Ab sofort Maskenpflicht auf der ganzen Insel
Sieben-Tages-Quote steigt am Sonntag über die Warnschwelle von 35 Neuinfektionen – Kreis ergreift Maßnahmen
- Im Landkreis Lindau ist am Sonntag die Schwelle von 35 Infektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschritten worden. Der Kreis ergreift daher zunächst für die nächsten fünf Tage – bis Freitag, 24 Uhr – Maßnahmen, um das Infektionsgeschehen möglichst wieder einzudämmen. Dabei sah es am Samstag noch so aus, als gingen die Neuinfektionen zurück.
Viele Bürger, aber auch die Verantwortlichen waren am Samstag erleichtert, dass die Infektionsquote im Landkreis Lindau wieder leicht gesunken ist. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit meldete zwar drei neue bestätigte Corona-Fälle, doch vor einer Woche waren es vier, sodass einer aus der Sieben-Tage-Wertung fällt. Die sogenannte Inzidenzquote, die auf 100 000 Einwohner berechnet wird, lag damit bei 32,9 – das war niedriger als am Freitag, als Lindau die Marke von 35 nur knapp verfehlt hatte. Bei dieser Marke springt die Corona-Ampel des Freistaats von Grün auf Gelb. Am Sonntag kam es aber schließlich dazu.
Die Lindauer hoffen nun, dass die Quote in den kommenden Tagen wieder fällt. Offenbar ist der Andrang an der Corona-Teststation aber derweil so groß wie nie. Am Freitag mussten Menschen fast eine Stunde Wartezeit in Kauf nehmen, bevor sie zum Test kamen. Die Autos stauten sich auf der Bösenreutiner Steig. Unklar ist, ob es sich dabei um viele Besorgte handelt, die sich durch einen Test Entwarnung erhoffen, oder ob in der Folge mit einer noch drastisch steigenden Zahl von Corona-Fällen im Landkreis zu rechnen ist.
Klar ist inzwischen, welche Folgen nun auf die Bürger im Landkreis Lindau zukommen. Die Staatsregierung hat am späten Freitagabend die entsprechende Verordnung veröffentlicht. Demnach gelten am Tag nach der Überspringen der 35erMarke verschärfte Maßnahmen. Das bedeutet vor allem eine Maskenpflicht auf Begegnungsflächen vor öffentlichen Gebäuden sowie in Theatern, bei Konzerten oder im Kino auch während der Vorstellung. Hinzu kommt eine Maskenpflicht auf „stark frequentierten öffentlichen Plätzen“. Laut Landratsamt gilt dies im Lindauer Stadtgebiet auf allen öffentlich zugänglichen Straßen, Wegen und Plätzen auf der Insel einschließlich der Seebrücke, auf allen öffentlich zugänglichen Flächen rund um den zentralen Umsteigepunkt ZUP in der Anheggerstraße zwischen Kolpingstraße und Ludwig-Kick-Straße, auf dem Berliner Platz einschließlich der abgehenden Straßen bis zu 50 Meter ab dem Berliner Platz sowie auf allen öffenlich zugänglichen Freiflächen rund um das Einkaufszentrum Lindaupark.
Ob diese Bereiche noch auf weitere Gemeinden im Kreis ausgeweitet werden, müsse man noch mit den jeweiligen Gemeinden abstimmen, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Es mehren sich jedenfalls Hinweise, dass Corona auch wieder kleine Gemeinden betrifft. So gibt es in Gestratz zumindest einen Verdachtsfall. Deshalb hat Bürgermeister Johannes Buhmann am Freitagabend kurzfristig eine Veranstaltung abgesagt, die der Verein Bürger-Mobilität Argental, Grundschule Laubenberg und der Verein Zeltschule geplant hatten.
Entgegen der vorherigen Ankündigung gilt bei gelber Corona-Ampel in Gaststätten keine Sperrstunde ab 23 Uhr, die Wirte dürfen aber von 23 bis 6 Uhr keinen Alkohol mehr ausschenken. In dieser Zeit darf auch an Tankstellen und allen anderen Verkaufsstellen kein Alkohol verkauft werden. Auf den vom Landratsamt festgelegten, stark frequentierten öffentlichen Plätzen darf in dieser Zeit ebenfalls kein Alkohol konsumiert werden.
Schüler ab der fünften Klasse müssen bei gelber Corona-Ampel auch während des Unterrichts Masken tragen; in der Öffentlichkeit und in privaten Räumen dürfen sich höchstens zehn Menschen oder zwei Hausstände treffen; die Teilnehmerzahl bei privaten Feiern ist ebenfalls auf höchstens zehn Menschen oder die Angehörige zweier Hausstände begrenzt.
„Unser aller Ziel muss sein, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren und die Infektionsketten schnell zu durchbrechen“, sagte Landrat Elmar Stegmann. So wurde beispielsweise bereits vergangene Woche das Hygienekonzept für die Gastronomie durch die Bayerische Staatsregierung angepasst. Demnach ist durch den Gaststättenbetreiber eine Dokumentation mit Angaben von Namen und sicherer Erreichbarkeit (Telefonnummer oder E-Mail-Adresse beziehungsweise Anschrift) einer Person je Hausstand und Zeitraum des Aufenthaltes zu führen. In erlaubnisbedürftigen Schankwirtschaften hat sich jeder Gast einzeln zu registrieren. Der Gaststättenbetreiber soll stichpunktartig überprüfen, ob die angegebenen Kontaktdaten vollständig sind und ob diese offenkundig falsche Angaben enthalten (Plausibilitätsprüfung). Gegebenenfalls sind die Gäste zur Nachbesserung oder Korrektur aufzufordern.
Wie berichtet, gab es zuletzt für die Neuinfektionen im Landkreis verschiedene Gründe. Betroffen waren auch zwei Schulen. Während das Lindauer Landratsamt im Gegensatz zu allen umliegenden Behörden nicht sagen wollte, welche Schulen betroffen sind, meldet der Westallgäuer, dass sich eine Klasse der Realschule Lindenberg momentan in Quarantäne befindet. Laut Schulleiter Walter Zwinger gibt es Reihentests. Alle Schüler bekämen zwei Wochen lang Unterricht daheim.
Das Testzentrum ist sonntags von 10 bis 13 Uhr sowie montags, mittwochs und freitags jeweils von 17.30 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet. Jede Person mit Wohnsitz im Landkreis oder Personal von Schulen, Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen mit Arbeitsort im Landkreis kann sich dort testen lassen. Erkrankte werden im Testzentrum nicht getestet, sondern sollen Kontakt mit dem Hausarzt oder dem Bereitschaftsdienst, Telefon 11 61 17, aufnehmen.