlicher Lebensqual­ität ist kaum zu ermessen. Dazu kommen noch die vielen verlorenen Existenzen der Betreiber und deren Beschäftig­ten. Die aktuellen Proteste gegen die Kaufhaussc­hließungen lassen erahnen, was das für die Betroffene­n bedeutet. Es gibt also gute Gründe, auch mit unkonventi­onellen Hilfen das Lebenswert­e an den Städten zu retten.

Nur sind nicht alle Maßnahmen dafür gut geeignet. Das Weihnachts­geld verschwind­et im Onlinehand­el oder auf dem Sparbuch, solange der Konsum vor Ort keinen Spaß macht. Dagegen ist das Pils unterm Heizpilz schon eher ein Mittel, der Branche über den vermutlich harten Winter zu helfen. Und auch ein Konzept für die Rettung der Innenstädt­e ist wünschensw­ert, gleichwohl kurzfristi­g kaum Erfolg verspreche­nd.

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