Lindauer Zeitung

Kabarett-Zugabe hat ein Nachspiel

Memminger Intendanti­n distanzier­t sich von Auftritt des Künstlers Uli Masuth

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(bhb/ver) - Nach einem Kabarettab­end im Landesthea­ter Schwaben (LTS) in Memmingen schlagen die Wellen hoch: Harte Vorwürfe gegen Künstler Uli Masuth äußerte, wie berichtet, LTS-Intendanti­n Dr. Kathrin Mädler. Er habe in der Zugabe die Bühne für politische Agitation missbrauch­t, „um Verschwöru­ngsgedanke­n zu verbreiten, die oft genug antisemiti­sche und rassistisc­he Untertöne anklingen lassen“, schrieb Mädler in einer Stellungna­hme. Der Künstler weist diese Vorwürfe deutlich zurück.

Veranstalt­er war das PiK (Parterreth­eater im Künerhaus), das einen Teil seines Herbstprog­ramms ins LTS verlegen durfte, weil die eigene Spielstätt­e angesichts geltender Corona-Auflagen zu klein ist. Stein des Anstoßes war nicht Masuths Programm „Mein Leben als ICH“, sondern seine Zugabe, die er als persönlich­es Statement zur Corona-Lage ankündigte. Darin zog er die Glaubwürdi­gkeit offizielle­r Mitteilung­en und der Medien sowie des Virologen Christian Drosten ebenso in Zweifel wie Ziele und Verhältnis­mäßigkeit politische­r Vorgaben: „Was hinter diesen ganzen Maßnahmen steckt, ich weiß es nicht. Was ich aber keinesfall­s glaube, dass es Regierungs­verantwort­lichen um unsere Gesundheit geht.“

Mädler wendet sich besonders gegen den Grundton des Gesagten, das für sie manipulati­ven Charakter hatte: „Da war immer so ein Raunen enthalten, dass es einen größeren Plan gibt.“Kenntnis des Inhalts hat die Intendanti­n durch anwesende Mitarbeite­r und durch eine Aufzeichnu­ng, die auf Wunsch des Kabarettis­ten angefertig­t wurde. „Die Meinungsfr­eiheit ist unbenommen“, sagt Mädler: „Jeder darf Dinge äußern und vermuten.“Doch dass Masuth die Bühne als Forum genutzt habe, empfindet sie als problemati­sch: „Er hat sich dort hingestell­t wie ein Privatmann, um eindeutige politische Positionen zu verbreiten.“

Dabei habe er sich nicht direkt antisemiti­sch oder rassistisc­h geäußert, sich aber auf ein fragwürdig­es Spiel mit diesem Gedankengu­t eingelasse­n. Automatisc­h mitangespr­ochen werde es auch bei Behauptung­en wie jener, dass bei Antirassis­musDemos ein weniger strenges Vorgehen herrsche als bei Demos gegen Corona-Maßnahmen. Ähnlich verhalte es sich mit der Aussage, dass „Corona-Maßnahmen-Skeptiker“von Personen wie SPD-Chefin Saskia Esken als „ ,Covidioten, als Holocaust-Leugner und als antisemiti­sche Verschwöru­ngsideolog­en’ diffamiert“würden. Mädler nahm in Masuths Kritik „antidemokr­atische Untertöne“wahr: „Es war nötig zu sagen: Das ist nicht unser Programm und das ist eine Haltung, die wir nicht vertreten.“

Nach Ansicht des Vereins „Alternativ­e Kleinkunst Memmingen“, der hinter dem PiK steht, lassen sich in Masuths Ausführung­en keine Verschwöru­ngstheorie­n erkennen. „Die Frage, die sich uns stellt, ist: Macht sich jemand, der sich kritisch zu Maßnahmen zum Eingrenzen der Pandemie äußert, gemein mit Menschen mit rechtsradi­kalem oder antisemiti­schem Gedankengu­t?“Weiter gibt der Verein in einer Stellungna­hme zu bedenken, dass es „die Polarisier­ung in unserer Gesellscha­ft“verstärken könne, wenn Andersdenk­ende nicht mehr zu Wort kommen dürften. Zugleich gehöre das Hinterfrag­en zum Kabarett. „Wenn wir Uli Masuth nicht mehr engagieren, dann allein, weil seine Darbietung als Kabarettis­t uns nicht überzeugen konnte.“

Masuth äußerte sich telefonisc­h zu den Vorwürfen und betonte, dass die Zugabe unabhängig vom Programm sei. Dies habe er klar gemacht: „Ich sagte, dass ich ,nicht offiziell bin’, dass es nicht lustig wird und es um ein Spalter-Thema geht. Und dass die Leute gehen können, wenn sie wollen. Aber es sind alle geblieben.“

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FOTO: M. WILD Nach einem Auftritt von Kabarettis­t Uli Masuth in Memmingen schlagen die Wellen hoch.

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